Bimota in Superbike-WM: Was war und was sein wird
Anthony Gobert fuhr mit einer SB8R den letzten Bimota-Sieg in der Superbike-WM ein
Bimota entstand 1973 als Tuner und Veredler von Motorrädern verschiedener Marken. Da das in Rimini ansässige Unternehmen als eigenständige Marke auftrat, galten die Italiener trotz des Tuner-Handwerks als Hersteller. Verwendet wurden die Motoren praktisch aller Hersteller: Von BMW über Ducati, Honda, Kawasaki, Suzuki und Yamaha – sogar Modelle mit einem Triebwerk von Harley Davidson und Gilera rollten in Kleinserien vom Band. Der Anfangsbuchstabe des Motorenlieferanten wurde im Modellname berücksichtigt.
Bimota kann auch auf eine illustre Vergangenheit im Rennsport zurückblicken: In den 1970er- und 1980er-Jahren gab es diverse GP-Siege. 1980 wurden die Italiener in der 350-ccm-WM Konstrukteurs-Weltmeister und holten mit Jon Ekerold auch den Fahrertitel. Piloten wie Walter Villa, Franco Uncini, Randy Mamola, Marco Lucchinelli oder Johnny Cecotto steuerten in ihrer Karriere auch Bimota. 2010 trat Bimota in der damals neu eingeführten Moto2-WM als Hersteller auf, kam aber über eine Statistenrolle nie hinaus. 2012 saß Marcel Schrötter nach seinem Wechsel in die Moto2-WM beim SAG-Team auf Bimota, aber das Team wechselte für 2013 auf Kalex.
Bimota war zudem in der Superbike-WM aktiv. Davide Tardozzi holte mit einer YB4 von Startplatz 2 im ersten Lauf in Donington 1988 den Sieg. Es war das erste Rennen der Serie überhaupt. Der Italiener gewann im selben Jahr in Hockenheim, auf dem heutigen Red Bull Ring sowie in Estoril weitere Laufsiege und wurde WM-Dritter. Der heute 65-Jährige ist mit fünf Siegen der erfolgreichste Bimota-Pilot.
Weitere Superbike-Sieger mit Bimota sind Stephane Mertens (2x 1988) und Giancarlo Falappa (3x 1989). Für den letzten Sieg sorgte auf Phillip Island 2000 der Anfang des Jahres verstorbene Anthony Gobert mit einer SB8R.
Mit viel Tamtam verbündete sich Bimota mit dem belgischen Alstare Team und stieg mit der BB3 in die Superbike-WM 2014 ein. Kurz zuvor hatte die spanische Agentur Dorna die Superbike-WM übernommen. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten war man um jeden Hersteller und jedes Team froh, dass an der Top-Kategorie teilnahm. In dem Jahr wurde die sogenannte Evo-Kategorie für weniger hochgezüchtete Motorräder eingeführt – es war der Beginn eines seriennäheren Reglements. Vier Monate gab man Bimota Zeit, um für die erste Homologationshürde 125 Motorräder zu bauen. Doch schon dieses Vorhaben scheiterte und Bimota wurde drei Meetings vor Saisonende von der Meisterschaft 2014 ausgeschlossen. Dabei war das Motorrad konkurrenzfähig und den Evo-Motorrädern anderer Hersteller ebenbürtig.
Auch weil die Kleinserien sündhaft teuer waren, konnte Bimota nie einen großen Markt erschließen. Nach Insolvenzen und Wiederbelebungen übernahmen die beiden Tessiner Bauunternehmer Daniele Longoni und Marco Chiancianesi 2013 Bimota. In den Folgejahren verwaiste das Firmengelände, die Prduktion stand still. Seit 2019 ist Kawasaki mit 49,9 Prozent an Bimota beteiligt, die übrigen Anteile hält Chiancianesi.
Am Mittwoch gaben die Japaner bekannt, dass in der Superbike-WM 2025 ein Chassis von Bimota eingesetzt wird. Damit ist es beileibe nicht getan. Für den Einsatz in der seriennahen Weltmeisterschaft ist ein in Europa, Nordamerika oder Asien zulassungsfähiges Motorrad erforderlich. Der Verkaufspreis ist aktuell auf 44.000 Euro begrenzt. Bei der Homologation müssen 125 Motorräder vorgeführt werden. Am Ende des ersten Jahres müssen 250 Stück vorhanden sein, am Ende des zweiten Jahres 500. Im ersten Jahr ist die Teilnahme weiterhin ohne Homologation möglich, aber außerhalb der Konkurrenz ohne punkteberechtigt zu sein.