MXGP Switzerland: Lösung für 2020 zeichnet sich ab
OK-Präsident Willy Läderach
Als Willy Läderach die Cross-WM 2016 nach 19 Jahren wieder in die Schweiz zurückholte, entpuppte sich die Veranstaltung gleich als durchschlagender Erfolg. Drei Jahre lang kamen 30.000 Zuschauer nach Frauenfeld, um die MX-Helden in Aktion zu erleben und sorgten damit für eine geschätzte Wertschöpfung von jeweils drei Millionen Franken in der Region.
Doch die Organisatoren rund um OK-Präsident Willy Läderach mussten immer grössere Steine aus dem Weg räumen, die ihnen verschiedene Umweltorganisationen und auch die Behörden vor die Füsse warfen. Die Bewilligung für das Rennen im vergangenen Jahr kam erst zwei Monate vor der Veranstaltung, weil sich ein MXGP-Gegner quer stellte. Dessen Einsprache gegen die Veranstaltungsbewilligung 2018 wurde vom Verwaltungsgericht des Kantons Thurgau zwar abgewiesen.
Der Anwalt des MXGP-Gegners drohte jedoch daraufhin, den Fall vor das Bundesgericht weiterzuziehen, sollten nicht alle Gerichtskosten und sein eigenes Honorar von den GP-Organisatoren übernommen werden. Letztere hatten im Grunde keine Wahl, wollten sie den Event 2018 nicht absagen – was mit enormen Kosten verbunden gewesen wäre. Deshalb kam man schliesslich zähneknirschend überein.
Für 2019 wurde wieder eine Baubewilligung verlangt, deshalb stand der Grand Prix auf wackligen Beinen. Und als der italienische MXGP-Promoter Youthstream vor dem Jahreswechsel 2018/2019 noch wissen wollte, wie es in der Schweiz weitergeht, hat die Truppe um Läderach den WM-Lauf für 2019 zurückgegeben. Am 18. August wird stattdessen in Imola gefahren.
Die Hoffnung auf eine Rückkehr des MXGP of Switzerland im nächsten Jahr haben die Veranstalter aber nicht aufgegeben, im Gegenteil. Bereits zu Jahresbeginn erklärte Läderach: «Wir brauchen Land in einer Zone, in der gebaut werden darf, dann haben die Umweltverbände nichts zu sagen. Daran arbeiten wir auf 2020 hin. Wenn die Umweltverbände dreinreden können, ist das alles aussichtslos, die machen einem alles kaputt.»
Lange wurde auch mit dem Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport – kurz: VBS – über eine Austragung auf einem der Schweizer Truppenübungsplätze gesprochen, wie Läderach im SPEEDWEEK.com-Gespräch erklärt: «Seit zwei Jahren haben wir versucht, gemeinsam mit dem VBS, also der Schweizer Armee, eine Lösung zu finden. Wir hatten nun schon drei Sitzungen in Bern mit allen Beteiligten. Und obwohl sich alle einig sind, dass es eine gute Veranstaltung ist, für die man eine Lösung finden muss, konnte kein Platz gefunden werden.»
Das Problem seien die Verantwortlichen der Truppenübungsplätze, ist sich der Geschäftsführer der Firma «MXGP Suisse AG» sicher. «Die sind grundsätzlich gegen alles, was nicht Armee ist. Und deshalb gab es immer zwei, drei vier Gründe, warum es jeweils nicht geht. Das lief nun drei Mal genau gleich ab», wettert er, und kommt zum Schluss: «Man kann auf Schweizer Truppenübungsplätzen einfach keine privaten Veranstaltungen mehr machen – ausser natürlich jene, die es schon gibt und die zähneknirschend akzeptiert werden müssen.»
Auch von den Behörden sei keine Hilfe zu erwarten, erklärt Läderach, der sich auch beklagt: «Speziell im Kanton Thurgau gibt es keine kantonalen Behörden mehr, die den Mut haben, eine Entscheidung zu treffen, bei der es vielleicht etwas knirschen könnte im Gebälk. Es gibt keine mutigen Politiker mehr.»
Deshalb gehe man nun einen anderen Weg, betont der 78-Jährige: «Wir haben nun sechs Jahre lang das ganze Auf und Ab mitgemacht und sicherlich eine Million mit Streitereien verbraten. Trotzdem sind wir im OK weiterhin der Meinung, dass wir eine Lösung finden müssen und wollen. Wir haben aber aufgehört, die offiziellen Stellen zu bemühen und sind nun an zwei Projekten dran, bei denen dann Unternehmer entscheiden können.»
Man darf ruhig zuversichtlich in die Zukunft blicken, denn Läderach fügt an: «Wir sind da auf einem guten Weg und gehen davon aus, dass wir im August eine Lösung haben werden.» Spätestens Ende September soll dann der neue Vertrag mit Promoter Youthstream und dem Motorradweltverband FIM unterschrieben werden. «Wir sind nach wie vor Wunschkandidaten für 2020», freut sich der Veranstalter, der sich zu möglichen Standorten nur vage äussern will. «Das wird in der Zentralschweiz sein», lautet seine ausweichende Antwort.
Trotzdem beziffert er die Chancen, 2020 wieder einen MXGP in der Schweiz zu haben, mit 80 Prozent. «Vorsichtig geschätzt, es sieht sehr gut aus», jubelt Läderach. «Und wir haben ja mit Jeremy Seewer und Arnaud Tonus auch zwei sehr erfolgreiche Schweizer MXGP-Stars in den Top-5, das kann keine andere Nation von sich behaupten. Und dann gibt es da auch noch fünf bis zehn junge Fahrer, die über die EM auch in Zukunft MXGP fahren wollen. Nicht zuletzt deshalb finden wir, dass es wirklich wichtig ist, in der Schweiz einen GP zu veranstalten.»