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Rallye Super Cup: Ein Rechtsstreit gegen den DMSB

Von Günther Wiesinger
Patrick Mohr – ein Mann kämpft für den Breitensport. Aber der DMSB will vom geplanten Rallye Super Cup nichts wissen. Sitzt er als Monopolbetrieb auf dem dickeren Ast?

SPEEDWEEK.com hat in den letzten zwei Wochen etliche Ungereimtheitem im Zusammenhang mit dem DMSB und ADAC aufgedeckt. Da ging es um den Vorwurf illegaler Lizenzgebühren für Motorrad-WM-Fahrer, um seltsame Barzahlungen, um verschwundene Fördermillionen von der Dorna/FIM, um bizarre Vorkommnisse in der IDM, um die fragwürdige Zukunft der IDM.

Selbst DMV-Präsident Wilhelm A. Weidlich wunderte sich im SPEEDWEEK.com-Interview letzte Woche bei so manchen Vorwürfen: «Ich kann es nicht glauben.»

Und wer glaubte, es seien in erster Linie oder fast ausschließlich die vom ADAC ohnedies vernachlässigten Motorradfahrer betroffen, der sieht sich rasch eines Besseren belehrt. In der VLN, in der GT3 und in der Rallye-Szene – überall äußern die Betroffenen Unmut.

In der deutschen Rallye-Szene ist jetzt ein Rechtsstreit zwischen dem DMSB und den Verantwortlichen des Rallye-Supercup (RSC) entbrannt.

Bei diesem Zwist stellt sich die Frage: Wo endet die Demokratie udn die Rechtsstaatlichkeit der Bundesrepublik Deutschland und wo beginnt die Willkürherrschaft eines monopolistischen Sportverbands?

Darf ein Sportverband als potenzieller Lobbyist der Automobilindustrie gegen die Interessen seiner aktiven Sportler und Veranstalter agieren?

Diese Fragen stellen sich auch die Verantwortlichen einer Rennserie im Rallyesport in den letzten 13 Monaten häufiger bei ihrem Kampf gegen Windmühlen. Es geht dabei um die Genehmigung ihrer beantragten Serie.

Die Chronologie eines einjährigen Possenspiels zwischen einer Gruppe ehrenamtlicher Rallyesportler auf der einen Seite sowie dem Deutschen Motor Sport Bund e. V. (DMSB) und dem ADAC auf der anderen Seite offenbart groteske Zustände. Den deutschen Rallye-Breitensport plagen fundamentale Zukunfts- und Existenzängste.

Das wirklich Schlimme daran: Viele Aktive sind der Ansicht, diese Ängste seien durch den DMSB nicht nur hausgemacht, sondern von ihm bewusst und vorsätzlich provoziert worden.

Alle Veranstalter kämpfen mit massiven Rückgängen der Teilnehmerzahlen von 30 Prozent oder mehr – im Vergleich zum Vorjahr. Viele Veranstaltungen wurden deshalb bereits abgesagt, stehen kurz davor oder werden durchgeführt nach dem Motto: «Koste es, was es wolle». Oder sie werden mit Spenden am Leben erhalten.

Rallye Super Cup: Rechtsstreit gegen den DMSB

Den Betroffenen ist längst klar: So kann es mit dem Rallyesport in Deutschland nicht weitergehen. Also ergriff eine leidenschaftliche Truppe von deutschen Rallye-Enthusiasten die Initiative – und unternahm etwas gegen den Niedergang, trotz aller Widerstände durch den DMSB.

Freitag, den 2. Dezember 2016. An diesem Tag findet ein nicht mehr nachvollziehbares Possenspiel seinen vorläufigen Höhepunkt. Vor dem Amtsgericht Frankfurt am Main treffen sich Patrick Mohr, Vorsitzender des Organisationskomitees einer Rennserie im
Rallyesport, und der DMSB.

