Grenzerfahrung für Philipp Öttl: Totale Erschöpfung
In Le Mans dabei: Markus Reiterberger (li.) und Philipp Öttl
Philipp Öttl sprang am Wochenende beim Saisonstart der Langstrecken-Weltmeisterschaft in Le Mans als Ersatzfahrer beim Ducati-Team ERC Endurance ein. Der Bayer, der erst vor einer Woche in Aragon sein Renndebüt auf einem Superbike gab, freute sich auf sein erstes 24-Stunden-Rennen, doch er hatte auch Respekt.
Gemeinsam mit seinen Teamkollegen David Checa und Xavi Fores erlebte Öttl ein turbulentes Rennen auf dem Circuit Bugatti. Mit einer starken Pace, aber auch mit einigen Problemen, beendete die deutsche Truppe um Teammanager Frank Hoffmann das Rennen auf dem 15. Platz. Punkte gab es in der EWC-Klasse für Rang 7. «Ich glaube, so fertig war ich noch nie», stöhnte Öttl nach dem Zieleinlauf. «Es war so hart und ich bin froh, dass wir einen Physiotherapeuten dabeihatten.»
«In meinem ersten Stint hatte ich absolut keinen Plan, wo ich bin. Du überholst permanent andere Fahrer und weißt nicht, wo deine Gegner sind. Ich war mir nie sicher, ob die anderen aufschließen», berichtete der 25-Jährige von den Schwierigkeiten eines Endurance-WM-Laufs. «Es ist alles so komplex. Und wenn alles neu ist, dann konzentrierst du dich sowieso nur auf dich. Du bist in dem Moment einfach noch nicht so weit.»
Tagsüber strahlte die Sonne über dem 4,185 km langen Kurs in Frankreich. Im Dunkeln war es dagegen frisch. «In der Nacht war ich gut unterwegs. Ich hatte das Glück, dass ich mit Simeon unterwegs war. Er hat mich gleich überholt und ich konnte mich an ihn dranhängen, dadurch war ich sehr schnell. Am Morgen bin ich dann sogar eine 1:36er-Runde gefahren, das war nicht schlecht», freute sich der Wahl-Salzburger im Interview mit SPEEDWEEK.com.
«Ich habe generell versucht, mich immer weiter zu steigern und bin mein Rennen gefahren. Leider hatten wir in der Nacht einen Sturz und in meinem Stint hat die Kupplung angefangen durchzurutschen. Am Ende war es so schlimm, dass wir sie tauschen mussten», klagte Öttl. «Der Ölkühler ist gerissen, dafür mussten wir eine Durchfahrtsstrafe absolvieren. Das Motorrad hat dadurch Öl verloren und David ist zu spät in die Box, ich war der Glückliche, der die Strafe absitzen durfte.»
Wie konnte Öttl, der nur Sprintrennen gewöhnt ist, die Konzentration über 24 Stunden aufrechterhalten? «Wenn wir die ganze Zeit vorne mitgekämpft hätten, dann hätte das alles für mich mehr Sinn ergeben. In 24 Stunden kann sich alles zu jeder Zeit ändern. Es war eine einmalige Erfahrung. Aber es war so anstrengend, Chaz Davies kann froh sein, dass er nicht gefahren ist.»
Zusammenfassend hielt der Moto3-GP-Sieger von Jerez 2018 fest: «Ich war überrascht, dass es so gut gelaufen ist. Die schnellste Rennrunde war eine 1:36,1 min, ich muss mich also nicht verstecken. In der Nacht fällt es mir noch etwas schwerer als den meisten anderen. Die haben alle viel mehr Erfahrung und für mich war es halt das Limit, wenn ich dranbleiben wollte.»
Den Sieg eroberte das Werksteam von Suzuki vor Yamaha und Honda.