Formel 1: Mit Blaulicht auf der Autobahn

Famoser Bulega – doch Bautista würde es anders machen

Von Ivo Schützbach
Superbike-WM-Rookie Nicolo Bulega fährt eine herausragende Saison und liegt im Gesamtstand vor seinem Aruba-Ducati-Teamkollegen Alvaro Bautista auf Rang 2. Nicht, weil er schneller ist, sondern weil er weniger stürzt.

Obwohl Nicolo Bulega die Supersport-Weltmeisterschaft 2023 dominierte und in 24 Rennen 21 Mal auf dem Podium stand, davon 16 Mal als Sieger, hat ihm kaum einer zugetraut, eine so erfolgreiche erste Superbike-Saison hinzulegen.

In 33 Rennen brauste der Italiener 21 Mal aufs Podium: Neben vier Siegen hat er 14 (!) zweite Plätze vorzuweisen und wird die Meisterschaft nach menschlichem Ermessen als Zweiter beenden. Angesichts dieser Tatsache ließ sich Alvaro Bautista zu der Bemerkung hinreißen, dass Bulega wohl nicht immer auf Sieg fahre, sondern sich auch mit zweiten Rängen zufriedengebe.

«Wenn du einen Titel gewinnen willst, dann musst du Rennen gewinnen», betonte Bautista in Portugal in kleiner Medienrunde. «Er fährt sein erstes Jahr in dieser Kategorie und hat die Chance, um den Titel zu kämpfen. Wäre ich in der Position von Nicolo, ein junger Fahrer, der um den Titel kämpft, würde ich alles versuchen. Vielleicht würde ich Fehler machen, aber ich würde es versuchen. Zum Beispiel in Cremona hatte er eine sehr gute Chance, die Meisterschaftsführung zu übernehmen – also sollte er es probieren. Vielleicht wäre er dabei gestürzt, aber er hatte nichts zu verlieren. Und wenn er verliert, dann ist er immer noch in seinem ersten Jahr. Aber er gibt sich manchmal mit zweiten Plätzen zufrieden. In Aragon hätte er Toprak im Superpole-Race schlagen können. In meinen Augen hätte er es versuchen müssen. Nur so kannst du diese Erfahrung sammeln, auch wenn du dabei scheiterst. Wenn du mit der Mentalität antrittst, immer so viele Punkte wie möglich mitzunehmen, dann kannst du auch den Titel gewinnen. Aber mit Siegen geht das besser. Ich sage nicht, dass er eine falsche Herangehensweise hat – nein. Ich sage nur, was ich an seiner Stelle tun würde. Aber jeder Fahrer ist anders. Es ist immer einfach, einen anderen von außen zu beurteilen.»

«Ich stimme ihm zu, was die Siege betrifft, ich gebe aber immer alles», versicherte Bulega. «Ich weiß, was ich mache, und gebe immer mein Bestes. Im ersten Rennen am Samstag in Estoril wurde ich von Jonathan Rea neben die Strecke gedrückt und war Siebter. Anschließend habe ich alles gegeben und kam als Zweiter ins Ziel. Vielleicht war das nicht genug, aber das waren meine 100 Prozent. Ich habe gesehen, wie Alvaro gestürzt ist, ich fuhr direkt hinter ihm. Ich war zu diesem Zeitpunkt sehr schnell, weil ich etwas wütend war, dass ich so weit zurückgefallen war. Ich war sehr entschlossen, zurückzukommen. Er hat sich zu mir umgedreht, zwei Kurven später stürzte er. Normal ist Alvaro in den letzten Runden eines Rennens schneller als ich. Klar ist er nicht glücklich, dass ich in der WM vor ihm liege. Aber wäre die Situation andersherum, wäre auch ich nicht glücklich. Daran ist nichts seltsam.»

Der bald 40-jährige Bautista wird von vielen Fans wegen seiner kompromisslosen Herangehensweise geschätzt. Gleichzeitig ist er deswegen aber auch regelmäßig Kritik ausgesetzt. 2019 hat er den WM-Titel durch eine ganze Serie von Stürzen weggeschmissen und den Titel Jonathan Rea und Kawasaki auf dem Silbertablett serviert.

Und wäre er dieses Jahr nicht in sieben Rennen leer ausgegangen, würde Bautista die Weltmeisterschaft nach der Verletzungspause von Toprak Razgatlioglu wahrscheinlich anführen. So steht Alvaro vor dem Finale in Jerez am kommenden Wochenende bereits als WM-Dritter fest.

Der dreifache Champion weiß, dass seine größte Stärke zugleich seine Achillesferse ist. «Ich habe beide Charakterzüge», bemerkte Alvaro. «In manchen Rennen bin ich geduldig und besonnen, in anderen geht es mit mir durch. Ich denke nicht an die Gesamtwertung, wenn ich Rennen fahre. Manchmal ist das gut, manchmal schlecht. Jedes Mal, wenn mir so ein Missgeschick passiert, will ich mich ändern und ermahne mich, geduldiger zu sein. Aber wenn meine Taktik aufgeht, dann sage ich mir, dass ich mit dieser Einstellung gewinnen kann. Ich habe beide Gefühle in mir.»

