Stress und Rätsel: Alle SBK-Test-Action an einem Tag
Als die Teams am Donnerstag von Promoter Dorna erfuhren, dass es für die Testfahrten am Montag und Dienstag einen neuen Zeitplan gibt, waren einige bereits auf dem Weg nach Australien. Die BMW-Verantwortlichen Marc Bongers (Motorsport Direktor) und Christian Gonschor (Technischer Direktor) flogen am Freitagmorgen um 8.40 Uhr mit Qatar Airways (Flug QR60) ab München über Doha, nach vier Stunden Aufenthalt in Arabien geht es weiter nach Melbourne, wo sie am Samstagabend australischer Zeit (MEZ +10 Stunden) ankommen.
Offiziell spricht die Dorna von «logistischen Problemen». Dabei kann es sich nur um die Lieferung der Reifen von Alleinausrüster Pirelli handeln, da sämtliches Material der Teams wohlbehalten in Australien angekommen ist.
Deswegen wurde umdisponiert: Am Montag werden ausschließlich die Supersport-Piloten auf der Strecke sein und die Superbikes fahren nur am Dienstag. Es gibt an beiden Tagen zwei Sessions von 9.10 bis 13.10 Uhr und von 13.40 bis 17.40 Uhr, die Fahrer beider Klassen haben also jeweils acht Stunden Testzeit. Durch den neuen Zeitplan bekommen die Fahrer der Supersport-WM 40 Minuten zusätzliche Streckenzeit, für die Superbike-Piloten ändert sich an der Gesamtzeit nichts.
Unglücklich für die Teams ist, dass die Testzeit auf einen Tag komprimiert wird. Ursprünglich hätten sie zwischen Session 1 und 2 am Montag und Dienstag jeweils zweieinhalb Stunden Zeit für Umbauten an den Motorrädern sowie die Datenanalyse gehabt, plus die ganze Nacht von Montag auf Dienstag. Jetzt sind die zweimal vier Stunden nur durch eine halbstündige Pause unterbrochen.
«In den ersten Outings werden wir uns rein auf den Reifenverschleiß konzentrieren, da Phillip Island frisch asphaltiert wurde», erzählte BMW-Technikchef Gonschor beim Treffen mit SPEEDWEEK.com im Hamad International Airport in Doha. «Alle klassischen Technikthemen haben wir im Winter sortiert, wir müssen uns nur auf die Strecke einschießen. In der Vergangenheit war es für alle Teams von Vorteil, dass es zwei Testtage gab, dann konnte man sich am zweiten Tag den Applikationen fürs Rennen widmen. Jetzt ist alles auf einen Tag komprimiert. Ich kann dir ehrlicherweise nicht genau sagen, wie unser Testablauf aussehen wird, das wissen wir nach den ersten 45 Minuten am Dienstag. Zuerst müssen wir die Reifen verstehen lernen, darauf basierend werden wir unseren Testablauf pro Fahrer individuell gestalten.»
Die Teams erhielten zwar vorab von Pirelli die Mitteilung, welche Reifentypen zur Verfügung stehen. Doch ob diese Liste noch den Tatsachen entspricht, ist unklar. «Mal schauen, welche Reifen wir haben und welche wir fahren können», so Gonschor.
Zum neuen Asphalt sagte der gebürtige Bochumer: «Wir haben auch in Australien in den Meisterschaften einige BMWs rumfahren, natürlich haben wir von ihnen Informationen abgegriffen. Das machen unsere Mitbewerber genauso. Aber das sind Stock-Motorräder mit weniger Leistung und anderen Fahrern, teilweise sind auch die Reifen anders. Es gibt also eine Tendenz und man kennt ein bisschen was vom aggressiven Verhalten der Strecke. Aber wie das mit unserem Bike und der Elektronik am Ende des Tages zusammenspielt, müssen wir sehen.»