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Jännerrallye: Neubauer macht seine Sammlung voll

Von Toni Hoffmann
Mit dem Sieg bei der Internationalen LKW Friends on the road Jännerrallye, presented by LT1 in Freistadt siegte der österreichische Staatsmeister auch dem ORM-Lauf, den er als einzigen noch nie gewonnen hatte.

Die 35. Ausgabe der Internationalen LKW friends on the road Jännerrallye, presented by LT1 wird wie viele ihrer Vorgängerinnen als unglaublich spannende und turbulente in die Geschichte eingehen.

Von Anfang an schwang vor allem das im Vorfeld favorisierte Trio Hermann Neubauer, Julian Wagner und Simon Wagner den temporeichen Taktstock. Dass nach 14 spektakulären Sonderprüfungen Neubauer als Sieger jener Rallye feststand, die er als einzige aller Staatsmeisterschaftsläufe in Österreich noch nie gewonnen hatte, spricht zweifelsfrei für die Klasse des regierenden nationalen Champions. Dass gerade ihm aber, dem die Jännerrallye bislang nicht als wirklicher Freund gegenübertrat, ausgerechnet diesmal auch das Glück ein wenig hold war, mag in den Bereich «Ausgleichende Gerechtigkeit» fallen. Denn eigentlich war der Salzburger auch heuer bereits aus dem Rennen um den Sieg, als er am ersten Tag, die Pleiten-, Pech- und Pannenserie der drei Toppiloten eröffnete. Neubauer rutschte mit seinem Ford Fiesta R5 auf der WP 6 Schönau – St. Leonhard erst fast von der  Strecke, ehe er sich dann endgültig eindrehte und der abgestorbene Bolide ganze eineinhalb Minuten nicht mehr anspringen wollte.

Doch zum Trübsal blasen blieb keine Zeit, denn nur eine Prüfung später war der Pechvogel schon wieder im Spiel. Konkurrent und Vorjahrs-Jännerrallye-Sieger Julian Wagner touchierte auf WP 7St. Oswald – Sandl mit dem linken Heck seines Skoda Fabia R5 einen Baumstumpf, ruinierte sich dabei Hinterrad und Bremsscheibe und musste mit Copilot Jürgen Heigl mitten in der Prüfung selber Hand anlegen, um das Malheur provisorisch reparieren zu können. Allerdings dauerte dieser Eingriff ganze 12,5 Minuten und kostete somit jedwede Chance, den Sieg zu wiederholen.

Mehr als 100.000 Zuschauer

Und als die über 100.000 Fans schon dem nach dem ersten Tag führenden Oberösterreicher Simon Wagner die besten Karten zubilligten, zeigte die Jännerrallye die Zähne und ihre ganze Unberechenbarkeit. Denn Tag 2 präsentierte sich im Gegensatz zum fast frühlingshaften ersten Teil eisig, frostig, bizarr und tief winterlich. Während jedoch fast alle Teams auf die Vorhersagen reagierten und in der Nacht ihre Autos auf Schotterfahrwerk mit schmalen Spikes umrüsteten, bekam Simon Wagner diese Chance nicht, weil seine Crew technisch nicht in der Lage war, diesen wichtigen Umbau in der vorgeschriebenen Servicezeit zu schaffen. Die Folge war fatal. Wagner war mit dem am Tag zuvor erfolgreichen Asphalt-Fahrwerk und breiteren Reifen auf Schnee und Eis chancenlos, verspielte innerhalb von nur zwei Wertungsprüfungen in Liebenau und Unterweißenbach seinen gesamten Vorsprung von 1,45 Minuten und fand sich plötzlich nur noch auf Platz zwei wieder. Und selbst dieser war plötzlich in Gefahr, weil hinter  Simon Wagner zum einen Günther Knobloch (Skoda Fabia R5) Druck machte als auch die Mühlviertler Lokalmatadore wie Michael Lengauer oder Martin Fischerlehner in gewohnt beherzter Weise alles und noch mehr aus ihren motorisch unterlegenen Boliden (Subaru WRX bzw. Mitsubishi Evo VI) herausquetschten.

Spätestens als sich dann die letzten beiden Prüfungen im weit tiefer gelegenen  Lasberg als doch nicht so trocken und damit chancenreich entpuppten wie von Simon Wagner erhofft, musste dieser seinen ersten Sieg in Freistadt aufgeben und Hermann Neubauer seinen ersten im Mühlviertel überlassen. Den packenden Krimi um Platz drei entschied schließlich Michael Lengauer auf der letzten Sonderprüfung um 3,2 Sekunden vor Günther Knobloch und 7,9 Sekunden vor  Martin Fischerlehner für sich.

Pech für Julian Wagner

Für Julian Wagner endete die Jännerrallye dann doch noch mit einem zwar schwachen, aber immerhin irgendeinem Trost. Er gewann mit seinem siebenten WP-Sieg auch die Powerstage und sicherte sich drei Zusatzpunkte. Weil er auch noch den 15. Platz erreichte gab es damit wenigstens insgesamt vier Punkte. «Besser als nichts», meinte der Mauthausener. «Vielleicht sind sie am Ende der Meisterschaft noch wichtig. Insgesamt habe ich hier leider zu viele Fehler gemacht. Aber wer nie Fehler macht, wird nie was lernen. Und ich werde daraus lernen.»

Hermann Neubauer (Ford Fiesta R5): «Dieser Sieg ist einfach unglaublich. Ich bin fast den Tränen nahe, weil das war der letzte schwarze Fleck in meiner Erfolgsliste. Ehrlich gesagt bedeutet mir dieser erste Platz momentan mehr als mein zweiter Staatsmeistertitel im letzten Jahr.»

Simon Wagner (Skoda Fabia R5 evo): »Ich bin wirklich sauer. Nichtsdestotrotz haben wir bewiesen, dass wir im Auto gute Arbeit leisten können. Das Team hat gestern gut gearbeitet, und ich bin auch heute trotz nicht optimaler Voraussetzungen wirklich nicht schlecht gefahren. Wir waren als einzige des Spitzentrios kein einziges Mal von weg von der Strecke. Unglaublich und unfassbar, dass das am Ende unbelohnt geblieben ist.»

Michael Lengauer (Subaru Impreza WRX): «Dass ich meinen vierten Platz vom letzten Jahr heuer noch toppen könnte, hätte ich nicht für möglich gehalten. Jetzt ist die Freude natürlich riesengroß. Jetzt freue ich mich schon auf die Siegerehrung am Abend, bis dahin ist auch der ganze Druck abgefallen. Dann können wir das alles so richtig genießen.»

Mehrere Führende gab es auch in der 2WD-Staatsmeisterschaft. Bis schließlich der Niederösterreicher Michael Franz (VW Golf III Kitcar) als dieser feststand, lachten vorerst Daniel Mayer (Peugeot 208 R2), dann wieder Michael Kogler (VW Scirocco) von Platz eins. Doch erst scheiterte Mayer an einem Bruch des Bremssattels an seinem Peugeot 208, dann holte Kogler ein technischer Defekt am VW Scirocco von der Spitze. Während Mayer jedoch aufgeben musste, rettete Kogler wenigstens Platz sieben und damit einige wichtige Meisterschaftspunkte. Zweiter wurde hier noch der junge Steirer Luca Pröglhöf (Ford Fiesta ST), Dritter Manuel Kurz (BMW 328iS).

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