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Wegen Sportlichkeit: Aprilia riskiert den WM-Titel

Von Ivo Schützbach
Marco Melandri gewann beide Superbike-WM-Läufe in Jerez vor Aprilia-Teamkollege Sylvain Guintoli. Der Franzose ist im Titelkampf auf sich alleine gestellt.

«Will Aprilia nicht Weltmeister werden», fragten einige Leute bei Kawasaki nach dem Doppelsieg von Marco Melandri in Jerez. «Warum schenkt Aprilia zehn Punkte her», war bei Honda zu hören.

Aprilia leistet sich den Luxus, dass sie ihren beiden Piloten Marco Melandri und Sylvain Guintoli freie Fahrt lassen, obwohl Melandri nur noch theoretische Chancen auf den WM-Titel hat. Bei noch 100 zu vergebenden Punkten in den letzten zwei Events in Magny-Cours und Doha, hat Jerez-Doppelsieger Melandri 85 Rückstand auf WM-Leader Tom Sykes (Kawasaki).

Teamkollege Guintoli konnte seinen Rückstand in Andalusien von 44 auf 31 Punkte verringern. Hätte er beide Rennen vor Melandri gewonnen, wären es nur noch 21.

Die Philosophie von Aprilia-Rennchef Romano Albesiano erfordert Charakter, er stellt die Sportlichkeit über den Erfolg. Sein Vorgänger Gigi Dall’Igna war anders: Er bremste 2012 Eugene Laverty ein, damit er Max Biaggi auf seinem Weg zum zweiten Superbike-Titel nicht in die Quere kommt. Egal, ob sich ein Team für oder gegen Teamorder entscheidet, Kopfschütteln und –nicken von Fans und Medien wird sich die Waage halten. Zumindest verdient sich Albesiano dafür viel Respekt.

«Mein Ziel war, Punkte auf Sykes aufzuholen», hielt Guintoli nach seinen zweiten Plätzen fest. «Letztes Jahr war ich in Jerez nicht so gut, ich habe nicht erwartet, dass ich in beiden Läufen um den Sieg kämpfe. Es gibt noch 100 Punkte zu holen, alles kann passieren. Das nächste Rennen ist in Magny-Cours. Eine Strecke, die ich sehr mag und wo ich auf die Unterstützung der französischen Fans zählen kann.»

Marco Melandri wäre ohne seinen verkorksten Saisonstart Titelkandidat. Von den letzten zehn WM-Läufen hat er fünf gewonnen und stand siebenmal auf dem Podium. «Ohne meinen Sturz hätte ich auch in Laguna Seca einen Doppelsieg einfahren können», ist der Italiener überzeugt. «Zu Rennbeginn in Jerez war ich nicht sehr schnell, aber ich fuhr konstante Zeiten und konnte mich stetig steigern. Ein großartiger Sonntag für mich.»

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