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Kevin Orgis: «Im Rookies Cup geht es extrem hart zu»

Von Sharleena Wirsing
Der Sachse Kevin Orgis absolvierte 2017 sein zweites Jahr im Red Bull Rookies Cup. Im Interview mit SPEEDWEEK.com warf er einen Blick zurück und sprach über seine Pläne für 2018.

Nach zwei Jahren im Red Bull MotoGP Rookies Cup wird Kevin Orgis 2018 neue Wege gehen. 2016 sicherte Orgis als Neuling in der angesehenen Nachwuchsserie im Rahmen der MotoGP-WM den 13. Gesamtrang mit 56 Punkten. Seine besten Ergebnisse waren zwei fünfte Plätze in Assen und auf dem Red Bull Ring. In diesem Jahr stand der 17-Jährige sogar zwei Mal als Zweiter auf dem Podest – auf dem Sachsenring und in Brünn. Er schloss die Saison auf Platz 10 der Gesamtwertung ab. Zudem nahm Orgis am Northern Europe Cup in der GP-Klasse teil, wo er für das deutsche Kiefer-Team den fünften Platz vor seinem Teamkollegen Sasha de Vits belegte.

Kevin, erzähl von deinen Erlebnissen in der Saison 2017.

Es war mein zweites Jahr im Rookies Cup. Schon aus dem ersten Jahr konnte ich einige Dinge mitnehmen und wusste, wie es in etwa ablaufen wird. Es war nicht alles neu für mich. Trotzdem erlebte ich in Jerez einen sehr holprigen Start in die Saison. Im ersten Training stürzte ich, das Pech zog sich durch das ganze Wochenende. Ich ging noch zwei Mal zu Boden. Dadurch startete ich mit einem relativ schlechten Gefühl in die Saison. Danach folgte das erste Wochenende des Northern Europe Cup. Ich habe versucht, Jerez einfach zu vergessen und daraus zu lernen. Im NEC lief es dann ganz gut, denn beim ersten Rennen in Assen wurde ich Zweiter.

Der NEC war dafür gedacht, dass ich dort lernen und testen kann. Deshalb sind wir mit einer KTM angetreten. Doch es stellte sich heraus, dass sie nicht so große Ähnlichkeit zu KTM des Rookies-Cup aufwies, wie wir gehofft hatten. Im Red Bull Rookies Cup hat das Team jahrelange Erfahrung mit diesem Motorrad. Dadurch sind die Einstellungen etwas anders. Der Unterschied war größer als gedacht.

Im Rookies Cup hatte ich oft Pech im Qualifying. In Brünn platzte der Kühler. Deshalb musste ich von hinten starten. In Spielberg stürzte ich im Qualifying und musste wieder von hinten losfahren. In Misano hatte ich auf meiner letzten schnellen Runde im Quali ein Problem. Im Nachhinein waren die Starts von hinten auch gut, denn dadurch konnte ich sehr viel lernen. In Brünn fuhr ich dann vom letzten sogar auf den zweiten Platz nach vorne. Natürlich hat sich das auf meine Ergebnisse ausgewirkt, aber ich habe extrem viel dabei gelernt. Auch was den Zweikampf betrifft und wie man sich in einer Gruppe behauptet. Im NEC ging das nicht ganz so gut, weil dort nicht so viele Fahrer teilgenommen haben. In der GP-Klasse waren es nur sieben Fahrer, die Motorräder sind sehr unterschiedlich.

Schon in deiner ersten Saison im Red Bull Rookies Cup hast du mit zwei fünften Plätzen geglänzt. Warst du enttäuscht, dass es 2017 nicht gereicht hat, um immer ganz vorne dabei zu sein?

Im ersten Jahr konnte ich schon gute Ergebnisse einfahren, darum hatte ich mir für 2017 vorgenommen, immer um einen Podestplatz oder den Sieg zu kämpfen. Zwei Mal schaffte ich es auf das Podest. In Brünn habe ich bis zur letzten Runde um den Sieg gekämpft. Doch ich hatte im Nassen einen Rutscher und konnte am Ende nicht nochmal angreifen. Bei trockenen Bedingungen war es schon etwas enttäuschend. Es wäre mehr drin gewesen. In Assen zeigte ich ein gutes Rennen im Trockenen, habe aber in den letzten Runden ein Problem mit den Reifen bekommen. Im zweiten Rennen kam ich in der letzten Kurve zu Sturz, als Regen einsetzte.

Die Leistungen im Qualifying haben nicht gepasst, was ein Problem ist. Die erste Runde ist sehr wichtig, denn sonst verlierst du den Anschluss nach ganz vorne. Wenn du einmal zu weit weg bist, ist es sehr schwer, dich wieder heranzufahren.

War es mehr Pech in den Qualifyings oder musst du dich in dieser Hinsicht noch steigern?

Die Technik hat mich einmal eingebremst. In Brünn ist mein Kühler geplatzt. In Spielberg war ich in einer blöden Situation mit einem anderen Fahrer. Als ich zum Überholen ansetzte, fuhr ich über eine Bodenwelle und flog beinahe ab. Ich musste weit gehen, über die hohen Curbs fahren und stürzte. Das war unglücklich. Bei den letzten Rennen in Misano und Aragón war es auf jeden Fall meine Schuld. Da hatte ich mich im Qualifying einfach schlecht positioniert. Man braucht Windschatten, um wirklich eine gute Runde zu fahren. Doch ich war oft allein unterwegs oder vorne in der Gruppe. Auch langsamere Fahrer behinderten mich. Daran muss ich noch arbeiten, damit ich mich im Qualifying besser platzieren kann.

Deine Zeit im Rookies Cup ist nun vorbei. Was hast du in diesen zwei Jahren gelernt?

Auf jeden Fall habe ich viel im Hinblick auf den Zweikampf gelernt. Das ist das Besondere am Rookies Cup. Es geht extrem hart und eng zu. Daraus lernt man sehr viel für die Junioren-WM oder sogar die Moto3-WM. Man fühlt sich im Zweikampf wohler und bekommt nicht gleich Panik, wenn ein Gegner knapp neben einem ist. Du kannst einen kühleren Kopf bewahren. Das ist das Wichtigste, was ich gelernt habe. Und, dass die erste Runde sehr wichtig ist. In der ersten Runde kann man sehr viel gewinnen, aber auch sehr viel verlieren. Am Anfang muss man besonders clever vorgehen, um so schnell wie möglich durch das Getümmel zu kommen.

Wie geht es 2018 für dich weiter?

Plan A wäre, in die Junioren-WM zu gehen. Doch die Saison ist gerade erst vorbei. Es hängt auch viel davon ab, was bei meinem Bruder Leon passiert, ob er in den Rookies Cup aufgenommen wird. Jetzt ist erst mal Ruhe. Ich konzentriere mich auf die Schule und schaue danach weiter. Wir haben noch keinen konkreten Plan, wie es im nächsten Jahr aussehen wird. Mit Kiefer bin ich auf jeden Fall in Kontakt. Wir haben vor, wieder gemeinsam etwas zu machen. Doch wir wissen noch nicht, wie es im nächsten Jahr aussehen wird.

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