Mohr hat eine Einstweilige Verfügung gegen den DMSB beantragt, um die Genehmigung seiner Serie, dem Rallye Supercup Deutschland (RSC). Nahezu drei Stunden dauert die Verhandlung. Gut 14 Tage später trifft das Urteil ein. Um es kurz zu machen – die Einstweilige Verfügung wurde abgelehnt.

Eine Zusammenfassung der Ungereimtheiten, die sich während dieser mündlichen Verhandlung vor Gericht und in den Monaten zuvor abgespielt hat, offenbart merkwürdige Zustände.

Die RSC-Rädelsführer werfen dem DMSB vor, er sei sich der negativen und wohl teilweise dramatischen Auswirkungen seiner Entscheidungen bewusst, er nähme diese billigend in Kauf.

Offenbar will der DMSB eine neue Rallyeserie mit allen Mitteln verhindern, in der mehr als ein Drittel aller Rallyefahrzeuge in Deutschland starten dürften, die sonst nicht mehr fahren könnten – die ehemaligen DMSB-Gruppe H-Fahrzeuge.

Dabei ist das Reglement keine 1-zu-1-Blaupause dieser Gruppe, sondern setzt auch neue Standards und erfüllt alle Vorschriften und Bestimmungen des DMSB zu 100 Prozent, wie die RSC-Befürworter überzeugt sind.

Vor gut drei Jahren verlautbarte der DMSB, von dem schon mal Sicherheitstanks für spezielle Fahrzeuggruppen oder neue Hubraumbegrenzungen quasi über Nacht vorgeschrieben werden, er werde die Gruppe H ab 1. Januar 2017 nicht mehr ausschreiben.

Doch leider hat sich in gut drei Jahren keine Reduzierung der Anzahl dieser Gruppe H-Fahrzeuge eingestellt, die einen ersatzlosen Wegfall verkraftbar machen würde für sehr viele Rallyeveranstalter. 48 Rallyes unterstützen daher den Supercup ausdrücklich, auch schriftlich gegenüber dem DMSB. Eben jenen «ersatzlosen Wegfall» wollen Mohr und seine Mitstreiter durch den Rallye Supercup verhindern und vielen Veranstaltern wie aktiven Fahrern in dieser Serie eine neue Heimat bieten – und ein großes Veranstaltersterben verhindern.

Gleichzeitig wäre in dieser Serie ein deutlich weiterentwickeltes DMSB-Gruppenreglement am Start, das auch die DMSB-Gruppen F und CTC nahezu vollkommen abdecken würde und sich an vergleichbaren Reglements anderer europäischer Staaten wie den Niederlanden oder Dänemark orientiert.

Doch der DMSB versucht dies offenbar mit aller Gewalt und vielen grenzwertigen Manövern und Tricks zu verhindern. Dank seiner monopolistischen Stellung (der Weltverband FIA anerkennt in Deutschland nur den DMSB) ist der DMSB jedoch die einzige Behörde in Deutschland, bei der so eine Serie beantragt und genehmigt werden kann. Also blieb den RSC-Befürwortern nur der Gang vors Gericht.

«Schließlich unterliegt auch ein Sportverband der demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland», sind die RSC-Macher überzeugt.

Ob einem Sportverband wie dem DMSB auch sein Breiten- und Amateursport sowie die Jugendförderung und die vielen ehrenamtlichen Funktionäre am Herzen liegen, wird sich zeigen.

Laut Satzung sollte es der Fall sein.... Doch den Verantwortlichen des RSC präsentiert sich sich ein vollkommen anderes Bild.

