Ten Kate Honda: Schluss mit dem Holländer-Team
Das Saison-Finale in Jerez war der Tiefpunkt des Jahres für Pata Honda: Ohne Jonathan Rea war das Team verloren, hatte sich bei der Abstimmung der Elektronik in eine Sackgasse manövriert. Zwei WM-Punkte waren die bemitleidenswerte Ausbeute von Rea-Ersatz Michel Fabrizio und Leon Haslam.
Kein Wunder, kehrte Jonathan Rea nach seinem Oberschenkelbruch auf dem Nürburgring bereits nach sieben Wochen wieder aufs Motorrad zurück. «Ich hatte das Gefühl, dass mich das Team braucht», sagte der Nordire während der Jerez-Tests letzte Woche.
Ersatzmals war in Jerez Elektronik-Spezialist Massimo Neri an der Seite von Rea. Der Italiener kommt aus dem zugesperrten BMW-Werksteam. «Bevor ich meinen Vertrag verlängerte, habe ich nachdrücklich darauf gedrängt, dass wir mit der Elektronik einen neuen Weg einschlagen», erklärte Rea gegenüber SPEEDWEEK.com. «Um das zu erreichen ist es immer am Besten, wenn man einen externen Top-Elektroniker anheuert. Max hat viel Erfahrung mit verschiedenen Motorrädern. Dass ich ihn jetzt an meiner Seite habe, ist sehr wertvoll. Ich habe bereits an diesem einen Testtag in Jerez einiges gelernt, auch das Team lernt viel. Das gibt allen zusätzlich Motivation. Wir können unsere Probleme aber nicht an einem oder an zwei Tagen lösen. Das wird viele Wochen auf dem Prüfstand brauchen, viele Liter Benzin und viel harte Arbeit.»
Breddels: «Wir bleiben ein holländisches Team»
Reas Crew-Chief Chris Pike, ein Brite, war der erste Ausländer im Ten-Kate-Team. Nun folgt Massimo Neri. «Weitere Umbesetzungen sind nicht geplant», hielt Pieter Breddels, der Technische Koordinator des Teams, fest. «Massimo hat viel Erfahrung mit anderen Motorrädern und Systemen, er ist schon sehr lange im Rennsport. Wir haben nur eigene Erfahrung, haben bislang alles selbst erledigt. Wir sind sehr froh, dass wir jetzt neuen Input bekommen. Sein Input war von Anfang an da, wir haben schon am ersten Testtag Fortschritte erzielt.»
Während sich andere Spitzenteams Know-how aus allen Richtungen einkaufen, ging Ten Kate stets den eigenen Weg. Die niederländische Tuning-Schmiede bildet das Personal selbst aus, die Mitarbeiter sind alle festangestellt und arbeiten das ganze Jahr in der Werkstatt in Nieuwleusen, wenn sie nicht auf der Rennstrecke sind.
«Wir hatten immer Angst, dass wir mit Nicht-Holländern von der Kultur her nicht klarkommen, dass wir dann keine Einheit mehr sind», bemerkte Breddels. «Vielleicht haben wir auch gedacht, dass wir die Probleme alle selber lösen können. Vor zwei Jahren haben wir mit Johnnys Crew-Chief den ersten Ausländer ins Team geholt. Vielleicht haben wir damit zu lange gewartet. Wir bleiben ein holländisches Team, aber man muss sich auch ändern. Das hätten wir schon früher machen sollen.»