Scott Redding: «Du fällst in ein schwarzes Loch»
Scott Redding wurde 2019 Britischer Meister
Mit 15 Jahren und 170 Tagen war Scott Redding der bis dahin jüngste Grand-Prix-Sieger, als er 2008 in Donington Park in der 125er-Klasse gewann. Von 2010 bis 2013 fuhr der Engländer Moto2 und wurde in seinem letzten Jahr Vizeweltmeister.
2014 stieg er in die MotoGP-Klasse auf und schaffte es in den folgenden fünf Jahren zweimal aufs Podest: 2015 für Marc VDS Honda als Dritter in Misano und 2016 für Pramac Ducati als Dritter in Assen.
Nach der katastrophalen Saison 2018 mit Aprilia bekam Redding keinen MotoGP-Platz mehr und wechselte in die Britische Superbike-Meisterschaft, welche er auf Anhieb gewann.
Als sich Alvaro Bautista vergangenen August für den Wechsel von Ducati zu Honda entschied, beförderte Ducati Corse Redding kurzerhand ins WM-Werksteam, in welchem er 2020 an der Seite von Chaz Davies fährt.
Bei den ersten Wintertests in Aragon Mitte November war Redding sofort so schnell wie der dreifache Vizeweltmeister Davies, diese Woche Donnerstag und Freitag testen die beiden Briten in Jerez.
«Ich wollte Ende 2018 mit dem Rennsport aufhören», verriet Redding im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich war durch. Und ich dachte darüber nach, ob Racing wirklich das ist, was ich will. Meine Situation war sehr ungemütlich – dann bekam ich die Chance in der BSB. Und ein Team und ein Motorrad, mit dem ich gewinnen kann. Ich wäre auch Schneemobil gefahren, egal was, Hauptsache ich kann gewinnen. Ich wollte zeigen, dass ich siegen kann. Als ich in die BSB ging war die Erwartungshaltung eindeutig: Ich wollte gewinnen. Das war meine Erwartung, nicht unbedingt die von außerhalb. Jetzt ist es gleich.»
Der 26-Jährige weiter: «Wenn du schnell bist, stellst sich immer die Frage, ob du es bist oder das Motorrad. Deshalb sind Ergebnisse für deinen Kopf so wichtig. Wenn du keine guten Resultate hast, fällst du in ein schwarzes Loch. Es liegt nicht immer am Fahrer. Manchmal ist es so, dass ein im Moment erfolgloser Fahrer das Motorrad wechselt und dann wieder schnell ist. Deshalb bin ich glücklich darüber, wo ich jetzt bin. Letztes Jahr um die Zeit war es echt Scheiße, es war schrecklich. Jetzt habe ich zwölf erfolgreiche Monate hinter mir und fühle mich großartig.»
«Ich war in meiner Karriere oft zur falschen Zeit am falschen Ort», grübelte der Mann mit der Nummer 45. «Wäre ich nach 2013 eine weitere Saison Moto2 gefahren und erst dann in die MotoGP-Klasse aufgestiegen, dann wäre ich wahrscheinlich bei Tech3 Yamaha gelandet. Dann wäre meine Karriere gänzlich anders verlaufen. Stattdessen saß ich auf einer Open-Honda, das war der falsche Grundstein. Dann kam ich 2015 zu Marc VDS, das war das schlechteste Jahr für Honda. Dann wechselte ich zu Ducati, die nicht schlecht war. Ich hatte aber nie das Material, um zu gewinnen. Meine Erwartung ist aber immer, dass ich gewinnen kann, dass ich erfolgreich bin. Achter, Zehnter oder schlechter zu werden – das macht für mich keinen Sinn, Rennen zu fahren. Als ich bei Pramac wegging, bekamen sie für das Jahr darauf Werksmaschinen. Das hat mich komplett demoralisiert. Dann ging ich zu Aprilia und habe mich wirklich sehr bemüht, das Motorrad zu entwickeln. Den Schritt nach vorne machten sie aber erst, als ich wegging.»