Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Rudersberg: Hendrickx/Vd Bogaart sind Weltmeister!

Von Axel Koenigsbeck
Ein dritter Rang im ersten Lauf des Rudersberger Finales genügte Jan Hendrickx/Ben van den Bogaart für den Gewinn des WM-Titels – und im Finale sicherte sich Ben Adriaenssen/Lauris Daiders noch den Vize-Titel.

Nach einer turbulenten Saison konnte Jan Hendrickx seine lange und erfolgreiche Karriere nun endlich mit dem Weltmeistertitel krönen. Es ist seit Bestehen der WM der vierte für einen belgischen Fahrer. 2009 kam Hendrickx' Vetter Joris mit dem Letten Kaspars Liepins zu WM-Ehren, 2013 und 2014 legte Ben Adriaenssen nach. Auch zu dessen beiden Titeln hatte Hendrickx' niederländischer Beifahrer Ben van den Bogaart maßgeblich beigetragen.

Mit 41 Punkten Vorsprung waren Hendrickx/van den Bogaart in einer sehr günstigen Ausgangsposition. Doch hatte der Routinier beim vorangegangenen GP in Roggenburg/CH Nerven gezeigt, außerdem ließ die vom Regen schwere Strecke in Rudersberg nicht unbedingt einen regulären Rennverlauf erwarten. Ein Dreher, eine Karambolage in der Startphase – und schon hätte das Punktepolster gefährlich schrumpfen können. Aber Hendrickx hatte die Sache beim ersten Start im Griff und reihte sich als Dritter hinter Etienne Bax/Robbie Bax und Adriaenssen/Van den Bogaart ein. Stuart Brown/Josh Chamberlain fuhren an fünfter Stelle und hatten keine Chance, die starken Tschechen Tomas und Ondrei Cermak zu attackieren. So blieb die Reihenfolge bis ins Ziel und die Titelfrage war zugunsten des überglücklichen Hendrickx entschieden.

Immerhin ging es im zweiten Lauf noch um den Vizetitel. Browns Vorsprung war auf drei Punkte zusammengeschmolzen, und Adriaenssen zeigte sich trotz seiner kaum verheilten Verletzungen in Top-Form. Der zweifache Champion fackelte nicht lange und ging auf der durch Regen nun noch rutschigeren Piste sofort in Führung, gefolgt von Cermak. Der anfangs an vierter Position fahrende Brown konnte zwischenzeitlich an Hendrickx vorbei ziehen, doch der neue Champion konterte wenige Runden später. Bax fiel nach einem Ausrutscher zurück, fuhr dann aber noch auf den achten Rang vor den wiederum starken Esten Kert Varik/Maarek Mill vor. Eine starke Leistung bot der im ersten Durchgang ausgefallene Igor Rodionov, der von keinem Geringeren als Kaspars Stupelis unterstützt wurde. Bei Daniël Willemsen half der kaum WM-erfahrene Tscheche Martin Hroch aus – was den Multimeister bewog, nicht auf Biegen und Brechen zu fahren.

Im Interview vor dem Rennen bestätigte Etienne Bax, dass er nach vielversprechenden Probefahrten im nächsten Jahr mit dem Franzosen Nicolas Musset starten wird. Dessen bisheriger Chauffeur Valentin Giraud hatte bereits im Vorfeld seine Zusammenarbeit mit dem Letten Elvijs Mucenieks verkündet. Da darf mit Spannung erwartet werden, welche weiteren Teams sich für 2017 formieren. Schließlich sind mit Stupelis, van den Bogaart und Robbie Bax derzeit zumindest drei hochkarätige Beifahrer vakant.

Doch zurück zum Renngeschehen. Marcel Faustmann hatte Marius Strauss als Ersatz für Andres Haller gewinnen können. Der vor einer Woche mit Marco Boller zum SAM-Meister avancierte Schweizer fand sich auf Anhieb im Faustmann-Boot zurecht. Zwar musste das Duo am Ende des ersten Laufes Willemsen vorbeilassen, weil der Gasgriff vom Schlamm rutschig war. Dennoch fuhr der Schwabe seinen ersten Top-Ten-Rang ein und legte mit dem 13. Platz nach. Tobias Blank/Michael Klooz und Andreas Clohse/Christian Verhagen sahen unter den widrigen Punkten ebenfalls beide Male die Punkteränge. Tobias Garhammer/Stefan Nicke fielen im ersten Lauf mit defekter Zündspule aus und entschädigten sich dann mit einem WM-Zähler. Silvio Senz und sein neuer Partner Nick Maas gaben im ersten Lauf nach zunächst vielversprechendem Rennverlauf wegen Aussichtlosigkeit auf und sahen im zweiten Durchgang als 23. die Zielflagge. Angesichts der widrigen Streckenbedingungen gab sich Senz dennoch zufrieden und will auch 2017 mit dem jungen Niederländer antreten.

