Philipp Öttl (27): «Ich muss mir nichts vorlügen»
Philipp Öttl brauste dieses Jahr siebenmal in die Top-7
Es hat nicht viel gefehlt, dann würde die Superbike-WM 2024 ohne deutschen Fahrer stattfinden. Denn seinen Platz bei Go Eleven Ducati musste Philipp Öttl trotz beachtlicher Leistungen an Andrea Iannone abtreten und bei Motocorsa Ducati erhielt Michael Rinaldi den Vorzug. Ob das Last-Minute-Projekt von Davide Giugliano umsetzbar gewesene wäre, werden wir nie erfahren – denn es war an Philipp geknüpft.
Wochenlang bemühte sich Yamaha-Teamchef Christophe Guyot um die Verpflichtung des Bayern, letztlich erteilte auch Andrea Dosoli als Road-Racing-Manager des japanischen Herstellers seinen Segen.
«Das war nicht die lustigste Situation, ich war aber immer relativ entspannt», erzählte Philipp SPEEDWEEK.com. «Ich hatte Spaß am Motorradfahren und bin einfach gefahren. Aber klar habe ich geschaut, was neben der WM noch interessant sein könnte. Es gab Angebote aus diversen Meisterschaften, aber es ist wichtig für mich, in der Superbike-WM zu bleiben. Wenn ich so fahre, wie ich die letzten vier Events gefahren bin (elfmal Top-10 in zwölf Rennen – der Autor), dann gehöre ich in die Superbike-WM. Trotzdem muss man realistisch bleiben: Wenn nichts mehr frei ist und keiner so richtig will, dann muss man sich anderweitig orientieren.»
«Vieles war interessant, auch die Supersport-WM bis zu einem gewissen Grad», hielt Öttl fest. «Aber es muss ja auch einen sportlichen Wert haben. Endurance hätte mich auch interessiert, dort habe ich auch noch Ziele. Die letzten zweimal bin ich in Le Mans gefahren, das 24-Stunden-Rennen will ich mal gewinnen. Oder, dass ich mal bei den Acht Stunden von Suzuka dabei bin. Die BSB wäre eine extrem schwierige Meisterschaft für mich, weil die Strecken dort so eigen sind.»
Öttl übernimmt bei GMT94 Yamaha den Platz von Lorenzo Baldassarri, der als Supersport-Vizeweltmeister in seinem ersten Superbike-Jahr nur 20 Punkte eroberte und drei zwölfte Ränge als beste Platzierungen vorweisen kann. Der Italiener wird für nächstes Jahr voraussichtlich in die mittlere Hubraumkategorie zurückkehren.
Dass sich «Balda» dieses Jahr in dem französischen Team so schwertat, bereitet Philipp kein Kopfzerbrechen: «Jeder passt sich anders an. Mir hat die Ducati gut getaugt, ich habe mich aber auch gut vorbereitet. Ich werde mich auch auf die Yamaha gut vorbereiten. Das ist mein Job als Rennfahrer, ich habe den ganzen Tag Zeit, mich aufs Rennen fahren zu konzentrieren. Und ich will mir natürlich beweisen, dass ich es mit der Yamaha auch hinbringe. Klar habe ich mir gedacht, dass sich Baldassarri schwertut und auch Bradley Ray. Ich muss mir ja nichts vorlügen. Ich habe mir das Paket angeschaut und mich viel mit den Leuten unterhalten. Von meinem zukünftigen Crew-Chief Manuel Cappelletti wollte ich ein paar Details wissen und bekam auch Antworten, die sich nicht so schlecht anhörten.»
Fahrer und Teams der Superbike-WM 2024:
Ducati:
Aruba.it: Alvaro Bautista (E), Nicolo Bulega (I)
Motocorsa: Michael Rinaldi (I)
Go Eleven: Andrea Iannone (I)
Marc VDS: Sam Lowes (GB)
Barni Spark: Danilo Petrucci (I)
Yamaha:
Pata Prometeon: Jonathan Rea (GB), Andrea Locatelli (I)
GYTR GRT: Dominique Aegerter (CH), Remy Gardner (AUS)
Motoxracing: Bradley Ray (GB)
GMT94: Philipp Öttl (D)
Honda:
HRC: Iker Lecuona (E), Xavier Vierge (E)
Petronas MIE: Mackenzie (GB), Adam Norrodin (MAL)
BMW:
ROKiT Motorrad Motorsport: Michael van der Mark (NL), Toprak Razgatlioglu (TR)
Bonovo action: Scott Redding (GB), Garrett Gerloff (USA)
Kawasaki:
KRT: Axel Bassani (I), Alex Lowes (GB)
Puccetti: Tito Rabat (E)
Pedercini: Isaac Vinales (E)