Honda eiskalt: Wie Leon Camier abserviert wurde
2018 und 2019 stand Leon Camier bei Honda unter Vertrag, während dieser zwei Jahre war er so viel verletzt wie kaum ein anderer Fahrer. Im März 2018 stürzte er beim zweiten Event in Thailand, als Thitipong Warokorn vor ihm abflog und er nicht ausweichen konnte. Dabei war beinahe sein rechter Schienbeinkopf gebrochen und Camier hatte wochenlang Schmerzen, weil er auf Anraten seiner Ärzte auf eine Operation verzichtete.
Kaum war der heute 33-Jährige wieder fit, brach er sich bei Testfahrten im Juli 2018 in Suzuka mehrere Halswirbel. Im Mai 2019 rissen ihm bei einem Abflug in Imola drei Bänder in der rechten Schulter, vergangenen Juli wurde er zum ersten Mal an dieser operiert. Nach seinem Sturz bei den Aragon-Tests Mitte November mit der Ducati, musste Camiers Schulter erneut unters Messer.
Zwei Saisons quälte sich der Engländer mit der nicht konkurrenzfähigen Honda Fireblade und erduldete allerhand Unzulänglichkeiten wie eine schlecht funktionierende Elektronik und den schwachen Motor mit nicht eben optimaler Leistungscharakteristik. Einige seiner Stürze sind darauf zurückzuführen, mit Rang 4 in Buriram 2018 sorgte er trotzdem für das beste Honda-Ergebnis seit Platz 2 von Michael van der Mark Anfang Oktober 2016 in Magny-Cours.
Im ersten Jahr der werksseitigen Rückkehr der Honda Racing Corporation 2019 setzte es eine Blamage nach der anderen. Erst als bekannt wurde, dass der größte Motorradhersteller für dieses Jahr ein neues Modell bringt, sah Camier einen Hoffnungsschimmer am Horizont.
Doch als es an die Vertragsunterzeichnungen für 2020 ging, hatte Honda den ehemaligen Britischen Meister zu keinem Zeitpunkt auf dem Zettel und warb stattdessen Alvaro Bautista von Ducati ab. Als zweiten Fahrer verpflichteten die Japaner den von Kawasaki kommenden Leon Haslam.
Camier macht kein Geheimnis daraus, dass dieses Verhalten für ihn eine bittere Enttäuschung war. «100-prozentig», hielt er gegenüber SPEEDWEEK.com fest. «Letztes Jahr wurde nicht viel entwickelt. Es war eine verzwickte Situation, weil ich kaum fuhr. Sie begannen kleine Änderungen zu bringen, dann verletzte ich mich aber. Hätten sie mir etwas Gutes für dieses Jahr gezeigt, hätte ich ein Angebot erwartet. Eine Option oder irgendetwas, dafür, dass ich das Jahr auf einem Motorrad saß, das nicht konkurrenzfähig war. Sie wussten genau, dass es nicht konkurrenzfähig war.»
Ist es eine Überraschung für dich, dass Bautista bei Honda unterschrieb? «Ja, er war so schnell auf der Ducati», meinte Camier. «Ich weiß nicht was er erwartet, was bei Honda besser sein soll.»
Als dem Engländer klar wurde, dass er bei Honda keine Zukunft hat, unterschrieb er beim Privatteam von Marco Barnabo. Glück brachte ihm das keins: Nach seinem Teststurz im MotorLand Aragon wird er fast die gesamte Wintervorbereitung verpassen. Der Ducati-Pilot hofft, dass er bei den letzten Tests vor dem Saisonbeginn in Australien Mitte Februar auf Phillip Island wieder auf der Panigale V4R sitzt.