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Exklusiv: Razgatlioglu über seinen Katastrophen-Tag

Von Ivo Schützbach
Superbike-Weltmeister Toprak Razgatlioglu kassierte im ersten Misano-Rennen seinen zweiten Nuller in dieser Saison, dieses Mal streikte die Yamaha. SPEEDWEEK.com schilderte er seine Gedanken und Gefühle.

Toprak Razgatlioglu startete von Grid-Position 2 furios ins erste Misano-Rennen und führte gewohnt aggressiv und spektakulär fahrend das 25-Mann-Feld die ersten zwei Runden vor Jonathan Rea (Kawasaki) und Alvaro Bautista (Ducati) an. Von Runde 4 bis 14 lag der Türke auf dem dritten Platz, dann streikte seine Yamaha! Ein Elektrikstecker war abgegangen, die Batterie der R1 lud sich nicht mehr auf, entlud sich komplett und schließlich ging der Motor aus. Die Rennmaschine ist so konzipiert, dass die Elektronik nur so lange funktioniert, wie sie von der Batterie mit Strom versorgt wird.

Der enttäuschte Weltmeister sagte anschließend sämtliche Medienauftritte ab. Lediglich Promoter Dorna bekam ein kurzes Video-Interview und SPEEDWEEK.com lud er für ein Vier-Augen-Gespräch in die Yamaha-Hospitality ein. Dort schilderte er in offenen Worten seine Gemütslage.

«Zuerst hatte der Motor Aussetzer, dann ging er aus», beschrieb Toprak die entscheidenden Sekunden, die ihm nach dem Sturz in Assen die zweite Nullrunde in zehn Rennen einbrockte. «Als Erstes ging mir durch den Kopf – schon wieder. Letztes Jahr hatte ich schon mal einen Ausfall, bei dem es sich gleich anfühlte. Böse bin ich deswegen aber nicht. Mich ärgert viel mehr, dass ich mich auf dem Motorrad nicht so gut fühle wie letztes Jahr. Ich habe immer den ersten Platz im Blick, hier konnte ich aber nur um einen Podestplatz kämpfen. Letztes Jahr war ich auf dieser Strecke sehr stark, dieses Jahr ist das nicht so. Das ärgert mich. Ich muss vor jeder Kurve früher bremsen als normal, weil sich das Bike nicht verzögern lässt. Das ist ein großes Problem.»

«Wir sind nicht stark in die Saison gestartet», sagte der Yamaha-Star, der in diesem Jahr noch kein Rennen gewann und in der Gesamtwertung bereits 77 Punkte hinter dem führenden Bautista liegt. «Wir haben dieses Jahr kein Glück. Ich denke nicht mehr an den Gesamtstand, momentan sieht es so aus, als wäre es für mich bereits gelaufen. Mir bleibt nur zu versuchen, Rennen zu gewinnen. Aber das Bike fühlt sich nicht mehr so an wie letztes Jahr, ich kann das Fahren nicht genießen und nicht meinen Stil fahren. Das überrascht mich.»

Während andere Fahrer nach so einer Enttäuschung das Motorrad wegschmeißen, den Helm in der Box in die Ecke pfeffern oder herumschreien, ist Razgatlioglu stets beherrscht und selbst in charakterprüfenden Situationen höflich zu seinem Umfeld.

«So ein Verhalten braucht niemand, weil alle immer ihr Bestes versuchen», unterstrich der Mann aus Sakarya. «Nach so einem Problem ärgern sich eh alle, ich muss meinen Ärger nicht zeigen. Ich erkläre lieber, was vorgefallen ist. Ich bin auch nicht böse, weil das Motorrad ausging, sondern weil ich nicht mehr so fahren kann wie letztes Jahr. Deshalb erkläre ich meiner Crew Kurve für Kurve, was los ist. Wenn dir so etwas passiert, dann ist es nicht leicht, das einfach abzuhaken und zu vergessen. Ich komme zu jedem Rennwochenende mit viel Motivation, nach so einem Vorfall bin ich aber schon etwas gebrochen. Da hilft es auch nicht, wenn man darüber redet. Egal, am Sonntag habe ich zwei weitere Chancen.»

Toprak abschließend: «Das Bike muss besser werden. Wenn uns das gelingt, dann geht uns alles andere leicht von der Hand. Ich versuche immer mein Bestes, brauche aber auch ein gutes Motorrad. Motorrad ist das falsche Wort, die Yamaha ist ein gutes Motorrad. Was ich meine, ist eine gute Abstimmung. Letztes Jahr war ich mit dem Motorrad eins, das war mein Motorrad. Für dieses Jahr haben wir das Bike verbessert, das ist richtig. Aber mit einigen Bereichen bin ich nicht glücklich. Deshalb werden wir einige Teile ändern. So wie das Motorrad momentan ist, sind Siege unmöglich. Ich kann den anderen nur hinterherfahren und nicht mit ihnen kämpfen. Das Bike ist schnell, die Rundenzeiten sind gut. Ich bin aber ständig am Limit und kann nicht meinen Stil fahren. Ich kann weder entspannt fahren, noch es genießen.»


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