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Wie das HRC-Werksteam mit COVID-19 umgeht

Von Thoralf Abgarjan
HRC General Manager Marcus Pereira de Freitas

HRC General Manager Marcus Pereira de Freitas

Das HRC-Werksteam ist in Italien beheimatet, wo die Corona-Pandemie in Europa am stärksten wütet. Die Werkstatt bleibt in dieser Zeit geschlossen, doch das Team muss sich trotz der schwierigen Lage weiter vorbereiten.

Italien ist in Europa weiterhin die am stärksten von der Corona-Pandemie betroffene Region. Über 13.000 Menschen haben COVID-19 bisher nicht überlebt, es gibt mehr als 110.000 mit dem Coronavirus infizierte Menschen.

Aus diesem Grund befindet sich das in Italien ansässige Honda-Werksteam in Quarantäne. Die Situation könnte sich jedoch auch sehr schnell wieder ändern. Das Team hat im Moment keinerlei Planungssicherheit, muss aber auch für den Fall gewappnet sein, dass sich die Situation wieder verbessert. Das abzusichern, ist die Aufgabe von General Manager Marcus Pereira de Freitas, der über die aktuelle Lage berichtet.

Wie geht das HRC-Werksteam mit der Situation um?
«Es ist eine sehr schwierige Zeit für alle im Team. Alle sind wieder zu Hause, in verschiedenen Teilen der Welt. Alle versuchen sich fit zu halten, um vorbereitet zu sein. Im Moment bleibt es unser Hauptziel, in diesen schwierigen Zeiten in Sicherheit zu bleiben und zu hoffen, dass sich die Situation bald verbessert.»

Wie geht es Ihnen persönlich?
«Ich lebe in Italien. Wir erleben hier eine sehr kritische Situation. Die Ausgangssperren sind sehr streng. Ich darf mein Haus nur zum Einkaufen verlassen. Sogar das geht nur mit Sondergenehmigung. Es ist nicht einfach, weil wir als Team HRC gewohnt sind, viel zu reisen, an verschiedenen Orten zu sein und viele Menschen zu treffen. Jetzt einfach zu Hause zu sitzen und alles von dort aus zu erledigen, ist natürlich eine ungewohnte Situation.»

Wie geht es Euren Fahrern?
«Beide Werksfahrer sind zurück in ihren Heimatländern. Tim ist in Slowenien und Mitch in Australien. Wir haben die Entscheidung getroffen, dass Mitch erst aus Australien zurückkehren soll, wenn sich die globale Situation verschärft hat. Wir denken, dass er seine Verletzung zu Hause bei seiner Familie besser auskurieren kann. Tim bleibt normalerweise sowieso in Slowenien, also ist es nicht anders als sonst. Er hat sein eigenes Haus mit einem Fitnessstudio, sodass er seine normale Routine aufrechterhalten und sein Fitnesslevel halten kann.»

Wie ist die Situation mit der Verletzung von Mitch?
«Im Moment erholt er sich von seiner Schulterluxation, die er sich in Valkenswaard zugezogen hat. Vor ein paar Tagen wurde er erfolgreich operiert. Diese Pause ermöglicht ihm, eine gute Rehabilitation ohne Zeitdruck zu haben. Normalerweise ist so etwas für Fahrer immer eine schwierige Sache, weil sie so schnell wie möglich zurückkehren wollen. Also ist es gut, dass er sich ohne diesen Druck erholen kann. Wir bleiben in regelmäßigem Kontakt und stellen sicher, dass er die richtigen Dinge tut und auf andere Weise trainiert, damit er, wenn es in der WM weitergeht, wieder konkurrenzfähig ist.»