Am 4. Februar 2016 fand die Erstbeantragung der Serie mit eigenen technischen Bestimmungen namens Rallye Supercup Deutschland statt. Einen Monat später erfolgte die Einladung zu einer Vorstellung dieser Serie in den Räumlichkeiten des ADAC-Südbayern in München, die am 29. März stattfand. Ein Spitzenfunktionär des Weltmotorsportverbands, Dr. Hans-Gerd Ennser, auch Richter und weltweit im Einsatz als Sportkommissar in der Formel 1-WM, darüber hinaus Mitglied des Exekutiv-Komitees des DMSB und Mitglied des Verwaltungsrates des ADAC, lud die Leute rund um Patrick Mohr zu diesem Termin ein. Mehr als drei Stunden wurde diskutiert. Im Kern ging es um die beantragte Serie vom 4. Februar und deren Gründe und Reglement, sowie am Rande um die DMSB-Gruppe H, einer nationalen Fahrzeuggruppe des deutschen Motorsportbunds. Eben jene Gruppe H, die im DMSB seit dem 1.1.2017 im Rallyesport keine Berücksichtigung mehr findet, gegen den Willen vieler aktiver Fahrer und Veranstalter.

Eine Initiative der Fahrer zur Aufhebung dieses Beschlusses, der ohne irgendeine Transparenz in einer verbandsinternen DMSB-Entscheidung hinter verschlossenen Türen fiel, verlief im Jahr 2014 ergebnislos, obwohl in allen anderen Motorsportdisziplinen (Bergrennen oder Automobilslalom) die Gruppe H unverändert erhalten bleibt.

Alles sehr suspekt.

DMSB: Was hat er gegen die Gruppe H?

Vom RSC ist zu hören, schon beim ersten gemeinsamen Gespräch hätten die Funktionäre von ADAC und DMSB das Gespräch weg von der Serie weggelenkt, hin zur Thematik der Gruppe H. Die im RSC geplante separate Nachwuchswertung tat der DMSB gleich als Konkurrenz zum Opel-Rallye-Cup ab.

Die Kernaussagen dieses Gesprächs lauten gemäß RSC: «Den Organisatoren wird angeboten, federführend einen Vorschlag zur Etablierung einer dritten Liga (Pokal) im Rallyesport zu erarbeiten.»

Darüber hinaus sollte in Zusammenarbeit mit der DMSB-Geschäftsstelle ein Konzept zur Neuausrichtung des Breitensports erarbeitet werden. Und: «Es wird sich darauf verständigt, dass der Erhalt der Gruppe H im Breitensport über 2017 hinaus in den DMSB-Gremien neu diskutiert und auf eine positive Entscheidung im Sinne der Organisatoren hingewirkt wird.»

Doch die RSC-Befürworter vermuten heute, schon im diesem Moment habe der DMSB ein schmutziges Spiel gegen die Serie betrieben. So wird im Protokoll des DMSB fälschlicherweise behauptet: «Die Organisatoren ziehen mit oben genannter Vereinbarung ihren Antrag einer Serie mit eigenen technischen Bestimmungen zurück.» Der RSC als Serienantragssteller widersprach dieser Behauptung zweimal, aber vom DMSB sei keine Reaktion gekommen, ist beim RSC zu hören.

Unbeirrt erarbeiten die Ehrenamtler um Patrick Mohr weiter, natürlich ohne finanziellen Ausgleich und ohne Vergütung. Wenige Wochen später wäre Zeit für ein zweites Gespräch. Es lag immer noch keine Genehmigung für die neue Serie vor. Inzwischen war Juni 2016. Mehr als vier Monate sind schon nutzlos seit dem RSC-Antrag verstrichen.

Neben den zugesagten Ausarbeitung für die «Etablierung einer 3. Liga (Pokal) im Rallyesport» auf Grundlage der Serienausschreibung des Rallye Supercup Deutschland werden auch umfangreiche Konzepte für die zur Neuausrichtung des Breiten- und Amateursports vorgelegt und besprochen. Fast schon nebenbei geht es ein letztes Mal um die Serie – zumindest vorerst. So werden die technischen Details der Serie mit eigenen technischen Bestimmungen noch einmal ausführlich besprochen – ohne Beanstandungen seitens des DMSB, wie die RSC-Leute versichern.

