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Leon Camier: Geld alleine reicht nicht als Anreiz

Von Ivo Schützbach
Leon Camiers zwei Jahre mit Honda waren ein Flop

Leon Camiers zwei Jahre mit Honda waren ein Flop

Seit Mitte November 2019 schuftet Leon Camier für sein Comeback, doch ein Superbike kann der Engländer nicht auf höchstem Niveau bewegen. Mit 34 Jahren macht er sich Gedanken, wie es in seinem Leben weitergehen soll.

2009 absolvierte Leon Camier als Britischer Superbike-Meister drei Gasteinsätze in der Weltmeisterschaft. 2010 und 2011 hatte er im Aprilia-Werksteam zwar feinstes Material, auf den damals 23-jährigen Engländer wurde aber kaum eingegangen. Alles bei Aprilia war auf die Lichtgestalt Max Biaggi ausgerichtet, der Römer wurde 2010 und 2012 Weltmeister.

Sieben Podestplätze waren für Aprilia nicht genug, um den WM-Rookie weiter zu verpflichten.

Für 2012 und 2013 unterschrieb Camier bei Fixi Crescent Suzuki und eroberte auf dem Nürburgring und in Silverstone je einen dritten Platz. Bei seinem Heimrennen am vierten August 2013 stand der heute 34-Jährige zum letzten Mal auf dem Podest, ein Sieg blieb ihm verwehrt.

Camier mangelte es nie an Talent, er war nur öfter zur falschen Zeit am falschen Ort und hatte mehr Verletzungspech als die meisten anderen.

2014 fuhr er vier MotoGP-Rennen für das damalige Honda-Team von Jorge Martinez und eroberte in Brünn einen WM-Punkt. Den Rest des Jahres hielt er sich mit Gaststarts für Wilbers BMW in der IDM und für BMW Italia in der Superbike-WM über Wasser.

Einen sehr guten Namen machte sich Camier in seinen drei Jahren für MV Agusta von 2015 bis 2017. Mehrmals brachte er die Nobelmarke aus Varese nahe ans Podium heran, mehr als vierte Plätze gelangen ihm aber nie.

2018 ging Camier mit großen Erwartungen zu Honda, doch die damalige Fireblade war ein Rohrkrepierer, die Triple-R kam erst 2020. Der bemitleidenswerte Rennfahrer aus Bournemouth musste sich mit dem alten Modell plagen und ist seit März 2019 quasi dauerverletzt.

Der Vertrag mit Barni Ducati machte ihm für 2020 viel Hoffnung, nach seinem Sturz beim Roll-out in Aragon Mitte November 2019 wurde Camier aber nie wieder fit. An mangelndem Einsatz lag es nicht, Camier gehört zu den besttrainierten Fahrern in der Superbike-WM.

Camier war zwar Ende Februar beim Saisonstart auf Philipp Island dabei, konnte die Rennen wegen Schmerzen aber nicht bestreiten. Mitte Juli, kurz vor Ende der fünfmonatigen Corona-Pause, teilten Camier und das Team Barni Ducati die Trennung im gegenseitigen Einvernehmen mit.

Leon bemüht sich seit inzwischen einem Jahr, dass seine Schulter die alte Stärke zurückerlangt. «Mein Körper ist auf dem höchsten Fitnesslevel, außer beim Fahren mit dem Superbike fühle ich meine Schulter nicht», erzählte er SPEEDWEEK.com.

Die Hoffnung, dass dieses Problem mit Physiotherapie in den Griff zu bekommen ist, hat sich nicht erfüllt. Deshalb denkt er jetzt darüber nach, sich erneut operieren zu lassen. «Es ist so, dass die Muskeln und Bänder in meiner Schulter auf einen Nerv treffen, der mich unter einer gewissen Beanspruchung beeinträchtigt und Schmerzen verursacht», erklärte er. «Es ist recht einfach, dieses Problem zu beheben. In einer kleinen Operation wird das Band gekürzt und so mehr Platz geschaffen. Noch habe ich mich aber nicht entschieden, innerhalb der nächsten zwei Wochen sollte ich etwas wissen.»

Für Camier und seinen Manager Laurens Klein-Koerkamp wird es nach der langen Verletzungspause schwierig, ein Team für die Superbike-WM 2021 zu überzeugen, die meisten reizvollen Plätze sind besetzt. Vorstellbar ist, dass der 34-Jährige noch einige Jahre in der Britischen Meisterschaft anhängt, sollte er keinen WM-Platz mehr finden. Diesbezüglich gab es schon nach der Saison 2019 Interesse an ihm.

«Ich würde erst wieder Rennen fahren, wenn ich die richtigen Gründe habe und 100 Prozent geben kann», unterstrich der langjährige WM-Pilot. «Nur um Geld zu verdienen, werde ich nicht zurück aufs Bike springen. In mancher Hinsicht ist es nicht verkehrt, eine gewisse Zeit Abstand zur Szene zu halten.»

Camier ist inzwischen Vater und war dieses Jahr bei einigen Rennen bei seinem Kumpel Chaz Davies als Betreuer dabei.

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