SBK-Rückzug von Aprilia: Wie Erzfeind Ducati reagiert
2009 kehrte Aprilia mit der damals neuen RSV4 in die Superbike-WM zurück, mit Max Biaggi hatte der Hersteller aus Noale einen Superstar unter Vertrag. Kein anderes Motorrad war so nahe an einer MotoGP-Maschine dran wie die Aprilia, der damalige Rennchef Gigi Dall’Igna reizte jedes Limit aus und war mehr als einmal in den Grauzonen des Reglements unterwegs.
Mit Erfolg: Seit 2010 ist nach Fahrertiteln nur Kawasaki erfolgreicher. Bereits beim Debüt der RSV4 in der Saison 2009 wurde Max Biaggi WM-Vierter, 2010 und 2012 wurde der Römer Weltmeister. 2014 gewann Sylvain Guintoli die Fahrerwertung. Die Marken-Weltmeisterschaft wurde sogar 2010, 2012, 2013 und 2014 gewonnen.
Mit der RSV4 wurden in 260 Superbike-Rennen 44 Siege und 148 Top-3-Platzierungen eingefahren. Erfolgreichster Pilot ist Biaggi mit 18 Laufsiegen, 47 Podestplätzen und zwölf schnellsten Rennrunden. Der letztjährige Milwaukee-Aprilia-Fahrer Eugene Laverty kommt auf zehn Siege, von denen er neun 2013 eroberte.
Anfang November wurde gewiss, was sich seit Monaten ankündigte: Aprilia zog sich offiziell aus der Superbike-WM zurück, weil alle personellen und finanziellen Ressourcen für die MotoGP-WM gebraucht werden.
Wir werden nicht nur die schnelle und schnittige RSV4 vermissen, auch das italienische Dauerduell zwischen Aprilia und Ducati wird uns fehlen.
«Möglichst viele Hersteller auf einem ordentlichen Level zu haben, ist für jede Meisterschaft gut», sagte Paolo Ciabatti, Sportdirektor von Ducati, gegenüber SPEEDWEEK.com. «Mich freut es, dass wir sechs Hersteller in der MotoGP-WM haben und es tut mir leid, dass sich Aprilia so entschied. Jeder Hersteller weiß, wie viel Budget er zur Verfügung hat und welche Ausgaben er stemmen kann. Wenn du begrenzte Ressourcen hast, und zudem in der MotoGP-WM strauchelst, wie es bei Aprilia letztes Jahr der Fall war, dann verstehe ich, dass sie ihre Ressourcen bündeln und auf ein Projekt konzentrieren wollen. Ich nehme an, dass sie nicht genügend Personal und Ressourcen haben, um beide Meisterschaften zu bestreiten. Ich weiß aus Ducati-Sicht, dass es nicht einfach ist, in zwei Projekte eingebunden und konkurrenzfähig zu sein.»
«Dass wir Aprilia verlieren, ist nicht gut für die Superbike-WM», unterstreicht der Italiener. «Gleichzeitig kommen aber BMW und Honda mit mehr Einsatz zurück. Am besten wäre es immer, wenn alle dabei sind. Aber wenn sich zwei Hersteller deutlich stärker einbringen… Die letzten Jahre waren Kawasaki, Ducati und Yamaha am konkurrenzfähigsten. Wenn wir jetzt Honda und BMW mit guten Motorrädern, starken Teams und schnellen Fahrern hinzubekommen, dann haben wir mehr als genug für eine gute Show. Fans wollen eine gute Show – und die gibt es nur, wenn Dinge geschehen, die nicht vorhersehbar sind. Auf dem Papier gibt es in der MotoGP-WM Honda und Marc Marquez an der Spitze und bei den Superbikes Jonathan Rea und Kawasaki. In Wirklichkeit hatte Rea aber ein einfacheres Leben als Marquez.»