Scott Redding: Toprak kam – neue Richtung für BMW
Ein Sinnbild: Toprak Razgatlioglu zeigt Scott Redding den Weg
Beim Blick auf die WM-Tabelle wird offensichtlich, dass die vier BMW-Fahrer in den ersten drei Events des Jahres mit der M1000RR unterschiedlich viel erreicht haben. Der Stand vor Misano am kommenden Wochenende:
2. Razgatlioglu, 117 Punkte – 3 Siege, 6 Podestplätze
7. Van der Mark 58 – 8 x Top-10
12. Gerloff 29 – 3 x Top-10
18. Redding 18 – 2 x Top-10
Vor allen Redding, immerhin ein 12-facher Laufsieger und ehemaliger Vizeweltmeister, blieb zu Jahresbeginn im Bonovo-Team weit hinter den Erwartungen. Prekär für den Engländer: Phillip Island und Barcelona sind nicht seine Vorzeigestrecken, in Assen war ein Aufwärtstrend erkennbar.
Während der achtwöchigen Pause zwischen Assen und Misano war Redding zwei Tage auf der neuen WM-Strecke in Cremona in Norditalien beim Testen und konnte Ende Mai einige wertvolle Erkenntnisse sammeln.
«Manchmal ist es besser, wenn man auf eine neue Strecke kommt, weil es keine vorherigen Daten gibt», erzählte der 31-Jährige, der im September erstmals Vater wird. «Als Toprak auf die BMW stieg, war alles frisch für ihn, er hatte keine Erwartungen. Ich bin jetzt im dritten Jahr, mit allem, was so passiert ist. Mir geht immer wieder durch den Kopf, was alles passieren kann. Auf einer neuen Strecke beginnst du mit einem weißen Blatt Papier. Übersetzung und Motorbremse, du fängst mit allem bei null an und arbeitest nach und nach an der Abstimmung. In Cremona lief es mit jedem Rausfahren besser und ich wurde schneller. Und ich hatte nicht gleich das Gefühl, dass ich das Limit erreicht habe – das war schon länger nicht mehr so. Ich hoffe, dass wir dieses Gefühl nach Misano mitnehmen können. Jetzt wissen wir, dass das Motorrad funktioniert, ich will nur noch Kleinigkeiten ändern, etwa an der Elektronik.»
«Wenn ich das Motorrad gut fahre, dann auf eine bestimmte Weise», verdeutlichte Redding gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wenn ich aber allein fahre, und ich strauchle, dann fahre ich es anders. Dann versuche ich es zu hart und will zu viel erreichen. Wenn ich ein ruhiges Umfeld habe, wie bei dem Test in Cremona, dann fahre ich anders. Wenn es besser läuft, dann kommt das von allein. Bei mir ist es immer noch so, dass ich mich ständig anpassen muss, weil mein natürlicher Fahrstil nicht zu diesem Motorrad passt. Ich muss immer an meinen Stil denken, statt natürlich zu fahren. Das ist schwierig für mich. Wenn alles schiefläuft, du liegst auf Platz 15 und versuchst auf eine bessere Rundenzeit zu kommen, dann fährst du so, wie du fährst. Dann greifst du an – und deine Probleme verschlimmern sich.»
Scott weiter: «Drei Jahre lang habe ich mit diesem Motorrad in eine bestimmte Richtung gearbeitet, bis ich mich einigermaßen wohlfühlte. Dann kam der Neue, ging in die andere Richtung und ist schnell. Jetzt stellt sich mir die Frage, ob ich meinem Weg folge oder den Weg des Neuen einschlage. Andere BMW-Fahrer versuchen das und es funktioniert auch in etwa. Aber ich fühle mich nicht großartig mit diesem Weg. Ich versuche mir einen Apfel vom Baum zu pflücken und in meinen Korb zu legen. Toprak kam ohne Erwartungen, er weiß nicht, wie das Bike vor drei Jahren war. Er stieg auf ein gutes Motorrad, das gewinnen kann – er hat es bewiesen. Manchmal ist es besser, wenn man die Vergangenheit nicht kennt. Das Schwierigste ist, dass ich mich ab und zu gut auf dem Bike fühle, ich glaube in bin in den Top-5, und in der Box sehe ich dann, dass ich 15. bin. Dann frage ich mich, was da los ist. An anderen Tagen fühle ich mich okay auf dem Bike und die Rundenzeiten sind gut. In den vergangenen Saisons konnte ich drei- oder viermal im Jahr aufzeigen und ein gutes Resultat einfahren. Dann fühlte sich das Bike so an, wie ich das brauche. Problematisch ist, das jedes Rennwochenende hinzubekommen.»