Gespann-DM, Reutlingen: Hendrickx/Liepins neue Leader
Start zum 1. Lauf: Hendrickx/Liepins (#83) vor Garhammer/Kälin (#56), Clohse/Verhagen (#27), Weiss/Schneider (#43) und Walter/Vonbun (#24)
«Wenn wir bei den Starts mit vorne sind, haben wir durchaus Siegchancen», schätzte Martin Betschart nach der sechstschnellsten Zeit im Training ein. Doch gelang den – noch – in der DM führenden Schweizern dieses Kunststück in Reutlingen nicht. Nur durch fahrerische und konditionelle Glanzleistungen konnten sie dann in beiden Läufen zwei dritte Ränge erkämpfen.
Deutlich besser kamen Joris Hendrickx/Kaspars Liepins vom Startgitter weg. Im ersten Durchgang erlaubten sich die Weltmeister von 2009 allerdings einen kleinen Schnitzer. Die dichtauf folgenden Andreas Clohse/Christian Verhagen nutzten ihre Chance, übernahmen die Führung und konnten am Ende ihren ersten DM-Laufsieg feiern. Ähnlich schnell wie Bürgler/Betschart waren Tomas und Ondrej Cermak unterwegs. Das tschechische Brüderpaar hatte beim Start Probleme und musste das Feld von hinten aufrollen. Hinter den ebenfalls starken Benjamin Weiss/Patrick Schneider und Max Frech/Michael Frech war die Aufholjagd allerdings zuende.
Tobias Garhammer/Bruno Kälin waren hinter Hendrickx in die ersten Kurven gestochen, sahen dann aber nur als Siebte vor Thomas Morch/Robert Godau die Zielflagge. Ein Sicherungsdraht am Gasgriff hatte sich gelöst und bohrte sich immer wieder in den rechten Daumen von Lokalmatador Garhammer. Für Morch ist diese Saison zumindest vorläufig die letzte: ?«Ich habe beruflich nicht die Zeit, mich konditionell entsprechend vorzubereiten. Außerdem gehen nun Familie und Hausbau vor.?» Axel Richter, mit Stefan Nicke im Beiwagen, gab sich mit seinem neunten Rang vor den zweitschnellsten Schweizern Marco Boller/Simon Wälti nicht zufrieden: ?«Mir fehlte am Schluss die Kraft.»
Während Richter auf relativ hohem Niveau klagte, war Kräftemangel für Johannes Vonbun ein ernsthaftes Problem. Bereits nach sieben Runden musste Martin Walter deshalb seinen Einsatz beenden. Was den Vorarlberger derzeit plagt, sollen nun die Ärzte herausfinden. Bereits am Vorwochenende in Straßbessenbach hatte der sonst konditionsstarke Vorarlberger mit Muskelkrämpfen aufgegeben. Auch Martin Walter trägt sich sehr ernsthaft mit dem Gedanken, seine Cross-Karriere zu beenden.
Vor dem zweiten Lauf verzichtete die Rennleitung darauf, den Startbereich zur Staubreduzierung noch einmal abzuspritzen. Morch, Hendrickx, Clohse, Frech, Bürgler und Cermak rasten als schnellste Teams auf die erste Linkskurve zu und erzeugten dabei eine Wolke, in der nurmehr Blindflug möglich war. Als sich der Staub verzog, lag das Gespann von Garhammer hochkant auf der Piste. Auch Adrian Peter und sein neuer Mitstreiter Pascal Knübben waren havariert. Die beiden Youngster und Kälin rappelten sich schnell wieder auf, doch Garhammer blieb zunächst regungslos liegen. ?«Er hatte seinen Helm nicht mehr auf», berichtete Peter. Unter diesen Umständen wurde das Rennen sofort abgebrochen.
