Jeremy Seewer (Yamaha): «Drei Gänge zurückschalten»
Jeremy Seewer (25)
Die Corona-bedingte Zwangspause verbringt Jeremy Seewer zu Hause in Bülach und nicht in der Motocross-Hochburg Lommel, wo er wie viele andere WM-Fahrer seine Zelte seit 2015 aufgeschlagen hat. «Belgien ist flach und dicht besiedelt, ich wäre viel eingeschränkter gewesen. Hier kann ich Radfahren, im Wald joggen, in der Werkstatt meines Vaters herumbasteln, mit dem Mountainbike auf den Uetliberg fahren oder mich auf der Terrasse erholen», erzählte er dem «Anzeiger von Uster».
Die kleine Strecke im Garten und das Motorrad seines Bruders Roger nutzt Seewer in Corona-Zeiten kaum, stattdessen hält sich der Yamaha-Werksfahrer in hauseigenen Fitnessraum fit, wo er eine Stunde täglich trainiert.
Erst am gestrigen Mittwoch wurde der MXGP-Kalender erneut überarbeitet, jetzt geht es frühestens am 4. und 5. Juli in Orlyonok/Russland weiter. Inzwischen kündigten sich aber bereits weitere Änderungen an, denn in Deutschland und Belgien wird es bis Ende August keine Großveranstaltungen geben.
Eine schwierige Situation für die Athleten, die seit November im Training sind und nach zwei MXGP-Events eine ungeplante Pause von mindestens vier Monaten einlegen müssen. Im Gegenzug plant Serienvermarkter Infront Moto Racing die WM-Saison bis in den November zu ziehen – ein Novum in der Cross-Szene.
«Ich muss jetzt auf jeden Fall dafür sorgen, dass mein Tank länger voll bleibt», weiß auch der 25-jährige Schweizer. «Ich spüre, dass mein Körper bereit wäre. Doch ich habe zu akzeptieren, dass ich drei Gänge zurückschalten musste. Es geht derzeit nur darum, die Fitness zu halten.»
Seewer betont zwar, dass Selbstdisziplin seine große Stärke sei, trotzdem wäre er nach dem enttäuschenden Ergebnis in Valkenswaard «am liebsten zwei Tage danach wieder ein Rennen gefahren.» Stattdessen ist Geduld angesagt.
Zur Erinnerung: Der MXGP-Vizeweltmeister des Vorjahres war mit Platz 2 im ersten Wertungslauf in Matterley Basin am 1. März furios in die neue Saison gestartet, im zweiten Rennen verhinderte allerdings eine bereits in der zweiten Kurve beschädigte Hinterradbremse den Sprung auf das Podest, das er als Gesamtvierter um gerade einmal drei Punkte verpasste.
Beim zweiten Aufeinandertreffen in den Niederlanden musste sich Seewer nach Stürzen und technischen Problemen mit sieben WM-Punkten aus dem ersten Lauf begnügen. In der WM-Tabelle liegt er deshalb nach zwei Grand Prix auf Gesamtrang 9.