Jonathan Rea stellt das gesamte SBK-Format in Frage
Jonathan Rea: «Mental und körperlich sehr fordernd»
Am Dienstag vor dem Imola-Event hatte es in der Emilia-Romagna 45 Grad Celsius im Schatten, anschließend gab es einen Temperatursturz auf 32 Grad. Ab Donnerstag wurde es täglich wärmer, am Sonntag waren die 40 Grad wieder erreicht.
Die SBK-Veranstalter reagierten auf die Hitze und kürzten den zweiten Superbike-Lauf von 19 auf 15 Runden. Außerdem wurde das Prozedere vor dem Start gestrafft, damit die Piloten in der Startaufstellung nicht länger als nötig in der prallen Sonne stehen mussten. Bei Rennstart am Sonntag um 14 Uhr herrschten 37 Grad Celsius Luft- und 60 Grad Asphalttemperatur.
In der Geschichte der 1988 gegründeten seriennahen Weltmeisterschaft gab es schon zahlreiche Hitzerennen, doch die Distanz wurde in der Vergangenheit höchstens wegen der Haltbarkeit der Reifen verkürzt.
«Wir fahren in der Superbike-WM drei Rennen an einem Wochenende, du musst dich dreimal mental vorbereiten», schilderte Rekordchampion Jonathan Rea. «Wir haben zwei lange und ein kurzes Rennen, das ist viel. Und das bei 39 Grad. Am Sonntagmorgen gab es ein Treffen zwischen dem Sicherheitsbeauftragten der FIM und den Fahrern. Anschließend gab es eine anonyme Abstimmung und alle empfanden die Situation gleich.»
Was unterschied Imola von früheren Hitzerennen, hakte SPEEDWEEK.com beim Nordiren nach.
«Vergiss die Bedingungen und die Entscheidung in Imola», meinte Rea, der das Thema aus einem größeren Blickwinkel betrachtet. «Was die Show betrifft, macht es keinen großen Unterschied, ob wir 75 oder 80 Kilometer fahren. Mit drei Rennen an einem Wochenende empfände ich es als gut, wenn wir in der Zukunft in diese Richtung gehen. Die anderen Fahrer haben mich diesbezüglich in Imola unterstützt.»
«In der Vergangenheit konnten wir uns in den Trainings vorbereiten und hatten dann zwei normale Rennen am Sonntag», ergänzte Johnny. «Jetzt haben wir ein normales Rennen am Samstag, dazu das Warm-up, das Superpole-Race und ein normales Rennen am Sonntag. Das ist bei Hitze körperlich sehr anstrengend. Hinzu kommt, dass es anschließend ins Parc fermé geht, was inzwischen sehr lange dauert. Wir stehen 20 Minuten in der Hitze herum, die gesamte Podiumszeremonie dauert sehr lange mit den ganzen Interviews.»
Es lässt sich heraushören, dass es den Fahrern weniger um die Rennen an sich geht, sondern um das Tamtam drumherum. Addiert man die Zeit auf dem Grid, das Rennen, das Parc fermé, die Siegerehrung und den Auftritt in der Paddock-Show, kommen mindestens 1 Stunde und 30 Minuten in der Lederkombi zusammen. Vor allen die Top-3 sind heute so eingespannt, dass sie kaum noch Zeit für Konzentrations- und Entspannungsphasen haben. Den Piloten mangelt es auch zunehmend an Zeit, um sich mit ihren Technikern austauschen zu können.