GSX-R verspätet sich: Ohne Milwaukee kein Suzuki-Team
Seit Mitte Juli wissen regelmäßige SPEEDWEEK-User: Das langjährige Suzuki-Team Crescent wechselt für 2016 zu Yamaha. Nun ist der japanische Hersteller auf der Suche nach einem neuen Partner, um die nächstes Jahr kommende neue GSX-R1000 zu promoten.
Einst war das belgische Alstare-Team Suzukis Stolz in der Superbike-WM, 2005 wurde mit Troy Corser der bis heute einzige WM-Titel gewonnen. Seit Februar 2010 musste sich Alstare selbst um die Entwicklung der Motorräder kümmern, Suzuki hatte das einstige Werksengagement auf die Lieferung von Ersatzteilen zurückgeschraubt. Für 2012 hätte es nicht einmal mehr diese gegeben, Alstare und Suzuki trennten sich.
Seit 2012 hält Crescent in der Superbike-WM die Suzuki-Flagge hoch, Teameigentümer Paul Denning hat sich bis zum Ausstieg von Suzuki aus der MotoGP-WM Ende 2011 einen Namen als Teammanager gemacht.
In Anbetracht des mangelnden Supports durch Suzuki Japan kann es Denning nicht schwer gefallen sein, für 2016 zu Yamaha zu wechseln. Vergangenes Wochenende fanden in Jerez weitere Gespräche zwischen ihm und Yamahas Road-Racing-Manager Andrea Dosoli statt. Dem Vernehmen nach soll die Partnerschaft zwischen Crescent und Yamaha kommenden Mittwoch verkündet werden.
Kein Wunder, nimmt Crescent am heutigen Superbike-Test in Jerez nicht teil, weitere Entwicklungen für Suzuki machen aus Teamsicht keinen Sinn.
Neue GSX-R1000 erst im Juli 2016
Suzuki steht für kommende Saison vorerst ohne Team da. In Jerez ist durchgesickert, dass die neue GSX-R1000 zwar 2016 kommen wird, die offizielle Vorstellung soll aber erst im Juli im Rahmen der Suzuka Eight Hour sein. In anderen Meisterschaften könnte sie ab Mai zum Einsatz kommen.
Die Homologations-Vorschriften des Motorrad-Weltverbands FIM lassen das zu. Ein Hersteller hat zwei Möglichkeiten, um an der Superbike-WM teilzunehmen. Er präsentiert zum Zeitpunkt der vorläufigen Homologation 125 Motorräder und ist ab dann dabei. Des Weiteren müssen im ersten Jahr insgesamt 250 Stück, innerhalb von zwei Jahren 1000 Stück, gebaut werden. Erst dann erhält ein Motorrad die tatsächliche Homologation.
Die zweite Möglichkeit: Ein Hersteller hat zum Zeitpunkt der Erstteilnahme an der WM keine 125 Motorräder fertig, darf trotzdem vier Monate lang mitfahren, erhält aber keine WM-Punkte. So machte es Bimota, für Suzuki kommt diese Lösung nicht in Frage.
Um die Entwicklung der neuen GSX-R1000 kümmert sich die japanische Tuning-Schmiede Yoshimura, welche auch den Suzuka-Einsatz bestreitet.
Drei Szenarien für den WM-Einstieg
Das Team von Shaun Muir, dieses Jahr in der Britischen Superbike-Meisterschaft unter dem Namen Milwaukee Yamaha am Start, denkt schon länger über den WM-Einstieg nach. Für 2016 bieten sich bei den Superbikes drei Möglichkeiten: Milwaukee wird Suzuki-Werksteam, Aprilia-Werksteam oder Yamaha-Satellitenteam.
Milwaukee ist ein Hersteller von Elektrowerkzeugen, die Milwaukee Tool Corporation, 1924 in Milwaukee/Wisconsin gegründet, ist eine Marke von Techtronic Industries. Zu dieser Firma gehören auch AEG, Ryobi, Hoover, Dirt Devil und Vax.
Muir und Suzuki verhandeln schon länger, vor drei Wochen hat sich WM-Vermarkter Dorna eingeschaltet und Suzuki Japan bekniet, der Superbike-WM 2016 treu zu bleiben.
Für Suzuki und Milwaukee vorstellbar: 2016 zur Vorbereitung gemeinsam die Britische Superbike-Meisterschaft bestreiten. In den ersten Rennen mit dem aktuellen Modell, ab Mai mit der neuen GSX-R, und dann 2017 gemeinsam in die Superbike-WM wechseln.
Entscheidet sich Milwaukee für Aprilia oder den Verbleib bei Yamaha, verschwindet die Marke Suzuki – zumindest vorläufig – aus der Superbike-WM.
Was Milwaukee ärgert: Yamaha hat im Vornherein ausgeschlossen, dass sie bei der Rückkehr in die Superbike-WM 2016 das Werksteam bekommen. Ein Weltkonzern wie Milwaukee wird sich nur schwer vorstellbar in die Lakaien-Rolle von Crescent begeben und als Satelliten-Team auftreten.