Chaz Davies: Wenn Ducati liefert, sorgt er für Siege
Chaz Davies (7) startet regelmäßig weit hinten
Kein anderer Fahrer überholt so viele Gegner wie Chaz Davies: Das offenbart seine überlegene Führung in der Wertung des Hyundai N-spired Awards, der dieses Können dokumentiert.
Möglich ist das nur, weil der Ducati-Werksfahrer regelmäßig weit hinten startet und sich durchs halbe Feld kämpfen muss. Mit besseren Ergebnissen in der Superpole und besseren Starts wäre die Podestausbeute des WM-Vierten deutlich höher.
«Ich konnte immer auf gute Starts bauen», erzählte Davies in Aragon. «Mit der V4R ist es aber eine echte Herausforderung für mich, konstant gute Starts zu machen. Das Zusammenspiel aus Kupplung und Elektronik ist nicht perfekt. Das Problem ist bekannt, das Team arbeitet daran. Guter Starts sind der Schlüssel für erfolgreiche Rennen.»
Davies gilt als einer der cleversten Piloten im Fahrerlager, der 33-Jährige macht sich wie kaum ein anderer Gedanken über seine Leistungen und sein Motorrad. «Das Motorrad ist kompliziert und empfindlich», hielt der dreifache Vizeweltmeister fest. «Es gibt viel, was man verstehen muss. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass zu viele Eindrücke auf mich einprasseln. Ich will alle Details wissen. Wenn ich sie nicht kenne, wie soll ich dann das Puzzle zusammenfügen? Es gibt Fahrer, die wollen nichts wissen und keine Rückmeldungen geben. Sie verlassen sich darauf, dass die Ingenieure die Daten analysieren. Ich will aber eingebunden sein, sonst können wir uns nicht verbessern – so empfinde ich das. 18 Monate nach Beginn dieses Projekts habe ich das Gefühl, dass wir viel weiter sein müssten.»
Besonders in den italienischen Medien wird der 30-fache Laufsieger heftig kritisiert, weil er mit der V4R erst ein Rennen gewann (Laguna Seca 2019). Gleichzeitig eroberte er aber beachtliche 13 Podestplätze und ist zur Halbzeit der Superbike-WM 2020 Gesamtvierter. Warum Ducati ihm das Motorrad nicht so hinstellen kann, wie er sich das wünscht, hinterfragt kaum einer.
«Medien arbeiten mit Zahlen», ist Davies bewusst. «Ich kann alles erklären. Aber ich sehe das so, dass wir ein Team sind und zusammen gewinnen und verlieren – auch wenn das ein Klischee ist. Ich sammle nach wie vor jede Information über die V4, das ist ein Prozess. Sobald das Potenzial des Motorrads meinen Erwartungen entspricht, werde ich die Siege liefern – so einfach ist das. Ich pushe aber nicht weniger, nur weil das Motorrad für mich nicht funktioniert. Ich versuche es immer gleich hart. Fest steht aber, dass ich mehr Hilfe benötige.»
Vor dem zweiten Aragon-Event am kommenden Wochenende liegt Davies nur vier Punkte hinter dem Dritten Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha). Über 50 Punkte voraus an der Spitze sind Kawasaki-Star Jonathan Rea und Davies’ Teamkollege Scott Redding.