Kawasaki: Ohne starkes Konzept geht Jonathan Rea
Ducati hat in der Superbike-WM mit der Panigale V4R den Maßstab gesetzt, Honda zog dieses Jahr mit der CBR1000RR-R Firebalde nach.
Yamaha und BMW haben zwar neue Motorräder, sie setzen aber nach wie vor traditionelle Superbikes ohne Flügel ein. Deren Serienmodelle verfügen auch über deutlich weniger Leistung als die Ducati und Honda.
Kawasaki arbeitet seit Monaten am Nachfolger der aktuellen ZX-10RR. Die Aufgabenstellung ist klar: Der japanische Hersteller will auch zukünftig gewinnen und muss sich entsprechend an der Konkurrenz orientieren.
Innerhalb der nächsten drei Monate müssen sie dem fünffachen Weltmeister Jonathan Rea ein technisches Konzept präsentieren, das den Nordiren davon überzeugt, seinen Vertrag nach sechs Jahren mit Kawasaki um weitere zwei zu verlängern.
Letztes Jahr hatte der damalige Ducati-Werksfahrer Alvaro Bautista alle Voraussetzungen, um Weltmeister zu werden. Es ist der hohen Fehlerquote des Spaniers und der einmaligen Konstanz und mentalen Stärke Reas zu verdanken, dass Kawasaki trotzdem gewann.
Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die ZX-10RR das älteste Modell im Superbike-Fahrerlager ist und die Konkurrenz vorgelegt hat. «Unser Motorrad ist sehr erwachsen, um das möglichst nett zu formulieren», schmunzelte Rea im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Aber wir lernen nach wie vor dazu, weil wir Sachen ändern, die den Unterschied ausmachen. Wir haben kein neues Motorrad, experimentieren aber viel mit der Geometrie. Erst beschäftigst du dich mit der Gewichtsverteilung, dann mit der Geometrie und dann kommen die Federn der Federelemente. Wenn du das alles verstanden hast, kommt die Elektronik hinzu und du machst die Einstellungen für die Motorbremse. Du musst immer optimistisch sein und dich selbst davon überzeugen, dass es morgen besser wird.»
Der 89-fache Laufsieger weiß aber auch: «Unglückerweise kannst du in der Superbike-WM der klügste Fahrer und Crew-Chief sein, du bist eingeschränkt, weil wir mit einem Serienmotorrad fahren. Du kannst nicht nächste Woche mit einem neuen Chassis auftauchen oder die Geometrie grundlegend ändern. Es gibt nur gewisse Parameter, die du ändern kannst. Das Gleiche gilt für den Motor. Du brauchst einen, der sehr fahrbar ist, mit Pirelli-Reifen funktioniert und schnell ist. Aber nicht so schnell, dass du ihn nach jedem Training wechseln musst, weil du nur sieben Motoren pro Fahrer und Saison zur Verfügung hast. Wir reden von einem einzigen Kompromiss. Das ist nicht wie in MotoGP, wo du beim nächsten Rennen etwas Neues ausprobieren kannst. Du hast, was du hast.»
Beim Saisonauftakt in Australien sorgten die Kawasaki-Werksfahrer Rea und Lowes in den drei Rennen für vier von möglichen sechs Podestplätzen. Nach 3 von 39 Rennen führt Lowes die Weltmeisterschaft mit 51 Punkten an, Rea ist nach seinem Sturz im ersten Rennen auf Phillip Island mit 32 Punkten Gesamtvierter.