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Remy Gardner zu MotoGP: Junge Fahrer werden verheizt

Von Ivo Schützbach
Natürlich wollen die Spitzenfahrer aus der Moto2-WM in die MotoGP-Klasse aufsteigen. Für einen Rookie sei es von entscheidender Bedeutung, auf was für einem Motorrad er sitzt, sagt Remy Gardner.

2015 begann Remy Gardner seine GP-Karriere mit der ersten vollen Moto3-Saison, im Jahr davor hatte er bereits drei Gaststarts in der kleinsten Klasse absolviert. Von 2016 bis 2021 fuhr er Moto2, eroberte in dieser Zeit sechs Siege sowie 17 Podestplätze und stand sechsmal auf Startplatz 1 – 2021 gewann er die Weltmeisterschaft.

Im Vorjahr bestritt der in Andorra lebende Australier für das Tech3-Team und auf einer KTM die MotoGP-WM. In 20 Rennen schaffte es der Rookie sechsmal in die Punkte, mit Platz 11 in Barcelona als bestem Ergebnis. Zu Saisonende hatte Gardner 13 Punkte und war WM-23. – und musste seinen Platz räumen. Teamkollege Raul Fernandez, der einen Punkt mehr erobert hatte und sich in der Gesamtwertung direkt vor Gardner platzierte, musste ebenfalls gehen und heuerte beim Aprilia-Kundenteam RNF an.

Gardner versucht in der Superbike-WM einen Neuanfang: Im Giansanti Racing Team, wo er den zweifachen Supersport-Champion Domi Aegerter als Boxennachbar hat, fährt er dieses Jahr eine identische Yamaha R1, wie sie Toprak Razgatlioglu und Andrea Locatelli im Pata-Werksteam haben.

Der 24-Jährige trug nach der vergangenen Saison sein Herz auf der Zunge und schilderte in emotionalen Worten, wie enttäuscht er ist, von KTM in der MotoGP-WM nach nur einem Jahr abserviert worden zu sein. «Sie haben mein Herz gebrochen. Anscheinend gibt es keine Wertschätzung für die Weltmeisterschaft, die ich ihnen beschert habe.»

«Mit einem anderen Motorrad wäre es anders gelaufen», hielt Gardner im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Es lief, wie es lief – wegen der Umstände zu diesem Zeitpunkt. KTM ließ mich gehen, ich hatte nicht viele andere Möglichkeiten. In MotoGP heute hast du ein Jahr, vielleicht eineinhalb oder zwei, um dich zu beweisen. Auch in Zukunft werden viele junge Fahrer verheizt werden, das ist die heutige Mentalität. Für mich kamen verschiedene Dinge zusammen: Es gab zu viele Fahrer für zu wenige Motorräder und Suzuki verließ die Meisterschaft. Wäre ich auf einer Ducati gesessen, hätte es ganz anders ausgesehen. Ich hätte ein anderes, konkurrenzfähigeres Motorrad gebraucht. Du musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Unglücklicherweise ist MotoGP der Formel 1 heute ähnlicher denn je, alles liegt am Bike. Offensichtlich hat der Fahrer noch mehr Einfluss als in der Formel 1, Lewis Hamilton kann in einem Williams nicht gewinnen. Aber Marc Marquez ist der beste Fahrer aller Zeiten und kann im Moment auch nicht siegen. Der Fahrer kann die Defizite heute unglücklicherweise nicht mehr kompensieren.»

Gardner trainierte diese Woche in Spanien Dirt-Track, am 25./26. Januar testen sämtliche Spitzenteams der Superbike-WM in Jerez. Am 31. Januar und 1. Februar folgen zwei weitere Testtage in Portimao, bevor am 20./21. Februar auf Phillip Island der finale Test vor dem Saisonstart in Australien am letzten Februar-Wochenende stattfindet.


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