Team USA: Es gibt keine Entschuldigung!
Der letzte Sieg der erfolgreichsten Motocross-Nation USA war 2011 in St Jean.
Waren es Schicksalsschläge, war es mangelndes Glück, oder sind die Amerikaner einfach nicht mehr konkurrenzfähig?
Neben der exzellenten Einzelleistung ist beim Motocross der Nationen auch Teamgeist und Taktik gefragt. Der unbedingte Siegeswille der US-Equipe war schon immer ihr Markenzeichen. Der vermurkste Start von Ryan Villopoto in Frankreich 2011, das verklemmte Vorderrad von Justin Barcia 2012 in Lommel oder der «Superman»-Abflug von Eli Tomac 2013 in Teutschenthal: Das US-Team schaffte es trotz dieser Beinahe-Katastrophen immer wieder an die Spitze - aber seit 2011 eben nicht mehr zum Triumph.
Mit Schmerzmitteln vollgepumpt fuhr Jeremy Martin mit dreifachem Zehenbruch tapfer seine zwei Rennen nach Hause. Das Team wiegelte ab und spielte das Handicap des MX2-Piloten herunter. Die Ränge 11 und 13 waren das Beste, was Martin aus dieser Situation machen konnte und er wurde damit sogar noch Vierter der MX2-Wertung.
Jeremy Martin sieht die Erfahrung seines ersten Rennens in Übersee dennoch positiv: «Die Strecke war wirklich rau, wahrscheinlich eine der heftigsten, die ich jemals gefahren bin.» War seine Fußverletzung ein großes Handicap? «Die Verletzung ist keine Entschuldigung. Ich habe eine Menge gelernt und manchmal kann man aus Niederlagen mehr herausziehen als aus Erfolgen», erklärt der US-Champion.
Routinier Ryan Dungey hatte mit dem US-Team immerhin schon dreimal die Chamberlain-Trophy in die Staaten geholt, in den Jahren 2009-2011!
Mit Rang 2 im ersten Rennen fuhr «Dunge» das beste Ergebnis für die Amerikaner heraus. In der ersten Runde des dritten Rennens stürzte er und kämpfte sich von ganz hinten bis auf die elfte Position nach vorn: «Das Leben geht weiter» meinte der US-Star. «Wir haben alle unser Bestes gegeben. Als wir letztes Jahr nicht gewonnen haben, war ich wirklich unglücklich. Das Motocross der Nationen ist aber immer wieder eine gute Gelegenheit, nach Europa zu kommen. Drei Jahre in Folge habe ich mit dem Team gewinnen können, nun haben wir es dreimal nicht geschafft. Das ist wirklich hart für uns. Aber ich gratuliere den Franzosen und den Belgiern. Sie sind heute großartig gefahren. Im Sport gibt es auch die Momente der Niederlage. Das gehört dazu. Aber manchmal sind diese Situationen auch notwendig, um sich weiterzuentwickeln. Wir haben in den USA eine Menge Rennen zu fahren und mit meiner Leistung in diesem Jahr bin ich ganz zufrieden. Wir kennen unser Potenzial, aber wir haben es hier einfach zu spät entfalten können. Nächstes Jahr kommen wir wieder.»
Eli Tomac (GEICO Honda) hatte in Kegums viele Höhen und Tiefen zu bewältigen. Rang 6 in Rennen 2 hinter dem schwedischen US-Legionär Fredrik Noren, der bei den US-Outdoors unter normalen Umständen nicht zu den Tomac-Bezwingern gehört. Das war kein Tomac, den man als «Roczen-Rivale» in Erinnerung hat! So war es bis zu Rennen 3, dann wurde plötzlich alles anders.Der Schalter wurde umgelegt. Aber was war passiert?
«Wir haben die Vordergabel gewechselt und das Setup der Gabel vollständig verändert» erklärte Tomac. In Rennen 3 ging der US-Champion von 2013 nach dem Start zum zweiten Mal an diesem Wochenende zu Boden. Danach aber rollte er das Feld in einer Manier auf, dass die Zuschauer ihren Augen kaum glaubten! Er jadge durchs Feld, dass sich seine Gegner wie Anfänger fühlen mussten.
Eine einsame Demonstration! Das war DER Tomac, der Roczen 2013 die US-Meisterschaft vermasseln konnte!
Eli Tomac hatte also das gesamte Wochenende, bis zum letzten Rennen des Tages, kein passendes Setup gefunden. In der Verzweiflung des letzten Laufs, als die Amerikaner alles riskieren mussten, um überhaupt noch auf das Podium zu kommen, zogen sie diesen Joker. Die Rechnung ging voll auf. Beinahe hätte Tomac noch den Zweiten, Jeremy van Horebeek geschnappt, doch er würgte kurzzeitig seinen Motor ab.
Tomacs Ritt durch das gesamte Feld war ohne Zweifel das sportliche Highlight des Finales 2014!
«Ich weiss selber nicht genau, was in den ersten Rennen alles schief ging» grübelte Tomac. Ich hatte eine Ladehemmung. Ich war komplett neben der Rolle. Wir haben wirklich verbissen gekämpft, aber wir kamen zu spät. Das dritte Mal in Folge haben wir nicht gewonnen, das nervt!»
Tomacs Joker kam zu spät.
Die Amerikaner müssen mit Platz 3 leben.