Auslöser für den schweren Sturz war – so erinnert sich Garhammer – ein inniger Kontakt seines Vorderrades mit dem Beiwagen des Cermak-Gespannes. Dahinter fahrende Teams konnten nicht mehr ausweichen, sodass die beiden noch mehrfach überrollt wurden und ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Von dort kam bald Entwarnung: Garhammer hatte sich am ganzen Körper teils schwere Prellungen und außerdem einen Nasenbeinbruch zugezogen. Letzteres war auch Kälin widerfahren. Beide wurden noch am Abend aus dem Hospital entlassen. ?«Für die Schwere des Sturzes sind wir noch gut davon gekommen», resümierte Kälin.
Nach dem Neustart gingen Hendrickx/Liepins vor Morch/Godau in Führung und siegten unangefochten. Diesmal waren die Cermak-Brüder direkt im Vorderfeld und übernahmen bald die dritte Position hinter Clohse/Verhagen, während Bürgler wieder einige Plätze gutmachen musste. In der Folge fiel Clohse mit Federungsproblemen zurück und ließ auch Frech/Frech, Richter/Nicke und Weiss/Schneider ziehen. Hinter Tobias Blank/Michael Klooz mussten Boller/Wälti kämpfen, um ihre Schweizer Mitstreiter Kevin Battaglia/Philipp Furrer auf Distanz zu halten.
Von den Teams, die im Rahmen der DM-Läufe für den Deutschen-Motocross-Pokal gewertet werden, waren Joachim und Philipp Reimann auf dem harten Reutlinger Kurs am erfolgreichsten.
Das DM-Finale findet am 6.9. in Schenkenhorst südlich von Berlin statt. Dort dürfte sich der Titelkampf auf ein Duell zwischen Hendrickx und Bürgler zuspitzen. Für den weitgehend abgeschlagenen Clohse geht es primär darum, seinen dritten DM-Rang vor Walter zu sichern.
Motocross-Gespann-DM Reutlingen/D:
1. Lauf: 1. Clohse/Verhagen (B/NL), WSP-Zabel. 2. Jo. Hendrickx/Liepins (B/LV), VMC-KTM. 3. Bürgler/M.Betschart (CH), VMC-KTM. 4. Weiss/Schneider (A), VMC-Zabel. 5. Frech/Frech (D), WSP-Zabel. 6. Cermak/Cermak (CZ), WSP-Zabel. 7. Garhammer/Kälin (D/CH), VMC-Zabel. 8. Morch/R. Godau (D), WHT-KTM. 9. Richter/Nicke (D), WHT-Zabel.
10. Boller/Wälti (CH), WSP-KTM. 11. T.Blank/Klooz (D), VMC-Zabel. 12. Battaglia/Furrer (CH), VMC-KTM. 13. Inderbitzin/Forster (CH), VMC-KTM. 14. Uhlig/M.Richter (D), VMC-Mega. 15. Heinzer/Schelbert (CH), WHT-KTM. 16. Faustmann/Benning (D), VMC-Zabel.
17. Reimann/Reimann (D), WHT-Zabel. 18. Engelbrecht/Hegewald (D), WHT-KTM.
19. T.Hannuschke/U.Friedrisszyk (D), Mefo-Zabel. 20. Kutschke/Schmidt (D), VMC-Zabel.
2. Lauf: 1. Jo. Hendrickx. 2. Cermak. 3. Bürgler. 4. Frech. 5. Richter. 6. Weiss. 7. Clohse. 8. T.Blank. 9. Boller. 10. Battaglia. 11. Morch. 12. Heinzer. 13. Uhlig. 14. Reimann. 15. T.Hannuschke. 16. Engelbrecht. 17. Faustmann. 18. Schuricht/M.Friedrisszyk (D), VMC-KTM. 19. Gruber/Hofmeier (D), VMC-KTM. 20. Inderbitzin.
DM-Stand nach 9 von 11 Läufen: 1. Jo.Hendrickx 193. 2. Bürgler 188. 3. Clohse 148. 4. Walter 133. 5. Weiss 117. 6. Richter 107. 7. T.Blank u. Battaglia je 90. 9. Cermak 87. 10. Frech 80.
DM-Pokal-Stand nach 9 von 11 Läufen: 1. Engelbrecht 163. 2. T.Hannuschke 129. 3. Kutschke 102. 4. Reimann 97. 5. Kuhr 53.