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Markus Reiterberger: Selbstanalyse des WM-Scheiterns

Von Ivo Schützbach
Nach 72 Rennen ging Markus Reiterbergers Karriere in der Superbike-WM zu Ende, nächstes Jahr fährt der Bayer für BMW in der Asia Road Racing Championship. In Teil 2 des großen Interviews spricht er über die Sorgen 2019.

Zweimal ermöglichte es BMW seinem Zögling Markus Reiterberger, Superbike-WM zu fahren. 2016 bestritt er die komplette Saison mit dem Althea-Team; nach drei Events 2017 trennten sich die Wege, weil sich zwischen dem Bayer und dem italienischen Team ein unüberbrückbarer Graben aufgetan hatte.

Reiti kehrte daraufhin in die IDM Superbike zurück und gewann im BMW-Team von Werner Daemen seinen dritten Titel. 2018 eroberte er mit der gleichen Truppe den Titel in der Superstock-1000-EM, als Belohnung wurde der 25-Jährige für 2019 ins Werksteam in der Superbike-WM befördert.

Bei BMW-Partner Shaun Muir Racing fuhr Reiterberger an der Seite von Ex-Weltmeister Tom Sykes, nach vielversprechendem Saisonbeginn gelang dem Obinger nach Assen im April aber nur noch ein einstelliges Ergebnis – beim Saisonfinale in Katar.

Während Sykes mit 223 Punkten WM-Achter wurde, strandete Reiti mit 83 Punkten auf Platz 14.

Im zweiten Teil des großen Exklusiv-Interviews blickt der Europameister von 2018 für SPEEDWEEK.com auf seine schwierige Saison zurück. 2020 wird er für das Team Onexox BMW TKKR in der Asia Road Racing Championship an den Start gehen.

Markus, zu Saisonbeginn waren deine Leistungen besser, als die Resultate zeigen. Du hattest viel Pech. Der Höhepunkt war Assen mit sechsten Plätzen. Ab wann war der Wurm drin?

Ab den Rennen nach Assen, in Imola.

Australien war gut, das unser erster großer gemeinsamer Ausflug. Zuvor hatten wir vier Testtage. Nach den ersten zwei Testtagen wurde meine Crew komplett umgestellt, ich bekam einen neuen Crew-Chief, andere Mechaniker und einen anderen Fahrwerksmann. Dann hatten wir zwei Tage in Jerez und Portimao, dann ging es nach Phillip Island.

Dort haben wir zum ersten Mal alles durchprobiert. Erst in die Richtung, wie sich das das Team vorgestellt hat, dann in meine Richtung. Im dritten Rennen hatte ich einen schönen Erfolg und konnte Sykes überholen.

Thailand war schlecht, in Aragon ging es aufwärts. Da machten wir weitere Änderungen in die Richtung, die ich mir vorstellte. Da sagte mir der Crew-Chief, dass er jetzt weiß, was ich brauche.

Wir machten gute Schritte nach vorne, aber im ersten Rennen fuhr mich Rea am Start runter. Im zweiten Rennen hatte mein Bike einen Kupplungsschaden und im dritten Lauf war wieder was.

Dann kam Assen und wir machten wieder einen Schritt nach vorne. Da war es richtig gut. Damals war es mit der Schulter aber schlimmer als befürchtet.

Nach Assen ließ ich mich operieren und kam nach Imola natürlich nicht ganz fit. Das hat mich aber nicht so sehr beeinträchtigt.

Du standst in Assen in der ersten Startreihe, wurdest zweimal Sechster und hast Sykes geschlagen. In Imola war schlechtes Wetter und die Strecke war noch nie deine liebste. Warum konntest du danach nie mehr an die Leistungen von Assen anknüpfen?

Imola war ein schwieriges Wochenende, das war ein Desaster. Da hatte ich zum ersten Mal einen Streit mit meinem Crew-Chief, das war nicht die beste Zusammenarbeit.

