Redding entfacht Debatte: Warum kein Gesamtgewicht?
Scott Redding ist mit der Gesamtsituation unzufrieden
Reifen-Alleinausrüster Pirelli hat für das 2019 eingeführte Sprintrennen am Sonntagmorgen einen weichen Hinterreifen entwickelt, den SCX. Dieser bietet deutlich mehr Grip als der Standardreifen SC0 und bringt je nach Rennstrecke bis zu 0,4 sec pro Runde. Für gewöhnlich überlebt er aber nur zirka zehn Runden.
Dieses Jahr erleben wir das Phänomen, dass Honda-Star Alvaro Bautista und Ducati-Privatier Michael Ruben Rinaldi den Reifen auch in den doppelt so langen Hauptrennen einsetzen können.
Der WM-Zweite Scott Redding aus dem Aruba-Ducati-Werksteam sieht eine Gemeinsamkeit: Beide sind deutlich kleiner und leichter als er. Der großgewachsene Engländer hat es versucht, selbst bei schonender Fahrweise hat er mit seinen zirka 15 Kilogramm mehr Körpergewicht keine Chance, den Reifen über die Renndistanz zu bringen.
Jetzt hat er deswegen eine Diskussion entfacht. «Kleine Fahrer haben einen Vorteil», hielt der Engländer gegenüber SPEEDWEEK.com fest. «Mir ist egal was andere sagen, sie haben einen Vorteil. Mit weniger Gewicht beanspruchen sie den Vorder- und Hinterreifen weniger und sind schneller. Sie kommen schneller aus den Kurven hinaus und verbrauchen dabei weniger Reifen. Wenn es heiß wird, spielt ihnen das zusätzlich in die Hände. Deshalb sind Rinaldi und Bautista auch gegen Rennende immer so stark. Wenn du die Reifen weniger verbrauchst, kannst du konstantere Rundenzeiten fahren. Die Fakten liegen auf dem Tisch. Ja, ich habe Rennen gewonnen – geholfen haben ihnen die beschriebenen Tatsachen trotzdem. Rinaldi konnte in Aragon nicht nur zu Beginn pushen, er fuhr auch gegen Ende fantastische Zeiten – wie soll ich da mithalten?»
Für Redding ist der Sachverhalt eindeutig: «Entweder sollte es ein Gesamtgewicht für Fahrer mit Motorrad geben, oder der SCX darf in den langen Rennen nicht eingesetzt werden.»
Bautista sieht das natürlich anders: «In Moto3, Moto2 oder der 300er-Klasse spürst du das Gewicht. Aber in den großen Klassen mit viel Leistung ist geringes Fahrergewicht eher ein Nachteil, als ein Vorteil. Schau dir Dani Pedrosa in MotoGP an: Wie oft hatte er einen Vorteil wegen seines geringen Gewichts? Hm? Nachteile hatte er viel öfter.»
«Ich fuhr letztes Jahr das gleiche Motorrad wie Redding jetzt und konnte den SCX auch nicht nützen», ergänzte der Vizeweltmeister. «Nach fünf oder sechs Runden war er kaputt. Damals war ich genauso leicht, wie ich es heute bin. Mit der Honda haben wir den Nachteil, dass wir mit dem Standardreifen SC0 nicht genügend Grip haben, unser Vorteil ist, dass der SCX geht. Ich glaube nicht, dass es an seinem Gewicht liegt, dass er den SCX nicht nützen kann. Das geht nicht, weil sein Motorrad mehr Grip bietet.»
Würden sich die Verhältnisse in der Superbike-WM ändern, gäbe es ein vorgeschriebenes Mindestgewicht von Fahrer mit Motorrad? Wenn du zum Beispiel 15 Kilogramm zuladen müsstest? «Das wäre nicht fair», betonte Bautista. «Ich bin mir sicher, dass Redding bei dieser Art Motorrad mit der vielen Leistung mehr Vorteile hat durch sein höheres Gewicht, als ich durch mein niedriges. 15 Kilogramm machen bei über 200 PS keinen großen Unterschied aus. Er hat den Vorteil, dass er mehr Gewicht aufs Hinterrad bringen kann. Okay, wenn es warm ist, ist das ein Nachteil. Dafür ist es ein Vorteil, wenn es kühler ist.»
«MotoGP ist die Königsklasse, da gibt es auch kein Gesamtgewicht», unterstrich Bautista abschließend. «Ein Mindestgewicht für das Motorrad reicht. Es macht einen Unterschied, ob du zusätzliche 15 Kilogramm in Form von Körpergewicht auf dem Motorrad bewegst oder zugeladene 15 Kilogramm. Er ist schwerer als ich, hat dadurch aber auch mehr Muskeln und kann das Motorrad deshalb besser bewegen. Bekomme ich zusätzliches Gewicht auf das Vorder- oder Hinterrad, ist das schwierig zu handhaben. Vielleicht sucht er nur nach einer Entschuldigung und erwähnt deswegen das Gewicht.»