Husqvarna-Neuling Todd Waters in einer neuen Welt
Im Vergleich zum Vorjahr kommen in der MXGP-Klasse nicht wirklich viele neue Zutaten hinzu. Die Ausnahme von der Regel bildet Grand-Prix-Debütant Todd Waters, der Australier ist eine unbekannte Grösse in der Motocross-WM, er wurde mit einer Werksmaschine von Red Bull Husqvarna ausgerüstet. Waters fuhr in seiner australischen Heimat um den Titel und wurde im Alter von 23 Jahren bereits zweimal für das Motocross der Nationen aufgeboten. Sympathisch, physisch stark und mit einem lebhaften, unerbittlichen Fahrstil kann Waters in der am 1. März beginnenden WM-Saison werden.
Das bisher letzte Mal, dass ein Australier in seiner ersten GP-Saison einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, war 2001. Damals nahm der mittlerweile verstorbene Kawasaki-Zweitakt-Guru Jan De Groot den jungen Chad Reed für die 250-ccm-Klasse unter Vertrag. Reed gewann im Sand von Lierop und beendete die Saison als Gesamtdritter, bevor er sich in die USA verabschiedete, um seinen Supercross-Traum zu leben. Waters ist fähig, das Erbe der Australier anzutreten, das jüngst von Dean Ferris (jetzt ebenfalls in die USA gewechselt) wieder angekurbelt wurde.
«Ich war als Kind ein grosser Fans von Stefan Everts», sagte Waters. «Ich habe den Rennsport in der WM immer gemocht und wollte schon immer nach Europa kommen. Noch nie hat bisher ein Australier einen WM-Titel gewonnen. Jeff Leisk ist ganz nahe gekommen, aber ihm ist das Benzin ausgegangen. Das hat ihm den Titel gekostet! Das ist ein grosser Anreiz für mich. Der Wechsel ist für mich einfach ein Schritt nach vorne, hier gibt es eine Menge guter Fahrer. Es wird hart, aber ich werde mich voll einsetzen und ich habe ein gutes Team hinter mir», meinte der Fahrer aus dem Team von Formel-1-Star Kimi Räikkönen.
Australien verschwand aus dem Fokus
«Weisst du, für uns war es schwierig, nach Europa zu kommen», erklärte Waters. «Einerseits liegt es nun mal auf der anderen Seite der Welt. Andererseits ist Australien in Sachen Respekt ein bisschen aus den Traktanden gefallen, und es wurde sogar schwierig, überhaupt zu einem Teammanager einen Kontakt zu bekommen, um über einen Wechsel zu sprechen. Dean hat den Weg für uns wieder frei gemacht. Er hat es hingekriegt, sich durchzusetzen und einen Platz zu kriegen. Das öffnete die Tür und führte dazu, dass die Leute wieder nach australischen Talenten Ausschau hielten. Luke Styke (Anm.: 2014 MX2-Pilot für Yamaha) wird diese Saison ebenfalls dabei sein.»
Waters ergänzt: «Vieles im australischen Rennsport ist von Amerika beeinflusst. Ich mag es, dass für mich in Europa vieles neu ist. Du hörst bei uns eine Menge über Chad Reed, James Stewart und Ryan Villopoto, aber nicht viel über Antonio Cairoli und die anderen Jungs.»
Obwohl er Belgien als Basis in Europa nutzt, lebt Waters als Teil der Husky-Crew mit Teamkollege Tyla Rattray ein Nomadenleben. In den letzten Wochen gab es Testfahrten in Spanien und Italien, dazu gab es Termine in Österreich. Wie früher seine Landsleute muss auch der 23-Jährige nicht nur die neue Rennserie kennenlernen, sondern auch die Eigenheiten des Lebens auf der anderen Seite der Erde.
Überraschende Entdeckungen in Österreich
«Nach dem Nations bin ich in das Trainingszentrum von Red Bull gegangen, das hat mir gefallen», schildert er. «Ich ging dort hin und habe meine Arbeit gemacht. Danach bin ich in das Auto gesprungen und bin einfach herumgefahren, um die kleinen Ortschaften auszukundschaften. Australien ist so ein neues Land. Aber hier findest du in Österreich eine Burg auf einem Hügel, die hunderte Jahre alt ist. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen, solche Sachen interessieren mich.»
Das Training bei Red Bull in Fuschl am See überzeugte den Aussie aber nicht nur wegen der Umgebung. «Ich mochte es. Es wird resultate-orientiert trainiert. Oft trainiert ein Athlet einfach nach Gefühl. Aber sie haben dort einen anderen Zugang. Es wird mit Herzfrequenzen und Laktatwerten gearbeitet, es ist eine Wissenschaft. Es gab dort Dinge, die ich lernte und die ich zuvor noch nicht entdeckt habe. Früher bin ich einfach raus und bin gelaufen, bis meine Beine geschmerzt haben, danach dachte ich, ‹das war ein gutes Training, Todd!› Sie haben dort alles, was es braucht.»
Waters steht mit beiden Füssen auf dem Boden, was seine erste MXGP-Saison angeht. Nicht einmal der Fahrer selber hat einen echten Grasmesser für sein Potential. «Ich will einfach nur die ganze Saison schaffen», erklärte der Husky-Fahrer. «Es ist eine so lange Saison, viele Leute verletzen sich und fallen aus. Deshalb ist es mein Hauptziel, bis zum Schluss dabei zu sein und die Erfahrung zu sammeln, die ich brauche. Ich bin noch nie gegen irgendeinen dieser Knaben gefahren. Ich bin beim Nations bei beiden Rennen in der ersten Runde gestürzt! Ich weiss nicht, wo ich stehe. Es ist ungewohntes Terrain für mich. Ich kann nicht sagen, ich werde in den Top-5 landen, denn ich weiss nicht, gegen wen ich fahren werde. Ich weiss noch nicht einmal, wie meine Gegner aussehen! Es ist alles neu und aufregend. Das bedeutet, dass ich mehr denn je auf mich selber schauen muss. Ich werde zu den Rennen fahren und alles geben. Das Resultat wird dann so sein, wie es ist.»