BMW-Rennchef Bongers: «Großes Interesse an Kiefer»
BMW-Rennchef Marc Bongers
Als einziger Hersteller in der Superbike-WM hat BMW kein Satelliten-Team. Da sollte man meinen, dass das Interesse des deutschen Kiefers-Teams gerade recht kommt. Nach vielen Jahren im GP-Sport und WM-Titeln mit Stefan Bradl (Moto2) und Danny Kennt (Moto3) bekommt die Truppe von Jochen Kiefer für 2020 keinen Startplatz mehr und orientiert sich deshalb Richtung SBK-Fahrerlager.
Jochen Kiefer war mit Frau Tino zu Besuch in Magny-Cours und hatte einige Termine, unter anderen mit BMW Motorsport Direktor Marc Bongers. «Wir haben durchaus Interessen an einem Kundenteam, deswegen haben wir auch schon Gespräche mit anderen Teams geführt», sagte der Niederländer zu SPEEDWEEK.com. «Mit Kiefer habe ich mich zusammengesetzt, um zu sehen was sie können, was sie haben und was unsere Möglichkeiten sind. Aber das liefe unter Kundenteam. Wir haben SMR als unseres Werksteam, dabei bleibt es auch. Aber wir würden es befürworten, wenn wir mehrere BMW auf dem Grid hätten – wenn das von beiden Seiten finanziell machbar ist.»
Weil Kiefer jegliche Motorräder, Motoren und Ersatzteile für die Superbike-WM neu kaufen muss, ist es für das Team aus Rheinland-Pfalz enorm wichtig, vom potenziellen Partner einen möglichst guten Preis zu bekommen.
Bongers ist sich dessen bewusst: «Klar können wir das lenken und wir sind auch offen für alle Szenarien. Wenn Kiefer sagt, dass er für zwei Fahrer identisches Werksmaterial haben möchte, dann können wir das bieten. Das ist dann aber auch entsprechend teuer. Er könnte aber auch mit einem Fahrer und Material aus diesem Jahr antreten, das wäre bedeutend günstiger. Das Reglement besagt nur, dass das identische Material zur Verfügung stehen muss, was es auch tut. Es sagt aber nicht, dass du es kaufen musst. Deshalb ist es vorstellbar, dass wir das Bike Stand Magny-Cours als Basis für nächstes Jahr nehmen. Kiefer hat die Möglichkeiten auf dem Tisch.»
Für viele deutsche Fans wäre es ein Traum, das erfolgreichste deutsche Team der letzten zehn Jahre mit einem deutschen Fahrer und einem deutschen Hersteller in der Superbike-WM zu sehen.
«Das kann ich mir gut vorstellen», meinte Bongers. «Aber BMW ist ein Weltkonzern und unser Ziel ist zu gewinnen. Ob wir das mit einem deutschen, englischen oder asiatischen Fahrer tun… Wir würden gerne ein weiteres Team sehen, das BMW fährt. Wenn ich die Wahl habe zwischen einem reinen deutschen Team, das keine Leistung bringt, und einem halb deutschen Team, das Leistung bringt, dann kannst du dir ausrechnen, welche Variante interessanter ist. Wenn wir so ein Paket angehen, dann tun wir das nicht, um jemandem einen Gefallen zu tun, sondern weil wir damit etwas erreichen wollen. Um eine Weltmeisterschaft anzugehen, auch in Sachen Herstellerwertung, sind zwei Bikes wenig. Wir bräuchten Unterstützung von einem gut aufgestellten Kundenteam, das den Mitbewerbern Punkte wegnehmen könnte, wenn es beim Hauptteam mal nicht ganz rund läuft.»
Kiefer hat stets betont, dass er für sein Projekt einen deutschen Fahrer möchte und hat Namen wie Markus Reiterberger, Jonas Folger, Sandro Cortese, Lukas Tulovic und Marvin Fritz genannt.
«Für uns steht die Leistung im Vordergrund, die Fahrerfrage ist noch relativ weit weg», betont Bongers. «Zuerst müssen wir das Gerüst schnüren, das wird sicher noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis auch Kiefer sagen kann, wo er steht. Bis dahin sind einige der Fahrer sicher schon in anderen Serien untergekommen.»
Bis wann brauchst du von Kiefer eine verbindliche Zusage, um Budgets zu machen und Ersatzteile zu bestellen? «Das Problem ist, dass bereits in der ersten februar-Woche alles nach Phillip Island geschickt wird», schilderte der BMW-Rennchef. «Da muss man auch genügend Motoren dabei haben. Wenn die Zusage bis Anfang November kommt, ist es nicht unmöglich. Ob unser initiales Gespräch positiv oder negativ war, kann ich nicht sagen. Wir haben einen festgesetzten Budgetrahmen, an den wir uns halten müssen. Schenken können wir das Material Kiefer nicht.»