Stefan Bradl (Honda): «Top-6 wäre ein guter Anfang»
Honda ist letztes Jahr mit Michael van der Mark und Nicky Hayden in der Superbike-WM auf den Rängen 4 und 5 gelandet. Es gab etliche Podestplätze und einen Sieg. Die Superbike-WM wird aber 2017 noch härter umkämpft sein. Denn das Pata Yamaha-Team steigert sich, Aprilia Racing (Weltmeister 2010, 2012 und 2014) engagiert sich stärker, und Ducati Corse hat mit Marco Melandri einen zweiten starken Fahrer neben Chaz Davies engagiert.
Stefan, deine erste Superbike-WM im Red Bull Honda-Team wird anspruchsvoll – trotz des neuen Motorrads?
Ja, richtig, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Die WM wird 2017 sicher schwieriger, das hat auch Nicky Hayden schon gesagt. Man sieht, dass die Konkurrenz härter und stärker geworden ist. Aber es hilft nichts... Das ist gilt für die ganze Superbike-Szene.
Wichtig wird sein, dass wir Kawasaki und Ducati Paroli bieten können und so rasch wie möglich auf dieses Niveau kommen. Das wird sicher nicht einfach.
Außerdem bin ich gespannt, wie sich das neue depperte Reglement auswirkt... Beim zweiten Rennen am Sonntag wird ja die Startaufstellung über den Haufen geworfen, die Startplätze vom ersten Rennen werden dann durchgemischt.
Die Superbike-WM-Rennen dauern nur 33 oder 34 Minuten, in der MotoGP warst du zwischen 40 und 45 Minuten unterwegs. Brauchst du für die kürzeren Rennen eine andere Strategie? Muss man in den ersten Runden gleich rücksichtslos loslegen und das speziell trainieren?
Gute Frage. Ich habe gleich bei meinem ersten Test in Aragón im November eine Rennsimulation gemacht. Ja, die Distanz ist ein bisschen kürzer. Es werden sich auch die Pirelli-Reifen anders verhalten als die Michelin in der MotoGP. Vielleicht bauen die Reifen in der SBK stärker ab... Das muss ich in Australien lernen. Dort habe ich dann am Sonntag gleich den nächsten WM-Lauf...
Bisher habe ich noch keine Taktik, wie ich da rangehen soll an dieses Thema. Es wird wichtig, die freien Trainings, von denen es leider nur drei kurze gibt, optimal auszunützen. Das ist mir auch vom Team her schon eingeschärft worden. Wir müssen schauen, dass wir in den freien Trainings viel zum Fahren kommen. Wir werden da nicht zu viel ausprobieren, sondern ein bisschen konservativer vorgehen und konzentriert bleiben.
Das Qualifying wird auch eine Herausforderung, denn man muss sich für die Superpole 2 qualifizieren; es ist ein ähnliches System wie in der MotoGP, dort werden die freien Trainings ja auch gewertet. Für die Superpole 2 kriegst du dann einen Qualifyer, den muss man vernünftig einsetzen. Das habe ich bei den Tests schon ein bisschen trainiert; das hat mir ganz gut gefallen.
Ich lass’ mich überraschen, wie das dann bei den ersten Rennen funktioniert.
Du warst bei den Tests mit dem neuen Motorrad meist zwischen den Rängen 8 bis 10. Wenn die Honda in Australien besser abgestimmt ist, kannst du dann in Australien und Thailand in den Rennen Top-6-Plätze anstreben?
Ehrlich gesagt, wenn man unsere knappe Vorbereitungszeit berücksichtigt, dann ist das ein realistisches Ziel, ja. Wir versuchen natürlich irgendwie aufs Podest zu fahren, wenn’s geht, aber wir müssen das Ganze vernünftig angehen. Deshalb würde ich auch sagen: Top-6, das wäre ein guter Anfang.
Auf jeden Fall möchte ich bei den ersten vier WM-Läufen in Übersee Ausfälle vermeiden. Wenn wir Australien und Thailand gut über die Bühne bringen, können wir in Europa genauere Zielsetzungen ins Auge fassen.
Das Milwaukee-Aprilia-Team hat in Portimao mit Platz 2 von Lorenzo Savadori überrascht, sein Teamkollege Eugene Laverty wird auch gefährlich. Und Marco Melandri ist auch wieder schnell?
Ja, das kann man so stehen lassen. Melandri ist keine Riesenüberraschung, er hat das Fahren nicht verlernt. Er hat Ende August schon drei komplette Tage in Misano getestet, als ich mit Aprilia dort war. Er hat eine sehr gute Vorbereitung gehabt. Er hat praktisch seit dem Sommer 2016 für die Saison 2017 trainiert. Er ist voll da.