Minister-Interview: Alle spanischen Rennen wackeln
Das Coronavirus hängt über Europa
Während manche SBK-Teammanager davon träumen, im Juli wieder an Rennen teilnehmen zu können, machen sich andere Teams, Funktionäre und Veranstalter berechtigte Sorgen wegen der drakonischen Reiseverbote.
Ein besorgniserregendes Beispiel: Die spanische Regierung hat die Tourismusbranche, das Gastgewerbe sowie den Kultur- und den Fernverkehrssektor des Landes vor den «enormen Problemen» gewarnt, die auf die Coronavirus-Pandemie zurückgehen. In diesen Wirtschaftsbereichen kann erst zum Jahresende mit einem Ende des Lockdowns gerechnet werden, schilderte die Arbeitsministerin Yolanda Diaz in einem TV-Interview. Für den Produktionssektor wird im Sommer mit einer Erholung gerechnet.
Große Sorgen bereitet den Spaniern der Tourismussektor. Die Finanzministerin und Sprecherin der linken Koalitionsregierung von Ministerpräsident Pedro Sanchez, Maria Jesus Montero, sprach Klartext: «Spanien wird die touristischen Aktivitäten erst wieder aufnehmen, wenn es eine Garantie für außerordentlich sichere Bedingungen gibt, sowohl für unsere Bürger als auch für unsere Besucher», ließ sie bei einer Pressekonferenz verlauten.
Das könnte durchaus bedeuten: Die drei SBK-Events in Spanien können 2020 ebenso wenig stattfinden wie die vier MotoGP-Rennen.
Die spanische Regierung und die spanischen Behörden machen kein Geheimnis daraus, dass man bei der Öffnung der Grenzen des Landes für ausländische Touristen zum Beispiel sehr genau auf die Herkunft der Besucher achten werde. Auch diese Ansicht wurde von der Finanzministerin Montero bestätigt. Konkrete Pläne oder Maßstäbe wurden bisher noch nicht dargelegt.
Aber man darf annehmen, dass sich die EU-Länder im Juni genau absprechen werden, wie es der österreichische Bundeskanzler Kurz bereits vor 14 Tagen angekündigt hat. Er ließ damals durchblicken: Die Grenzen werden erst geöffnet, wenn ein Impfstoff für alle vorhanden ist. Und das wird nach menschlichem Ermessen bis 2021 dauern, auch wenn einzelne Forscher momentan optimistischere Prognosen wagen und auf Oktober 2020 hoffen.
Jedes Land wird bis zum Herbst sehr genau abwägen, ob es Touristen oder irgendwelche Berufsgruppen (wie Motorsport-Teams) aus stark betroffenen Ländern ins Land lässt. Dessen sind sich die Italiener und Spanier längst bewusst, die zwölf der 15 Superbike-Teams stellen.
Erst im Juni sollen in den schwächer betroffenen europäischen Ländern wie Deutschland, Schweiz und Österreich die Gastronomiebetriebe wieder aufsperren, wenn auch nur unter sehr strengen Maßnahmen (Abstandsregeln, Hygienevorschriften, Einweg-Speisekarten, Maskenpflicht beim Personal usw.). Und wann die Beherbergungsbetriebe wieder öffnen werden, zumindest im Teilbetrieb, steht in den Sternen.
Diese Ungewissheiten machen jede sinnvolle Planung für ein Ende oder eine Lockerung des Motorsport-Shutdowns vorläufig nahezu unmöglich. Selbst für Geisterrennen.
Die Virologen, Immunologen und Pandemieforscher haben bisher viel zu wenig belastbare Daten. «Wir wissen bisher nicht einmal zuverlässig, ob ein Genesener wirklich gegen den Virus immun ist, geschweige denn ob er es einen Monat lang ist, drei Monate, ein Jahr oder drei Jahre», erklärte gestern der amerikanische Seuchenexperte Dr. Anthony Fauci (79), der schon sieben US-Regierungen beraten hat.
Kalender Superbike-WM 2020, Stand 19. April:
28.02.–01.03. Phillip Island/Australien
03.07.–05.07. Donington Park/Großbritannien
31.07.–02.08. Oschersleben/Deutschland
21.08.–23.08. Assen/Niederlande
28.08.–30.08. Aragon/Spanien
04.09.–06.09. Portimão/Portugal
18.09.–20.09. Cataluñya/Spanien
02.10.–04.10. Magny-Cours/Frankreich
09.10.–11.10. San Juan/Argentinien
23.10.–25.10. Jerez/Spanien
06.11.–08.11. Misano/Italien
Abgesagt: Imola/Italien
Ohne Termin: Losail/Katar