EBR (Buell): Made in USA ist kein Qualitätsmerkmal
Aaron Yates und EBR fahren weit hinterher
Buell schickt ein echtes Werksteam in die Superbike-WM. Das ist die offizielle Version. In Wirklichkeit handelt es sich um Martini Corse, beim Auftakt auf Phillip Island war nicht ein Ingenieur aus der EBR-Fabrik anwesend. «Wir machen viel selbst», räumte Pilot Aaron Yates im Gespräch mit SPEEDWEEK.com ein.
Dass eine Allianz mit einem europäischen Team geschmiedet wurde, macht Sinn. «Aus logistischen Gründen haben wir das Team in Italien stationiert», erklärte Teammanager Giulio Bardi. «Norditalien ist ein guter strategischer Platz, von dort aus kommen wir schnell überall hin. Auch die Zuliefererfirmen sind nahe. Wir hätten das Team nicht in den USA stationieren und die Motorräder zwischen den Rennen hin und her fliegen können. Das wäre zeitlich gar nicht gegangen. Die Teile werden aber alle bei EBR produziert. Wir sind das EBR-Team.»
Da ab dem ersten Europarennen (13. April in Aragón) abgesehen von den offiziellen Dorna-Testfahrten für alle WM-Piloten für den Rest der Saison Testverbot gilt, wird Buell keine Riesenschritte nach vorne machen. Dazu würde auch die Manpower fehlen. Im Gegensatz zu BMW früher oder Aprilia heute, werden sich die WM-Newcomer auch kein Testteam leisten. Bardi: «Wir haben auch ein Team in den USA. Dort sind die technischen Regeln zwar anders, aber es wird eine enge Zusammenarbeit geben. Einige Dinge können wir sicher in der US-Meisterschaft probieren. Wir haben nicht die Zeit, um mit einem Testteam während der Saison ein Testprogramm in Europa zu fahren. Außerdem dürften wir ohnehin nicht auf den WM-Strecken fahren.»
Aktuell fehlt es EBR an allem: Die fehlende Leistung des 1200 ccm großen Twins sorgt für erbärmliche Topspeed-Werte der EBR 1190RX, die riesige Bremsscheibe am Vorderrad sowie die Hinterradfederung ohne Umlenkung sorgen bei Experten für Stirnrunzeln und Diskussionen. Mit Geoff May und Aaron Yates hat EBR auch nicht die beiden schnellsten Fahrer im Paddock unter Vertrag.
Darauf kam der US-Truppe auch nicht an. «Aaron Yates hat in den USA Meisterschaften gewonnen, er ist ein sehr erfahrener Pilot», unterstreicht Bardi. «Es ist unsere erste Saison, dass wir zwei Fahrer haben, die das Motorrad kennen, ist definitiv ein Plus. Beide sind auch gute Entwicklungsfahrer. EBR ist eine amerikanische Firma, wir wollten amerikanische Fahrer. Yates und May waren die natürliche Wahl.»
Werden wir Charakterkopf Erik Buell dieses Jahr auch mal bei einem Rennen treffen? «Erik Buell ist ein Renn-Enthusiast», versichert der Teammanager. «Er fuhr selber Rennen, ist sein ganzes Leben schon im Rennsport. Er muss zwar auch eine Firma führen, was sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, wir werden ihn aber sicher bei einigen Rennen sehen.»