Ducati-Manager Marinelli: Revolutionäre Ideen für Evo
Ducati-Manager Ernesto Marinelli (li.)
Um Geld zu sparen, muss der technische Level in der Superbike-WM gesenkt werden. Diesbezüglich herrscht bei den meisten Herstellern Einigkeit, auch wenn immer wieder betont wird, dass die technische Komponente nur zirka 3o Prozent des Gesamtbudgets ausmacht. Das restliche Geld wird für Logistik, Personal und Hospitality verbraten.
«Wenn ich persönlich ein Reglement für die Superbike-WM erstellen müsste, würde ich nicht das Superstock Reglement wählen», sagte Ducatis Superbike-Direktor Ernesto Marinelli zu SPEEDWEEK.com. «Ein Superstock-Motorrad ist ein Straßenmotorrad, an dem nicht viel verändert werden darf. Wenn ein Hersteller sein Motorrad nicht auf dem höchsten technischen Level baut, ist es nicht konkurrenzfähig. Man muss dem Hersteller erlauben etwas zu verändern, damit die Maschine konkurrenzfähiger wird. Ist man zu streng, schließt man Hersteller aus.»
2014 sehen wir erstmals seriennahe Superstock-Motorräder unter dem Namen Evo gegen hochgezüchtete Superbikes antreten. Alle Evo-Teams haben sich für Maschinen von BMW, Ducati oder Kawasaki entschieden, die momentan drei besten Serienmotorräder. Auf einer Honda, Yamaha oder Suzuki anzutreten ist sinnlos, da diese Bikes selbst im Superstock-1000-Cup nicht konkurrenzfähig sind. Für MV Agusta und Buell (EBR) gilt dasselbe.
Wie sähe für Marinelli das perfekte Evo-Reglement aus?
Wären die Regeln der IDM für die Superbike-WM passend?
Nein. Ich glaube wir benötigen Regeln, die ähnlich sind wie in der Superbike-WM jetzt, nur etwas eingeschränkter. Zurzeit gibt es keine Kostengrenze. Es kommt aber nicht nur darauf an, Geld in der Technik einzusparen. Es gibt einige Teams mit nur einem Fahrer, die aber mehr Menschen beschäftigten als andere Teams mit zwei Piloten. Durch die technischen Begrenzungen des jetzigen Evo-Reglements werden einige Teile des Motorrades kritisch beansprucht, darunter der Motor und das Fahrwerk. Das macht es schwierig, dass alle Fahrer auf einen Level kommen. Aber für ein Privatteam sollte es egal sein, welche Marke es wählt. Die Teams sollten die Motorräder und Ersatzteile direkt über den Händler beziehen können und wissen, dass jeder ähnliches Material bekommt, egal von welchem Hersteller. Das wäre ein relativ kostengünstiger Weg, der auch sehr einfach für die Teams zu überprüfen ist.
Warum wird diese Idee nicht von der Hersteller-Vereinigung MSMA vertreten?
Gute Frage. Ich glaube, das ist einfach meine Meinung. Unter den MSMA-Mitgliedern gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. Es gibt Hersteller, die arbeiten in der Superbike-WM auf kleiner Flamme und bei anderen steckt wirklich großer Aufwand dahinter.
Wir haben oft die Diskussion, wen das Reglement bevorzugt oder eben nicht. Dieses Jahr fahren Superstock-Bikes mit, die technisch nicht weit von Serienmotorrädern entfernt sind, zusammen mit Superbikes, die teilweise Technik auf MotoGP-Niveau verwenden. Es ist doch klar, dass dabei sehr große Abstände entstehen. Das will niemand sehen, die Unterschiede sind zu groß.