Wenige Tage später kam eine überraschende Wende. Auf den Norisring trifft man sich auf Einladung von Dr. Ennser erneut. Dort wünscht Dr. Ennser plötzlich eine Stellungnahme zur geplanten Abschaffung der DMSB-Gruppe H. Dies hat zwar nichts mit der Genehmigung der Serie zu tun, aber um noch einmal die Kooperationsbereitschaft zu unterstreichen, macht sich der RSC an die Arbeit. Die durch den DMSB versprochene Unterstützung bei der Ausarbeitung bleibt laut RSC völlig aus. Nachdem diese Stellungnahme verfasst und an Dr. Ennser gesandt wurde, wird dieses Thema plötzlich nicht mehr in der Exekutiv-Komitee-Sitzung des DMSB am 6. Juli behandelt, sondern kommt am 18. Juli bei einer Strategiesitzung zwischen DMSB und ADAC auf den Tisch.

Dort wird beschlossen, die DMSB-Gruppe H doch beizubehalten, zumindest beteuert Mohr, diese Auskunft bekommen zu haben. So gibt der Sportdirektor des DMSB, Michael Günther, der selbst bei dieser Sitzung anwesend war, Patrick Mohr einen Tag später telefonisch darüber Auskunft, die ADAC-Führungsspitze wie auch einige Vertreter des DMSB seien von der Idee, die Gruppe H weiter auszuschreiben im Bereich des Rallyesports nicht sehr begeistert.

Jedoch konnten Herr Dr. Ennser und er aufgrund der umfangreichen Argumente und Zahlen, die Mohr und seine Mitstreiter erarbeitet hatten, eine deutliche Mehrheit für sich gewinnen. Sowohl ADAC als auch DMSB sähen den Nationalen Breitensport im deutschen Rallyesport ohne die DMSB-Gruppe H in seiner jetzigen Vielfalt als stark gefährdet an, hieß es.

Hatte der RSC jetzt die Verantwortlichen beim ADAC und DMSB endlich von der Wichtigkeit dieser Angelegenheit überzeugt? Bleibt die Gruppe H nun doch erhalten? Oder steht einer Genehmigung der Serie nun nichts mehr im Wege? Leider nein!

Laut Patrick Mohr soll Herr Günther bei diesem Telefonat berichtet haben, die Entscheidung über die Gruppe H werde der der Sportkommission des ADAC überlassen. Laut Herrn Günther sei eine Mehrheit für einen solchen Antrag auf Seiten der ADAC-Regionalclubs «sehr wahrscheinlich» und vorbesprochen. Jedoch müsste jemand diesen Antrag zum Erhalt der DMSB-Gruppe H im Bereich des Breitensports stellen. Patrick Mohr kümmert sich prompt um diesen Antrag, obwohl dieser nun nichts mit der ursprünglichen Serienbeantragung des Rallye Supercup Deutschland beim DMSB gemein hat. Gestellt wird dieser Antrag an den ADAC-Nordbayern am 15. August 2016 von den Rallyeveranstaltern aus Nordbayern – inzwischen sind sieben Monate seit der Beantragung der Serie vergangen. Nebenbei sei noch erwähnt, dass die «sehr wahrscheinliche» Zustimmung in eine nahezu einstimmige Ablehnung des Antrags durch das ADAC-Gremium im Dezember 2016 mündete.

Mohr forderte in den folgenden Monaten den DMSB schriftlich mehrmals auf, die Serie endlich zu genehmigen. Alle gestellten Fristen verstrichen ergebnislos ohne jegliche Reaktion durch den DMSB, sagt Mohr.

Merkwürdige Begründungen

So bleibt den RSC-Machern nur der Rechtsweg. Als diese Drohung in Frankfurt am Main den Verband erreicht, herrscht dort nach monatelangen Stillschweigen plötzlich reges Treiben. So wird am 12.10.2016 morgens um 10.10 Uhr eine völlig überraschende Ablehnung der Serie per Mail bei Patrick Mohr deponiert. «Man hat offensichtlich ganz schnell ein paar Gründe zusammengeschustert, um die Serienausschreiber endlich abzufertigen und zur Ruhe zu bringen», vermutet man beim RSC, der keinen dieser Gründe auch nur im Kern als gerechtfertigt oder nachvollziehbar betrachtet.

