Jonathan Rea in MotoGP: Es geht nicht ums Geld
Mit 27 Jahren hat Jonathan Rea nicht mehr ewig Zeit, den Umstieg aus der Superbike- in die MotoGP-WM zu bewerkstelligen. Seit vielen Jahren bemüht sich der Nordire um einen Platz in der Königsklasse, doch für Honda drängte er sich nie auf. In der Superbike-WM gewinnt er zwar jedes Jahr Rennen, beendete die Weltmeisterschaft aber nie in den Top-3. Und jeder im MotoGP-Fahrerlager kann sich an das Scheitern von erfolgreicheren Champions wie Troy Corser, Troy Bayliss, Colin Edwards, James Toseland oder Ben Spies erinnern.
Honda weiß aber auch, dass Rea mit der CBR1000RR nie das beste Motorrad hatte, HRC-Manager Livio Suppo würde ihm gerne eine MotoGP-Chance gewähren. Mehr als eine Production-Honda in einem Kundenteam würde der 14-fache Superbike-WM-Laufsieger nicht bekommen, für eine Werksmaschine bei Repsol, LCR oder Gresini kommt er nicht in Frage.
Damit ist programmiert, das Rea im Haifischbecken MotoGP aufgefressen würde. Das weiß er. Welchen Antrieb sollte er haben, sein gemachtes Nest zu verlassen?
«Ich glaube nicht, dass es bei Johnny ums Geld geht», sagte Pieter Breddels, Technischer Koordinator von Hondas Superbike-Team, zu SPEEDWEEK.com. «Er verdient in der Superbike-WM gut. Was er hier verdient, kann er in MotoGP kaum bekommen. Aber Fahrer suchen immer die Herausforderung. MotoGP ist die Formel 1 des Motorrad-Rennsports, Superbike ist DTM. Die Frage ist, ob er in MotoGP im Mittelfeld oder bei den Superbikes vorne fahren will.»
Honda hat eine neue Fireblade angekündigt, diese wird aber nicht vor 2016 auf den Markt kommen. Verlängert Rea seinen jetzigen Vertrag, müsste er ein weiteres Jahr ohne Titelchance fahren. Das technische Reglement 2015 macht es für Honda noch schwieriger.
Breddels: «Seit Jahren haben wir Angst, dass Johnny zu einem anderen Hersteller geht. Was könnte er zeigen, wenn er auf einer Aprilia sitzen würde? Das ist, was jeder wissen will. Ich hoffe, er bleibt bei uns.»
Für das Superbike-Team von Honda ist Rea überlebenswichtig: Seit dem Titelgewinn von James Toseland 2007 gewannen nur er, Carlos Checa und Ryuichi Kiyonari Rennen mit der Fireblade. Die Liste der gescheiterten Piloten umfasst einige Namen mehr: Leon Haslam, Rubén Xaus, Max Neukirchner, Hiroshi Aoyama, Kenan Sofuoglu und Roberto Rolfo.