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Nach der Coronakrise: Neustart der Cross-WM einfacher

Von Günther Wiesinger
Nach Valkenswaard gab es für die MXGP-Stars keinen Start mehr

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Pit Beirer, Motorsport-Direktor bei KTM, geht davon aus, dass es ab September wieder Motorsport-Events geben wird. Ein Neustart der MXGP-Serie sei dabei im Vergleich zur MotoGP-WM einfacher.

Pit Beirer, Motorsport-Direktor bei KTM, ist für 58 Werksfahrer der Marken KTM, Husqvarna und GasGas verantwortlich und für nicht weniger als 460 Teammitglieder an den Standorten Munderfing, in Belgien, den Niederlanden, Italien, Spanien und in den USA. Nicht zuletzt deshalb zählt der ehemalige 250-ccm-Motocross-Vizeweltmeister zu den zuversichtlichen Rennmanagern, die fest mit einer Weiterführung der Motorsportsaison rechnen. Zehn Grand Prix könnten in der MotoGP-Szene und in der Cross-WM 2020 noch stattfinden, hielt Beirer im Interview mit SPEEDWEEK.com fest.

Aber Beirer weiß natürlich, dass in vielen wichtigen Motorsport-Nationen aufgrund der Coronavirus-Pandemie noch dramatische Zustände herrschen. «Ich bin absolut kein Mensch, der diese Probleme wegreden kann und will. Allerdings bin ich nicht bereit, zu diesem frühen Zeitpunkt im Jahr alles aufzugeben. Ich werde meine Rennabteilung jetzt in der ersten April-Hälfte nicht für das ganze Jahr in Kurzarbeit schicken und dann nichts mehr tun. Sondern wir bereiten uns vor auf eine Rennserie mit zehn Rennen in der Saison 2020. Das ist meine Motivation und meine Botschaft im Moment.»

Aus Wien kamen am Samstag vielversprechende Neuigkeiten: In der ORF-Nachrichtensendung ZiB2 um 22.20 Uhr kam Christoph Wenisch, der Leiter der Infektionsabteilung am Kaiser-Franz-Josef-Spital (KFJ), zu Wort. «Die Dramatik ist so, dass wir das beherrschen können», berichtete der renommierte Mediziner. «Wir haben bei uns in der Abteilung und auf der Intensivstation eine stabile Situation, was die Anzahl der Patienten betrifft, die aufgenommen und entlassen werden.»

Außerdem seien die Behandlungsmethoden in den letzten zwei Monaten optimiert worden, schilderte Dr. Wenisch im ORF. «Es ist zum Beispiel eine große Errungenschaft, für diese Erkrankung die Hochflusssauerstoffbehandlung einsetzen und so Intensivaufenthalte verhindern zu können.» Dabei wird ein angefeuchtetes Sauerstoff-Luftgemisch in die Nase der Patienten geblasen und der Gasaustausch und die Durchblutung der Lunge verbessert. Dr. Wenisch sagte, diese Gebläse seien an Intensität mit jenen Geräten vergleichbar, die auf manchen Toiletten zum Händetrocknen installiert seien.

Dr. Wenisch erklärte weiter, er gehe davon aus, dass bis Sommer eine Medikation gegen die Covid-19-Seuche vorhanden sein werde. Momentan würden auch vermehrt etwas mehr Medikamente zur Blutverdünnung verabreicht. «Es gibt seit kurzem eine Publikation, an der wir auch einen Anteil hatten, mit einem neuen Virusmittel, das für Ebola-Patienten auch getestet worden ist und das ein wirklich vielversprechenden Ergebnis in dieser ersten Hypothesen-generierenden Studie geliefert hat.»

Primar Dr. Wenisch rechnet mit einer erfolgversprechenden Therapie gegen Covid-19 bis zum Sommer 2020. «Von dem gehe ich heute aus. Aber ich bin ein Optimist. Ja. Ich hoffe, ich täusche mich da nicht.»

Pit Beirer meint, ein Neustart in der Motocross-WM (da haben 2020 am 1. und 8. März in England und in den Niederlanden schon zwei WM-Events stattgefunden) könnte einfacher vonstatten gehen, weil man dort mit weniger Marschgepäck anreisen könnte als im GP-Sport.

«Deshalb könnten wir in der Cross-WM elf Grand Prix fahren und im ‘worst case» zehn», hält der KTM-Stratege an seiner optimistischen Sicht der Dinge fest. «Der Motocross-Neustart wird jedoch in einem sehr ähnlichen Zeitfenster wie MotoGP ablaufen. Du brauchst zwar nicht ganz so viele Menschen wie bei einem MotoGP-Rennen, aber du brauchst trotzdem ein paar hundert Leute, die aus allen möglichen Nationen zusammentreffen. Deshalb sehe ich beim Zeitpunkt für den MXGP-Re-Start keinen so großen Unterschied. Die Motocross-Szene kann ein bisschen spontaner reagieren. Man kann eventuell in kürzerer Zeit ein Rennen organisieren, sobald man weiß, unter welchen Bedingungen ein Event stattfinden kann. Aber die Cross-WM kann erst wieder beginnen, wenn in vielen anderen Sportarten ebenfalls wieder Wettbewerbe durchgeführt werden können. Ein Fußball-Geisterspiel kannst du sicher leichter organisieren als einen Motorsport-Event, weil ich beim Fußball nur die Spieler, Betreuer und einige Funktionäre brauche. In einer technischen Sportart brauchst du eine Menge Techniker, die im Hintergrund mitarbeiten.»

Als ehemaliger 250-ccm-Motocross-Vizeweltmeister war es Pit Beirer jahrelang gewohnt, mit weniger Marschgepäck zu den WM-Läufen aufzubrechen.

«Man wird künftig vielleicht mit weniger Aufwand unterwegs sein müssen. Und vielleicht bleiben daraus auch sehr wertvolle Erkenntnisse für die Zeit nach der Pandemie», überlegt Pit Beirer.

Der endlose Wettbewerb von «höher, schneller, weiter» wird zumindest vorübergehend zum Stillstand kommen. Denn er wird nicht finanzierbar sein. Die Wirtschaft wird einen Einbruch erleiden, der Konsum wird sinken, die Zahl der Arbeitslosen steigen. Bei den Motorradfirmen werden die Rekordabsätze der letzten Jahre in absehbarer Zeit nicht erreicht werden können.

«Es wird sich zeigen, dass die Motorradrennen auch mit weniger Aufwand funktionieren», ist Beirer überzeugt. «Am Ende des Tages kommen die Zuschauer an die Rennstrecke, weil sie einen bestimmten Fahrer auf einer gewissen Motorradmarke fahren sehen wollen. Wir müssen jetzt überlegen, wie wir die Athleten und diese Motorräder so schnell wie möglich wieder auf die Piste raus bringen.»

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