So wird die Serie mit eigenen technischen Bestimmungen abgelehnt, weil sie eigene technische Bestimmungen hat. Hat das die DTM nicht auch? Der Serienname «Rallye Supercup Deutschland» stünde in großer Verwechslungsgefahr mit dem DMSB-Rallye-Cup und man habe die technischen Bestimmungen nur als separaten Anhang eingereicht, auf den übrigens mehrfach in der Ausschreibung verwiesen wird und der auch Teil der Beantragung am 04.02.2016 war.

Liest man die DMSB-Richtlinie für die Genehmigung einer Serie/Veranstaltung im Automobilsport, findet man diese Ablehnungsgründe nahezu im Wortlaut wieder. Außerdem werde die Serie abgelehnt, weil sie für fünf Jahre beantragt ist und der DMSB laut seiner Aussage nach grundsätzlich Serien nur für 1 Jahr genehmigt.

Warum gab es dann zum Beispiel in der IDM einen 5-Jahres-Vertrag mit Promoter MotorEvents?

In den DMSB-Richtlinien ist dazu nichts zu lesen. Dass die Ausschreibung anschließend als kooperatives Entgegenkommen überarbeitet wird und am 13.10.2016 erneut zugesendet wird, bleibt in der erneuten Ablehnung per E-Mail am 3. November 2016 aus unerfindlichen Gründen völlig unberücksichtigt. Sie gleicht der ersten Mail nahezu identisch.

Der RSC beschreitet also den Klageweg, um nach fast einem Jahr  zu einer Genehmigung zu kommen. In erster Instanz holt sich der RSC die besagte Abfuhr.

Dem DMSB ginge es weiter nur um die Gruppe H, vermutet der RSC. Auch vor Gericht scheint sich der DMSB noch immer nicht mit der neuen Rallye-Serie auseinander zu setzen. So wird an Eides Statt vom damaligen DMSB-Generalsekretär Christian Schacht behauptet, die Gruppe H sei aufgrund fehlender Passantensicherheit für den Rallyesport abgeschafft worden, da die Fahrzeuge so steif seien. Auch trüge sie ein unkalkulierbares Risiko durch freigestellte Bremsanlagen, die verbaut werden ohne jede Zulassung oder Abnahme. Zuschauer würden durch Steinschlag gefährdet, da die Räder nicht ausreichend abgedeckt seien. Außenliegende Ölkühler und die Art der Abgasanlage durch beispielsweise nur am Auspuffende verbaute Katalysatoren stellten ein hohes Umweltrisiko dar. Außerdem wäre das Unfallverhalten der Gruppe H-Fahrzeuge durch erlaubt Karosserieveränderungen unkalkulierbar. Damit konnte die DMSB-Funktionäre die Vorsitzende Richterin überzeugen. Was nicht erwähnt wurde: Diese Änderungen sind in anderen DMSB- und FIA-Fahrzeuggruppen meist ganz genauso erlaubt, teilweise sogar noch extremer.

Warum die Gruppe H tatsächlich abgeschafft wird und auch der RSC unbedingt verhindert werden muss, wurde nicht verraten. Jetzt wird dem DMSB vorgeworfen, ihm gehe es darum, moderne Fahrzeuge mit für die Fahrzeughersteller teurer Homologation (von der FIA abgenommene Zulassung für den Motorsport) zu verkaufen und moderne Fahrzeuge quaisi als Lobbyist der Automobilindustrie in den Vordergrund zu stellen.

Natürlich gefällt es keinem Automobilbauer, wenn 20 oder 30 Jahre alte Fahrzeuge den moderne Geräten um die Ohren fahren. Muss deshalb ein Verband als willfähriger Lobbyist einschreiten? Was können die älteren Fahrzeuge dafür?

