MXoN: DMSB-Team steht vor einer Herkulesaufgabe
Das DMSB-Aufgebot für das MXoN 2019 in Assen mit Trainer Marcus Schiffer, Dennis Ullrich, Simon Längenfelder, Tom Koch und Teamchef Wolfgang Thomas (v.l.n.r.)
Das Motocross der Nationen wird gern als der Olymp des Motocross angesehen. Für das deutsche Team unter der Führung von Wolfgang Thomas dürfte aufgrund der Situation auch der 'olympische Gedanke' im Vordergrund stehen.
Obwohl Deutschland mit Ken Roczen einen der besten Motocrossfahrer der Geschichte hervorgebracht hat, verlor die Motocross-Nation Deutschland im internationalen Maßstab den Anschluss.
Die verletzungsbedingten Ausfälle von Max Nagl und Henry Jacobi in diesem Jahr waren herbe Rückschläge. Wolfgang Thomas war vom DMSB auch deshalb zum Teamchef berufen worden, weil ihm zugetraut wurde, Roczen ins deutsche Nationalteam zurückholen zu können. Nun wird Ken Roczen zu seinem Problem. Der in den USA lebende Thüringer haderte in diesem Jahr mit gesundheitlichen Problemen und mit einer Formkrise. Die Krise war dann aber doch nicht groß genug, um nicht eine Woche nach dem Motocross der Nationen beim 'Red Bull Straight Rhythm' am Start stehen zu können. Die «dringend notwendige Erholungspause», die als Erklärung für die MXoN-Absage herhielt, galt für dieses Rennen offenbar nicht. Auch wenn das 'Red Bull Straight Rhythm' von der physischen Belastung der Fahrer keinem Vergleich mit dem Motocross der Nationen standhält: Es war ein klares Signal, dass Roczen kein Interesse hatte, in Assen für das vermeintlich nicht mehr konkurrenzfähige DMSB-Team in den Ring zu steigen.
Kein großer Verlust, sagen manche Stimmen, denn schon letztes Jahr beim Motocross der Nationen in RedBud wirkte Roczen uninspiriert und konnte gegen die WM-Spitze nur mit Mühe bestehen. Max Nagl holte für Deutschland auf der einzigen TM im Feld die Kartoffeln aus dem Feuer. Warum sollte sich Roczen in Assen einen bis unter die Haarspitzen motivierten Jeffrey Herlings oder Glenn Coldenhoff antun?
Die Lage war, ist und bleibt verworren. Wolfgang Thomas kann in dieser Situation nur noch versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und einen zukunftsfähigen Kader aufstellen. Mit Simon Längenfelder holte er eines der größten deutschen Nachwuchstalente ins Team. Für den 15-Jährigen wird das Rennen von Assen eine Herausforderung, an der er nur wachsen kann. Mit Blick auf die Zukunft des deutschen Motocrosssports sollten Talente wie er, Jeremy Sydow oder Brian Hsu nachhaltig unterstützt und gefördert werden.
Nicht nur das DMSB-Team sieht sich mit Kaderproblemen konfrontiert. Auch Roger DeCoster hadert mit seiner US-Mannschaft. Seinem besten Mann, Eli Tomac, wurde vom Kawasaki-Team die Teilnahme am diesjährigen MXoN verweigert. Die Zeiten, da es für Sportler und Teams die größte Ehre war, ihre Nation beim wichtigsten Rennen des Jahres zu vertreten, scheinen selbst für die Amerikaner vorbei zu sein. Aber die US-Boys, Jason Anderson, Zach Osborne und Justin Cooper nehmen ihre Sache trotzdem ernst. Sie haben ihre Hausaufgaben gemacht, sind diesmal frühzeitig nach Europa angereist und haben gemeinsam im Sand trainiert. Wenn sie in Assen ein gutes Ergebnis abliefern, wäre das die beste Antwort auf die verlogene Taktik des Tomac-Umfelds. Dann hält vielleicht wieder ein Stück des olympischen Gedankens in den Sport Einzug.
Der DMSB-Mannschaft mit Dennis Ullrich, Tom Koch und Simon Längenfelder drücken die deutschen Fans für Assen auf jeden Fall die Daumen. Wir werden mitfiebern und ihre Rennen genau verfolgen. Die deutschen Fans erwarten für das MXoN 2019 keine Wunder. Sie wissen, dass jeder im Team das Beste geben wird, und das ist auch ein wichtiger Teil des 'olympischen Gedankens'. Und vielleicht werden wir am Wochenende sogar die eine oder andere sportliche Überraschung erleben.