Ergebnis Superbike-WM Estoril, Rennen 2:
Pos Fahrer Motorrad Diff
1. Toprak Razgatlioglu (TR) BMW
2. Nicolò Bulega (I) Ducati + 3,866 sec
3. Alvaro Bautista (E) Ducati + 3,998
4. Jonathan Rea (GB) Yamaha + 12,005
5. Michael vd Mark (NL) BMW + 15,209
6. Xavi Vierge (E) Honda + 15,792
7. Danilo Petrucci (I) Ducati + 16,914
8. Andrea Iannone (I) Ducati + 17,371
9. Michael Rinaldi (I) Ducati + 19,129
10. Axel Bassani (I) Kawasaki + 19,966
11. Scott Redding (GB) BMW + 22,007
12. Alex Lowes (GB) Kawasaki + 22,067
13. Dominique Aegerter (CH) Yamaha + 31,487
14. Bradley Ray (GB) Yamaha + 31,882
15. Ivo Lopes (P) Honda + 41,552
16. Philipp Öttl (D) Yamaha + 42,305
17. Luca Bernardi (RSM) Yamaha + > 1 min
- Tito Rabat (E) Kawasaki
- Iker Lecuona (E) Honda
- Andrea Locatelli (I) Yamaha
- Garrett Gerloff (USA) BMW
- Sam Lowes (GB) Ducati
- Tarran Mackenzie (GB) Honda
Ergebnis Superbike-WM Estoril, Superpole-Race:
Pos Fahrer Motorrad Diff
1. Nicolò Bulega (I) Ducati
2. Toprak Razgatlioglu (TR) BMW + 0,003 sec
3. Alvaro Bautista (E) Ducati + 4,253
4. Andrea Locatelli (I) Yamaha + 5,623
5. Danilo Petrucci (I) Ducati + 7,161
6. Alex Lowes (GB) Kawasaki + 7,192
7. Xavi Vierge (E) Honda + 8,157
8. Iker Lecuona (E) Honda + 9,672
9. Andrea Iannone (I) Ducati + 11,822
10. Scott Redding (GB) BMW + 12,345
11. Garrett Gerloff (USA) BMW + 12,613
12. Axel Bassani (I) Kawasaki + 13,575
13. Michael vd Mark (NL) BMW + 13,772
14. Michael Rinaldi (I) Ducati + 14,264
15. Sam Lowes (GB) Ducati + 15,051
16. Dominique Aegerter (CH) Yamaha + 15,432
17. Tito Rabat (E) Kawasaki + 15,542
18. Bradley Ray (GB) Yamaha + 18,018
19. Tarran Mackenzie (GB) Honda + 21,003
20. Ivo Lopes (P) Honda + 24,271
21. Philipp Öttl (D) Yamaha + 24,714
22. Jonathan Rea (GB) Yamaha + 27,011
23. Luca Bernardi (RSM) Yamaha + 39,701
Ergebnis Superbike-WM Estoril, Rennen 1:
Pos Fahrer Motorrad Diff
1. Toprak Razgatlioglu (TR) BMW
2. Nicolò Bulega (I) Ducati + 9,221 sec
3. Iker Lecuona (E) Honda + 11,020
4. Alex Lowes (GB) Kawasaki + 11,973
5. Jonathan Rea (GB) Yamaha + 14,018
6. Garrett Gerloff (USA) BMW + 17,727
7. Michael vd Mark (NL) BMW + 19,250
8. Xavi Vierge (E) Honda + 23,589
9. Andrea Iannone (I) Ducati + 24,239
10. Tito Rabat (E) Kawasaki + 30,893
11. Michael Rinaldi (I) Ducati + 30,943
12. Scott Redding (GB) BMW + 31,476
13. Sam Lowes (GB) Ducati + 31,702
14. Dominique Aegerter (CH) Yamaha + 34,886
15. Ivo Lopes (P) Honda + 47,016
16. Bradley Ray (GB) Yamaha + 48,226
17. Philipp Öttl (D) Yamaha + 51,000
18. Tarran Mackenzie (GB) Honda + 55,393
19. Alvaro Bautista (E) Ducati + > 1 min
20. Luca Bernardi (RSM) Yamaha + > 1 min
- Andrea Locatelli (I) Yamaha
- Danilo Petrucci (I) Ducati
- Axel Bassani (I) Kawasaki
- Remy Gardner (AUS) Yamaha
Superbike-WM 2024: Stand nach 33 von 36 Rennen
Pos Fahrer Motorrad Punkte
1. Toprak Razgatlioglu (TR) BMW 473
2. Nicolò Bulega (I) Ducati 427
3. Alvaro Bautista (E) Ducati 356
4. Danilo Petrucci (I) Ducati 291
5. Alex Lowes (GB) Kawasaki 285
6. Michael vd Mark (NL) BMW 215
7. Andrea Iannone (I) Ducati 211
8. Andrea Locatelli (I) Yamaha 203
9. Garrett Gerloff (USA) BMW 159
10. Remy Gardner (AUS) Yamaha 140
11. Xavi Vierge (E) Honda 125
12. Iker Lecuona (E) Honda 123
13. Jonathan Rea (GB) Yamaha 115
14. Scott Redding (GB) BMW 101
15. Axel Bassani (I) Kawasaki 94
16. Dominique Aegerter (CH) Yamaha 84
17. Michael Rinaldi (I) Ducati 73
18. Sam Lowes (GB) Ducati 48
19. Nicholas Spinelli (I) Ducati 25
20. Tito Rabat (E) Kawasaki 22
21. Bradley Ray (GB) Yamaha 13
22. Alessandro Delbianco (I) Yamaha 10
23. Tarran Mackenzie (GB) Honda 7
24. Philipp Öttl (D) Yamaha 5
25. Michele Pirro (I) Ducati 3
26. Markus Reiterberger (D) BMW 3
27. Ivo Lopes (P) Honda 2

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