Dann kam ich nach Jerez und es gab eine Ansage vom Team, wie unsere Marschrichtung aussieht. So war es dann, ich steckte zurück und sagte, dass das so passt. Ich will nur fahren und das Beste daraus machen, den Rest muss mir das Team geben.

So sind wir dann die restliche Saison verfahren. Ich habe mehr oder weniger probiert, die Einstellungen von Sykes zu fahren. Wir haben oft große Änderungen gemacht, es gab keine Konstanz. Übertrieben gesagt hatte ich in jeder Session ein anderes Bike.

Bis Laguna Seca war das so und es wurde immer schlechter. Danach wurde entschieden, dass ich 2020 nicht mehr dabei bin und es wurde wieder mehr in meine Richtung gearbeitet. Wir hatten uns aber in ein Loch gefahren, aus dem wir nicht mehr rauskamen.

Der Aufwärtstrend in den ersten Rennen kam zustande, weil das Team deine Ideen befolgte?

Weil wir zusammengearbeitet haben.

Und als dann in Jerez der Befehl kam, wie es gemacht wird, ging nichts mehr vorwärts?

So war das aus meiner Sicht.

Wir haben die Entscheidungen aber immer zusammen getroffen. Es war nicht so, dass mir alles vorgeschrieben wurde.

Hat dich Teamchef Shaun Muir immer fair behandelt?

Ja, das war so. ich habe eine gute Beziehung zu Shaun, auch wenn es eine Weile gedauert hat, bis wir uns näherkamen. Ich hatte viel Respekt, weil er schon einiges erreicht hat mit seinen Teams.

Ab Jerez rückte er stärker auf meine Seite, ab diesem Zeitpunkt war mein Manager Werner Daemen immer weniger dabei, weil er mit seinen Teams selbst sehr eingespannt war. Ich war sehr froh darüber, dass Shaun diese Position dann übernommen und mich unterstützt hat. Er hat mir den Rücken gestärkt und mir geholfen.

In den Wochen nach Laguna Seca wurde entschieden, dass du 2020 nicht mehr im Team bist. Wann war dir klar, dass Feierabend ist?

Erst, als ich die E-Mail bekam. Aber mir war flau im Magen.

Ich kann eins und eins zusammenzählen und weiß, wie die Ergebnisse waren und was man sich von mir erhofft hat. Ich wollte liefern, konnte aber nicht.

Nach der intensiven Zusammenarbeit mit dem Werk, und dem, was wir alles gemeinsam erreicht haben, dachte ich, dass ich noch ein Jahr eine Chance bekomme und gewisse Dinge in meinem Sinn geändert werden.

Aber andererseits fürchtete ich, dass ich den Platz verliere, weil die Ergebnisse zu schlecht waren.

Ich habe Motorsport-Direktor Marc Bongers mal gefragt, ob es einen Bonus darstellt, dass du Deutscher bist. BMW ist ein deutscher Hersteller, wir haben 2020 in Oschersleben einen deutschen WM-Lauf, du warst deine ganze Karriere bei BMW und hast für sie vier Titel gewonnen. Du hast in deinen WM-Jahren aber weder bei Althea noch bei SMR die Erwartungen erfüllt. Und BMW ist ein Weltkonzern, der die schnellsten Fahrer möchte. Trotzdem hätten es viele deutsche Fans gerne gesehen, wenn du eine dritte Chance bekommen hättest. Wie beurteilst du das?

So ist es halt – leider.

Ich habe mit BMW eine super Vergangenheit und mir ging es immer gut. Ich habe viel gegeben aber auch viel gekriegt, es ist eine gute Zusammenarbeit. Es geht ja auch zusammen weiter.

SMR und BMW haben als deinen Nachfolger Eugene Laverty verpflichtet, der sich dieses Jahr schwerste Armverletzungen zuzog und ebenfalls eine schwierige Saison hatte. Wird er ab dem ersten Rennen näher an Sykes dran sein, als du das warst?

Das fahrerische Potenzial dazu hat er, das hat er oft genug bewiesen. Wenn die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, dann wird er gut dabei sein.

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