Überwiegend positiv gestaltete sich die Schweizer Bilanz. Andreas Bürgler/Martin Betschart gerieten zunächst in eine Havarie, in die ebenso unverschuldet auch Clohse verwickelt wurde, fuhren dann aber auf die 14. Position vor. Der sechste Rang im zweiten Lauf reichte knapp, um in der WM-Tabelle noch auf elf vorzurücken. Remo Inderbitzin/Stefan Forster sowie Christophe und Maxime Cuche holten ebenfalls beide Male Punkte. Das wäre auch Marco Heinzer/Ruedi Betschart gelungen, wenn nicht im zweiten Rennen das Getriebe gestreikt hätte.

Benjamin Weiss/Patrick Schneider mussten bereits am Samstag einpacken, weil sie nach dem Quali-Rennen disqualifiziert und nicht einmal mehr für das 'Last Chance' zugelassen wurden. Gleich drei Augenzeugen wollten gesehen haben, dass sie sich am Notaus-Schalter des Blank-Gespannes zu schaffen machten, nachdem dieses in ihr Motorrad gerutscht war. Mittlerweile soll allerdings ein Videofilm aufgetaucht sein, der die Situation eindeutig anders zeigt. Aber nun ist das Rennen für die Vorarlberger gelaufen. Übrigens wurden auch die Tschechen Jan und Pavel Boukal für das gleiche Delikt disqualifiziert. Joachim und Philipp Reimann sowie Sebastian Engelbrecht/Andreas Hegewald scheiterten bei der zahlreichen Konkurrenz in der Qualifikation.

Resultate Motocross-Gespann-WM Rudersberg/D:

1. Lauf: 1. Bax/Bax (NL), WSP-Zabel. 2. Adriaenssen/Daiders (B/LV), WSP-Husqvarna. 3. Jan Hendrickx/van den Bogaart (B/NL), WSP-Husqvarna. 4. Cermak/Cermak (CZ), WSP-Mega. 5. Brown/J.Chamberlain (GB), WSP-Zabel. 6. Varik/Mill (EST), WSP-Zabel. 7. D.Willemsen/Hroch (NL/CZ), WSP-Zabel. 8. Faustmann/Strauss (D/CH), VMC-Zabel. 9. Visscher/Visscher (NL), VMC-Zabel. 10. Wilkinson/D.Chamberlain (GB), WSP-Zabel. 11. Hermans/Van Gaalen (NL), VMC-Zabel. 12. Clohse/Verhagen (B/NL), WSP-Zabel. 13. Jarvis/Nilsson (GB/S), WSP-Husqvarna. 14. Bürgler/M.Betschart (CH), VMC-KTM. 15. Sanders/Bijenhof(B/NL), WSP-Zabel. 16. T.Blank/Klooz (D), VMC-Zabel. 17. Heinzer/R.Betschart (CH), WHT-KTM. 18. Cuche/Cuche (CH), VMC-KTM. 19. Inderbitzin/Forster (CH), VMC-Yamaha. 20. Auvray/Rostingt (F), VMC-Zabel.

2. Lauf: 1. Adriaenssen. 2. Cermak. 3. Hendrickx. 4. Brown. 5. Rodionov/Stupelis (RUS/LV), WSP-Zabel. 6. Bürgler. 7. Wilkinson. 8. Bax. 9. Varik. 10. D.Willemsen. 11. Clohse. 12. Inderbitzin. 13. Faustmann. 14. T.Blank. 15. Visscher. 16. Cuche. 17. Hermans. 18. Cerny/Musil (CZ), WSP-Jawa. 19. Dierckens/Boxtaele (B), VMC-Zabel. 20. Garhammer/Nicke (D), VMC-Zabel.

WM-Stand nach 22 Läufen: 1. Jan Hendrickx 424 Punkte (Weltmeister). 2. Adriaenssen 381. 3. Brown 377. 4. Bax 335. 5. Cermak 326. 6. D. Willemsen 266. 7. Wilkinson 248. 8. Hermans 243. 9. Giraud 215. 10. Jarvis 211. 11. Bürgler 202. 14. Clohse 129. 21. Faustmann 57. 25. Weiss 39. 26. Blank 36. 31. Inderbitzin u. Cuche je 18. 34. Battaglia 16. 35. Boller 15. 39. Heinzer 7. 50. Senz 2. 53. Peter u. Garhammer je 1.

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