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Kenan Sofuoglu: «MotoGP würde Toprak zerstören»

Von Ivo Schützbach
Toprak Razgatlioglu wird in der Superbike-WM bleiben – und bei Yamaha

Toprak Razgatlioglu wird in der Superbike-WM bleiben – und bei Yamaha

Bei Yamaha ist zu erfahren, dass sie kurz vor der Vertragsverlängerung mit dem ehemaligen Superbike-Weltmeister Toprak Razgatlioglu stehen. Dessen Manager Kenan Sofuoglu hält MotoGP für einen Karrierekiller.

Mindestens seit 2021 träumen Fans von Toprak Razgatlioglu davon, dass der schnelle Türke in die MotoGP-WM wechselt. Für 2022 und 2023 hätte er die Chance im Yamaha-Werksteam gehabt, doch Toprak wollte zuerst Superbike-Champion werden. Die Meisterschaft ging damals bis Ende November, so lange konnte Yamaha nicht warten, um sein MotoGP-Aufgebot festzulegen.

Für 2024 könnte Razgatlioglu erneut in die höchste Prototypen-Kategorie wechseln, denn sein Superbike-Vertrag mit Yamaha läuft nach dieser Saison aus.

Doch dazu wird es nicht kommen. Bei Yamaha ist zu erfahren, dass sie kurz vor der Vertragsverlängerung mit Toprak stehen, es ginge nur noch um Details, heißt es. Im Fahrerlager des Circuit de Barcelona-Catalunya ist Tetsu Ono anzutreffen, General Manager Motorsport Strategy Division von Yamaha Motor. Ein seltener Gast bei SBK und hochrangiger Manager, der erst vor wenigen Tagen den Botschafter-Vertrag mit Valentino Rossi verkündet hat.

Razgatlioglus Manager Kenan Sofuoglu ist der festen Überzeugung, dass MotoGP nicht das richtige Umfeld für seinen Schützling ist.

«Topraks Heimat ist die Superbike-WM, hierfür habe ich ihn aufgebaut», betonte Sofuoglu im Vier-Augen-Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Hier ist er ein Weltmeister und Star. Er wurde berühmt und ist das goldene Kind der Superbike-WM. Mit diesem Hintergrund halte ich es für nicht sehr clever, in MotoGP zu gehen. In MotoGP könnte er schwierige Tage haben. Solche Tage können dich zerstören, dafür gibt es viele Beispiele aus der Vergangenheit. Ich habe ihm gesagt, dass nach zwei oder drei Jahren junge Fahrer nachkommen, die ihn schlagen werden. Bei den Superbikes kann er hingegen noch zehn gute Jahre haben, Rekorde brechen und Geschichte schreiben. In MotoGP könnte er nach zwei Jahren zerstört sein.»

«Schau dir Ben Spies oder James Toseland und viele andere an», ergänzte der 38-Jährige. «Ben Spies hat mir gesagt, dass ich dafür sorgen soll, dass Toprak bei den Superbikes bleibt, er stimmt mir zu. Er hat diesen Fehler gemacht, ich habe ihn gemacht. Ich war Supersport-Weltmeister und ein sehr glücklicher Mensch. Dann habe ich auf andere gehört und bin in die Moto2-WM gewechselt. Alles sah schön aus, doch nach zwei schlechten Tests landete ich auf Platz 18, 20 oder 22 und kam damit nicht zurecht. Ich vermisste mein altes Leben und wollte zurück. Toprak würde seine Magie verlieren, ich garantiere dir, dass er in MotoGP nicht glücklich würde. Der Cleverste war Johnny Rea, er blieb bei den Superbikes und hat eine hervorragende Karriere. Ich selbst blieb in Supersport und einige redeten deswegen abschätzig. Das hat mich nie interessiert, ich kenne mich und weiß, was ich aus meinem Leben gemacht habe. Ich habe es mit Supersport zu mehr gebracht als viele MotoGP-Fahrer. Du musst intelligente Entscheidungen treffen und mit diesen auch glücklich sein.»

Während Topraks zweitägigem Test in Jerez zeigte sich, dass MotoGP für den Balancekünstler kein Selbstläufer wäre – er tat er sich vor allem auf der Bremse schwer. «Das lag daran, weil Yamaha ihm die Sitzposition nicht angepasst hatte, was uns etwas enttäuschte», bemerkte Sofuoglu. «Wenn sich ein Fahrer auf dem Motorrad nicht wohlfühlt, dann kann er auch nicht schnell sein. Toprak fuhr in Jerez mit der R1 1:38,3 min, mit einem Straßenmotorrad. Mit der MotoGP-Maschine, einem sehr speziellen Motorrad, kam er auf 1:38,8 min. Er war mit diesem sehr teuren und speziellen Bike also eine halbe Sekunde langsamer. Wir haben Yamaha auch nicht um weitere Tests gebeten, weil wir keinen Druck ausgeübt haben, dass Toprak in MotoGP kommt. Toprak mag die M1 nicht sooo sehr. Wenn ihn Yamaha im MotoGP-Werksteam haben wollte, dann müssten sie auf uns zukommen.»


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