Vielleicht geht es dem DMSB in erster Linie darum, Hersteller wie Skoda, Peugeot oder Opel für die Deutsche Rallyemeisterschaft bei der Stange zu halten mit ihren Fahrzeugen und ihrem Sponsoring.

Der ADAC als Promoter der Deutschen Meisterschaft hat daran sehr großes Interesse. Jener ADAC, der als größter Trägerverband beim DMSB und vor allem im Deutschen Rallyesport inzwischen nahezu das alleinige Sagen hat, an der Spitze mit Sportpräsident Hermann Tomczyk, der auch Vizepräsident des Weltverbands FIA war.

Der Vorwurf: ADAC und DMSB opfern vorsätzlich den Breitensport, um mit dem Profi- und Spitzensport noch mehr Geld zu verdienen.

Der DMSB e.V. hat bereits vorsichtshalber zum Jahreswechsel den Spitzen- und Profisport in eine GmbH mit der Bezeichnung Deutsche Motor Sport Wirtschaftsdienst ausgelagert mit Christian Schacht an der Spitze.

Patrick Mohr und seine Mitstreiter möchten einen bezahlbaren Sport mit bezahlbaren Autos in ihrer Serie erreichen, der für die breite Masse zugänglich und finanzierbar ist. Ein modernes Auto, mit einem ähnlichen Speed, wie es die Spitzenfahrzeuge im Cup haben würden, kostet 70.000 oder 100.000 Euro. In der Serie von Patrick Mohr könnte man mit vielleicht 30.000 Euro über Jahre hinweg fast das gleiche Niveau erzielen, weil man das Auto Schritt für Schritt weiterentwickelt und verbessert.

Dem DMSB und ADAC wird also Lobbyarbeit für die Automobilindustrie vorgeworfen. Er nimmt damit vielleicht in Kauf, dass der Rallyesport auf ansprechendem Niveau nur noch für wenige, sehr privilegierte und wohlhabende Eliten bezahlbar bleibt. Eine knappe Handvoll Werksteams fahren dann vorn um die Siege mit, die anderen mit großem Abstand hinterher.

Ob sich damit der DMSB langfristig selbst in den Ruin und in die Bedeutungslosigkeit treibt, wird sich zeigen.

Dass die Serie «Rallye Supercup Deutschland» gar nicht für den Bereich des Spitzen- und Profisports ausgeschrieben werden soll, scheint den Verband gar nicht zu interessieren. Offenbar möchten der DMSB und ADAC maximal eine Rallye-Veranstaltung in der Woche haben zwischen Anfang März und Ende Oktober. Fällt also mehr als die Hälfte der Veranstaltungen weg?

Dass damit auch gemeinnützige Vereine wegfallen, deren satzungsgemäßer Zweck der Rallye- und Motorsport ist, wird dabei aber einfach ignoriert oder billigend in Kauf genommen.

Laut Patrick Mohr habe DMSB-Sportdirektor Michael Günther an der Verhandlung am 2. Dezember behauptet, für den Verband habe die Anzahl der Fahrzeuge keine wirtschaftlichen Auswirkungen. Fallen nun durch die Nicht-Genehmigung der RSC-Serie ein weiteres Drittel der Teilnehmer weg, droht Unheil.

Trotzdem wollen DMSB und ADAC den aufmüpfigen Patrick Mohr und seine Serie verhindern. Doch er und seine Verantwortlichen kämpfen unermüdlich weiter für ihre Sache, auch vor Gericht in der nächsten Instanz, die wohl im März abgehandelt wird, auch dank vieler Rallyefreunde, die sie finanziell dabei unterstützen.

Der neue ADAC-Präsident Dr. August Markl räumte beim ADAC kräftig auf. Vielleicht sollte sich Dr. Markl dringend mal das seltsame Gebaren des Automobilverbands im Zusammenhang mit dem Motorsport und dem Breitensport unter die Lupe nehmen. Denn da liegt einiges im Argen. Auch im Motorradsport.

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