Superbike-WM Katar: Absage immer wahrscheinlicher
Ohne die Teams aus Italien ist keine Superbike-WM möglich
Wegen der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus ergreifen immer mehr Länder besondere Vorsichtsmaßnahmen, um das Ausbrechen oder die Ausbreitung zu unterbinden.
Reisende aus China, Südkorea und Iran mit den meisten Coronavirus-Infizierten dürfen schon seit Mitte letzter Woche nicht mehr in Katars Hauptstadt Doha fliegen. Seit einigen Tagen befindet sich Italien neben Ländern wie Malaysia, Thailand, Taiwan, Hongkong, Singapur, Macao und Japan auf einer schwarzen Liste.
Die italienischen Fahrer und Teammitglieder, die nach dem Katar-Test (22. bis 24.2.) nach Italien zurückflogen, dürfen nicht in den Mittleren Osten zurückkehren, ohne sofort in zweiwöchige Quarantäne gesteckt zu werden.
Deshalb wurde der für nächstes Wochenende geplante Auftakt der MotoGP-WM in Katar abgesagt. Wenn nicht zufällig die GP-Klassen Moto3 und Moto2 vom 28. Februar bis 1. März in Katar ihren letzten Test absolviert hätten und sich deshalb alle Teams schon komplett dort befänden, würden auch in diesen Kategorien zu viele Italiener vom Katar-GP ferngehalten und das Rennen hätte komplett gestrichen werden müssen.
Das droht der Superbike-WM, die eine Woche später ihren zweiten Event in der arabischen Wüste haben soll.
Nach dem Auftakt in Australien am vergangenen Wochenende blieben einige Mitglieder des Trosses Down under oder flogen in Urlaubsparadiese wie Thailand oder Indonesien nach Asien und spannen dort ein paar Tage aus.
Der Großteil der Teams flog aber nach Hause, weil es günstiger ist, die Strecke Europa-Doha zweimal zu fliegen, anstatt die Teammitglieder zehn Tage in Australien oder Katar in Hotels unterzubringen, zu bezahlen und zu verpflegen.
Die letzten fünf Jahre war der zweite Saisonevent in Thailand, wo es im Gegensatz zu Australien und Katar günstig ist, weshalb kaum jemand zwischen den Rennen heimflog.
Sollte sich die Lage in den kommenden Tagen nicht entspannen und Katar seine Einreisebedingungen gegenüber Italien nicht lockern, wird der SBK-Event vom 13. bis 15. März abgesagt.
Die Superbike-Teams Aruba, Pedercini, GRT, Barni, Puccetti und Go Eleven bestehen hauptsächlich aus Italienern, dasselbe gilt für die Spitzenteams aus der Supersport-WM, Bardahl Evan Bros, MV Agusta und Puccetti.
In den Werksteams von Honda, Kawasaki und Yamaha sowie bei Ausrüstern wie Nissin arbeiten Japaner, die das Gleiche Problem wie die Italiener haben.
Theoretisch wäre es möglich, dass sie alle ihre Flüge umbuchen und statt von ihrer Heimat direkt nach Katar zu fliegen, einen Stopp in einem sicheren Land machen, um nicht unter das Embargo zu fallen.
Momentan geht es bei dem Einreiseverbot nämlich nicht darum welchen Pass man hat, sondern von welchem Flughafen man anreist.
Doch die Privatteams haben nicht die Ressourcen, um diese Extraausgaben zu stemmen.
Problematisch wird es auch für Reifen-Alleinausrüster Pirelli: Sämtliche Mitarbeiter flogen nach den Rennen auf Phillip Island zurück nach Mailand. Auch viele Mitarbeiter von Promoter Dorna sind Italiener.
Dass sich ein Land wie Katar schützen möchte, kann jeder nachvollziehen.
Aber man sollte die Kirche im Dorf lassen. Dem Coronavirus sind nach Angaben von Johns Hopkins CSSE bislang weltweit 3044 Menschen zum Opfer gefallen, 34 davon in Italien. Von 89.000 Infizierten haben sich 45.000 bereits vollständig erholt. Lebensgefährlich ist die Krankheit nur für alte oder bereits kranke Menschen, deren Immunsystem angeschlagen ist.
Jährlich sterben weltweit mindestens 650.000 Menschen an einer Grippe. In Deutschland gab es 2017/2018 nicht weniger als 25.100 Todesfälle durch Grippe. In Österreich sind es im Schnitt 1800 Tote im Jahr, in der Schweiz 2500.
Nach Katar stehen die Europarennen in Jerez und Assen im Kalender, deren Durchführung ist nach heutigem Stand nicht in Gefahr. Anfang Mai ist der Imola-Event. Ob sich die Lage bis dahin in Italien entspannt hat, bleibt abzuwarten.