Wie liefen die ersten beiden Runden für HRC?
«Obwohl wir nur zwei Rennen hatten, ist viel passiert. In Matterley Basin hatte Tim einen großartigen Start und stürzte dann in der zweiten Kurve. Er musste von ganz hinten eine Aufholjagd starten. In der Zwischenzeit fuhr Mitch auf dem dritten Platz wirklich gut. Im zweiten Rennen war es umgekehrt, Tim war vorne und zeigte sich von seiner besten Seite. Er gewann mit über 20 Sekunden Vorsprung. Mitch musste sich in diesem Rennen durch das Feld kämpfen. Aber er hatte eine gute pace.»

«In Valkenswaard hatten wir das technische Problem von Tim im Qualifikationsrennen, als er in Führung liegend aufgeben musste. Er musste von der Außenseite des Startgatters ins Rennen gehen, was gerade in Valkenswaard ein echter Nachteil ist. Er legte aber trotzdem zwei großartige Starts hin und konnte im ersten Rennen schon in der zweiten Runde die Führung übernehmen. Er holte einen weiteren Sieg. Im zweiten Rennen konnte er seine Leistung aus dem ersten Lauf nicht ganz wiederholen, aber mit Rang 2 verlor er am Ende des Tages keine Punkte. Das war nach dem Qualifikationsrennen nicht zu erwarten.»

«Leider hat sich Mitch in der ersten Runde des ersten Rennens die Schulter ausgekugelt. Aber er war über das Wochenende gut unterwegs und wir sind definitiv zufrieden mit seiner Leistung und seinen Fortschritten. Wie gesagt, es waren nur zwei Rennen, aber es ist viel passiert.»

Wie läuft die neue CRF450RW?
«Wir sind mit der Leistung des neuen Motorrades sehr zufrieden. Beide Fahrer hatten gute Starts in allen Rennen, das Motorrad liegt sehr gut und hat eine gute Leistungsentfaltung. Das hatten wir schon bei den Trainings und im Winter gesehen, aber im Rennen ist es dann doch meistens anders. Wir sind zufrieden, wie es für uns zur Zeit läuft.»

Wie bereitet ihr das nächste Rennen in Russland vor?
«Wir stellen sicher, dass wir bei all unseren Plänen zur Zeit äußerst flexibel bleiben. Unsere Werkstatt befindet sich in Italien. Sie ist also geschlossen. Trotzdem weiß jeder, was er tun muss, um für den nächsten Grand-Prix bereit zu sein, wo auch immer dieser stattfinden wird. Der Juni ist noch weit entfernt, sodass sich die Dinge schnell wieder ändern können. Wir haben ein gutes Kommunikationsnetzwerk, sowohl mit den Teammitgliedern hier in Europa als auch mit HRC Japan. Es ist wichtig, dass jeder den neuesten Informationsstand kennt, damit wir schnell und effektiv handeln können, wenn Entwarnung kommt und wir wieder Rennen fahren können.»

Was ist der Plan für den Rest der Saison?
«Wenn alle Rennen verschoben werden, bedeutet das, dass der Zeitplan später sehr eng werden wird. Das letzte Rennen ist jetzt am 22. November, fast zwei Monate nach dem üblichen Saisonfinale. Wir müssen also sicherstellen, dass alle mental und körperlich fit bleiben. Es gibt auch Zeiten, in denen wir sechs Rennen am Stück haben, wo wir sonst nur drei gehabt hätten. Deshalb müssen wir auch sicherstellen, dass jeder mit der Veränderung klarkommt. Es wird nicht einfach sein, aber wir werden professionell arbeiten, um die vor uns liegenden Arbeiten zu erledigen.»

Ist es nicht schwierig, ohne einen genauen Zeitplan zu haben?
«Das ist wahrscheinlich das Schwierigste, denn der Zeitplan hat sich in den letzten Wochen immer wieder geändert. Jedes Mal, wenn wir einen Plan erstellen, wird dieser Plan durch ein neues Update überflüssig. Es ist einerseits frustrierend, andererseits können wir nichts dagegen tun. Es betrifft ja alle Teile des Lebens, nicht nur den Sport. Sicherheit und Gesundheit gehen vor. Aber wir werden bereit sein, wenn es soweit ist.»

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