SBK auf Lombok: Vorwurf der Menschenrechtsverletzung
Auf Lombok wird seit 2016 ein gigantisches Projekt umgesetzt, um die touristisch noch nicht sehr entwickelte Insel zum neuen Bali zu machen. Bis zu 1 Milliarde US-Dollar wird in das neue Mandalika-Resort investiert. Neben Hotels, der Erweiterung des Flughafens und einem Krankenhaus ist eine Rennstrecke für MotoGP- und Superbike-WM Bestandteil des pompösen Konzepts.
Diese Events werden aber nicht auf einer permanenten Rennstrecke stattfinden, sondern sozusagen auf einem Straßenkurs, der nur für die beiden Veranstaltungen für den öffentlichen Verkehr gesperrt wird. Sicherheitsvorkehrungen, die Sturzräume und die Infrastruktur sollen trotzdem der Grade-A-Homologation der FIM entsprechen.
Für 2021 wurde für die Superbike-WM ein Vertrag mit dem noch im Bau befindlichen Mandalika International Street Circuit geschlossen. Die Rennen sind auf das Wochenende 12. bis 14. November datiert. Für die MotoGP 2021 steht der Straßenkurs auf der Reserveliste.
In Begleitung von Loris Capirossi und Franco Uncini inspizierte Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta in diesen Tagen den neuen Mandalika Circuit. Neben der eigentlichen Rennstrecke wurden auch der Flughafen, das Krankenhaus sowie Hotels auf ihre Tauglichkeit überprüft. Ezpeleta betonte, dass es nur bei 100-prozentiger Fertigstellung Rennen auf Lombok geben wird.
Aus der Ferne sind verlässliche Informationen zum Baufortschritt schwer zu verifizieren. Mit Bildern, die den Fortgang dokumentieren würden, geizt die Mandalika Grand Prix Association, weshalb immer wieder Zweifel an der rechtzeitigen Fertigstellung laut werden. Um das Streckenhospital zu bewerben, verwendete man vor wenigen Tagen noch ein Bild von Silverstone.
Während die indonesische Tourismusbehörde weiterhin versichert, dass die Rennstrecke und die erforderliche Infrastruktur bis Juli fertiggestellt sein sollen, berichten lokale Medien davon, dass sich Baumaßnahmen bis ins dritte Quartal hinziehen werden. Für welchen Teil des Projekts was gilt, wissen nur die beteiligten Unternehmen.
Zumindest der Pressesprecher des Flughafenbetreibers auf Lombok gab zu, dass man gegen die Zeit kämpfe. Derzeit wird die Start-/Landebahn des Airports von 2700 auf 3300 Meter verlängert, um Frachtflugzeuge mit den Dimensionen einer Boeing 747 abwickeln zu können.
Der Besuch der Dorna wurde möglicherweise durch einen Brief der Vereinten Nationen ausgelöst, die den spanischen Promoter und andere Beteiligte Ende März davon in Kenntnis setzte, dass im Rahmen des Mandalika-Projekts massiv Menschenrechte verletzt werden. Es ist von Enteignung von Land, Zwangsumsiedlung indigener Völker und Einschüchterung von Menschenrechtsorganisationen die Rede.
«Landwirte und Fischer wurden von ihrem Land vertrieben und mussten die Zerstörung ihrer Häuser, Felder, Brunnen, kultureller und religiöser Stätten erleben», sagte der UN-Sonderberichterstatter für Armut und Menschenrechte, Olivier De Schutter. «Glaubwürdige Quellen berichten, dass die Anwohner Drohungen und Einschüchterungen ausgesetzt waren und ohne Entschädigung gewaltsam von ihrem Grund und Boden vertrieben wurden. Trotz dieser Erkenntnisse hat das ITDC nicht versucht, eine Entschädigung zu zahlen oder die Landstreitigkeiten beizulegen...Wir fordern die indonesische Regierung nachdrücklich auf, dafür zu sorgen, dass Menschenrechte und die Rechtsstaatlichkeit respektiert werden.»
Das ITDC ist die indonesische Tourismusbehörde, die dieses Projekt forciert, um Lombok zum nächsten Bali zu machen. Vizepräsidentin Miranti Rendranti dementierte den UN-Bericht. «Als staatseigenes Unternehmen wendet die ITDC bei der Durchführung seiner Projekte stets das Prinzip der Vorsicht an und hält Offenheit, Rechenschaftspflicht, Vertrauenswürdigkeit, Verantwortung und Fairness aufrecht.» Miranti hielt außerdem die positiven wirtschaftliche Auswirkungen dagegen.