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Toprak Razgatlioglu: «Bulega gehört in die MotoGP»

Von Ivo Schützbach
Nicolo Bulega ist nach seiner gescheiterten Moto2-Karriere im SBK-Paddock zu einem herausragenden Talent erblüht. Mit solchen Leistungen in der Superbike-WM scheint auch ein Start in der MotoGP nicht ausgeschlossen.

In seiner Jugend galt Nicolo Bulega als aufgehender Stern. Im Alter von 16 Jahren gewann er 2015 auf KTM die Moto3-Junioren-WM, in der VR46 Academy von Valentino Rossi wurde er gefördert. Von 2015 bis 2019 fuhr Nico im Sky-VR46-Team, zuerst in der Moto3-, dann in der Moto2-WM. Trotz seinem offensichtlichen Talent gelang ihm im GP-Paddock kein Durchbruch, WM-Rang 7 im Jahr 2016 ist sein Vorzeigeergebnis. In diesem Jahr stand er einmal auf Pole-Position, fuhr zwei schnellste Rennrunden und holte zwei Podestplätze.

Nach zwei frustrierenden Jahren mit dem Gresini-Team in der Moto2-WM, Bulega stürzte bis auf den 26. WM-Rang ab, verpasste er seiner Karriere einen Neustart und wechselte für 2022 in die Supersport-Weltmeisterschaft.

«Ich hatte die falschen Leute um mich», sagt Bulega heute über sein Versagen in der Moto2-Klasse.

Im Aruba-Team und unter den Fittichen von Teamchef Stefano Cecconi und Teammanager Serafino Foti blühte der inzwischen 25-Jährige in der Supersport-Klasse auf. In seinem ersten Jahr auf der damals neuen Ducati Panigale V2 eroberte er in 24 Rennen neun Podestplätze und wurde WM-Vierter.

In seiner zweiten Saison 2023 legte Bulega eine sehr starke Serie hin und eroberte mit 16 Siegen und 21 Podestplätzen in 24 Rennen den WM-Titel.

Als Belohnung beförderte ihn Ducati ins Superbike-Werksteam, wo er auf Anhieb sämtliche Kritiker mundtot machte, die behauptet hatten, er wäre in der Supersport-WM nur deshalb so gut gewesen, weil er das schnellste Motorrad im besten Team hatte.

Bulega besiegte in seiner ersten Saison Teamleader Alvaro Bautista, wurde hinter Toprak Razgatlioglu (BMW) Vizeweltmeister und stieg 24 Mal aufs Podium – sechsmal als Sieger.

In der Saison 2025 ist der Italiener der bislang beste Fahrer. Obwohl er in Assen zweimal ausfiel, einmal auf Platz 2, einmal deutlich in Führung, liegt er in der Gesamtwertung 21 Punkte vor dem Zweiten Razgatlioglu.

Die beiden empfinden viel Respekt füreinander und loben das Können des anderen regelmäßig.

Das Aruba-Ducati-Werksteam wird viel unternehmen, um Bulega an Bord zu halten. «Wir haben keinen Stress, weil wir beide zusammen weitermachen wollen», betonte Teamchef Cecconi. «Ob es dann ein Zweijahresvertrag wird oder 1+1, werden wir sehen.»

1+1 würde Sinn machen, denn nach der Saison 2026 laufen sehr viele MotoGP-Verträge aus. Bulega mag in der Premier-Class nicht die erste Wahl sein für den Hersteller aus Bologna, die Entscheidungsträger verschließen aber auch nicht die Augen vor seinen überragenden Leistungen.

Und wenn Cecconi sagt, er habe keine Eile mit der Verpflichtung von Bulega, dann stimmt das nur teilweise. Denn Ducati hat bereits kundgetan, dass mit der neuen Panigale V4R nur fahren darf, wer einen Vertrag für 2026 hat.

«Ich rede mit Ducati und möchte mit ihnen weitermachen, ich habe ein sehr gutes Gefühl mit meinem Team und Motorrad», betonte der Vizeweltmeister im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

«Ich hoffe, dass Ducati Bulega noch für viele Jahre behält», sagte der zweifache Champion Razgatlioglu. «Er hätte einen Platz in der MotoGP verdient, Ducati muss einen Plan für ihn machen. Er ist ein herausragendes Talent und fährt jetzt das zweite Jahr Superbike. Wir kämpfen intensiv um Siege. Die Ducati ist ein sehr starkes Bike, das wissen alle. Aber nur Bulega fährt damit an der Spitze. Er muss mit Ducati in die MotoGP, er ist jünger als ich. Ich halte den Wechsel für möglich.»

«Vielleicht sollte Toprak mein Manager werden», bedankte sich Bulega grinsend. «Er wäre ein Spitzenfahrer und auch ein Topmanager. Natürlich wäre die MotoGP interessant, vor allem ab 2027, wenn sie dort die Reifen wechseln. Alle MotoGP-Fahrer sind sehr stark, aber sie haben keine Erfahrung mit Pirelli. Von meinen MotoGP-Freunden höre ich immer wieder, dass sie mit ihren Trainingsmotorrädern etwas mit dem Vorderreifen von Pirelli straucheln, es ist nicht so einfach, sich von Michelin an Pirelli anzupassen. Nicht, weil die Pirelli-Reifen schlechter, sondern weil sie anders sind. Nach vielen Jahren mit Michelin wird es für keinen einfach, im ersten Jahr 100 Prozent aus den Pirelli-Reifen zu holen. Klar, die Reifen werden etwas anders sein, weil sie mit der zusätzlichen Leistung einer MotoGP-Maschine klarkommen müssen. Aber die DNA wird dieselbe sein. Das könnte einem Superbike-Piloten mit einiger Erfahrung mit diesen Reifen helfen. Vor allem im ersten Jahr könnte ein Superbike-Fahrer schnell sein, weil er den Vorteil hat, diese Reifen aus der Vergangenheit zu kennen.»


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