Ohne Jugendwahn: Wieso Puccetti keinen Toprak sucht
2018 brachte das Team Puccetti Kawasaki mit Toprak Razgatlioglu ein außergewöhnliches Talent in die Superbike-WM, mit dem inzwischen 25-Jährigen feierte es die größten Erfolge (2 Siege, 15 Podestplätze) in dieser Klasse.
Dessen Nachfolger Xavi Fores und Lucas Mahias kamen aus verschiedenen Gründen nicht einmal annähernd an diese Leistungen heran.
«Die vergangenen drei Jahre in der Superbike-WM waren für uns nicht einfach», sagte Teamchef Manuel Puccetti beim Treffen mit SPEEDWEEK.com. «Mit Toprak hatten wir fünf Jahre, die letzten zwei davon in der Superbike-WM, waren 2019 konstant auf dem Podium und Fünfter in der WM. Okay, Toprak ist kein normales Talent, er ist ein Superstar. Mit Fores und Lucas waren und sind die Ergebnisse schlechter als erwartet. Lucas war letztes Jahr Rookie und zudem verletzt, dieses Jahr ebenfalls. Er hat zwei Monate verpasst, ich will seine Leistungen deshalb nicht als gut oder schlecht einstufen. Seine ganzen Verletzungen hielten ihn davon ab dort zu sein, wo er sein sollte. Wenn er länger auf dem Motorrad ist, wird er schneller und schneller. Wir arbeiten jetzt seit vier Jahren zusammen, normal arbeiten wir nicht zehn Jahre mit einem Fahrer. Wir geben ihnen eine Chance in der Supersport-WM. Lucas brachten wir in die Superbike-WM, weil das unser Vertrag vorsah. Es ist nicht fix, dass wir uns von ihm trennen, aber möglich.»
«Was wir brauchen, sind gute Resultate – so schnell wie möglich», betonte Puccetti. «Meine Sponsoren, Kawasaki und ich brauchen starke Ergebnisse, dafür ist ein erfahrener Pilot wahrscheinlich besser geeignet als ein junger.»
Oben auf der Wunschliste des Italieners stehen die ehemaligen Weltmeister Sylvain Guintoli (2014 mit Aprilia) und Tom Sykes (2013 mit Kawasaki).
«Ich weiß nicht, was sie vor zehn Jahren verdient haben», schmunzelte Puccetti. «Es ist aber immer so, dass sich der Gehaltswunsch an der aktuellen Situation und dem Alter orientiert, natürlich. Bei dem, wonach sie fragen, hat nicht Geld Priorität. Für mich ist wichtig, dass ich den richtigen Fahrer für dieses Projekt finde.»
Problematisch für Puccetti: Guintoli war Werksfahrer von Aprilia, Honda und Yamaha, Sykes bei Yamaha, Kawasaki und BMW. Beide wissen sehr genau, was ein Werk leisten kann, wenn Probleme auftreten. Das sind Ansprüche, die ein Privatteam nicht erfüllen kann.
«Das ist richtig», bemerkte Puccetti. «Und wenn dieser Fall eintritt, wird es nicht einfach. Sie wissen genau, was sie brauchen. Werksteams haben Werksbudgets – Privatteams haben das Budget eines Privatteams. Das ist eine andere Geschichte. Andererseits haben beide sehr viel Erfahrung und können bei allen Bedingungen schnell sein – und das sofort. Vielleicht nicht so schnell, wie sie mit 100 Prozent auf ihrem Karrierehöhepunkt waren, aber zu 95 Prozent. Aber natürlich reden wir auch mit jungen Fahrern, falls das nichts wird.»