WM-Piloten rüsten auf Motoren mit 600 ccm Hubraum um
Ben und Tom Birchall auf einer LCR Honda 600
Der Auftakt zur Seitenwagen-WM 2017 ist wieder am 15. April auf dem Bugatti-Circuit von Le Mans. Der Lauf findet am Sonnabend statt, exakt vor dem Start zum 24-Stunden-Rennen der Endurance-WM, sicherlich wieder vor annähernd 100.000 Zuschauern.
Am 20. und 21. Mai finden die Rennen 2 und 3 in Oschersleben nahe Magdeburg statt. Zwischen den beiden Läufen wird das 8-Stunden-Rennen zur Endurance-WM gefahren.
Am 17. und 18. Juni tritt die Sidecar-Elite zu den Rennen 4 und 5 auf dem Pannonia Ring in Ungarn an. Danach folgt am 6. August Rennen 6 in Assen. Wie im Vorjahr ist der Lauf in den großartigen Gamma-Racing-Day eingebettet, bei dem Racing pur in puncto Motorräder und Autos geboten wird. Und das bei freiem Eintritt für das Publikum.
Der Abschluss der WM ist für den 9. und 10. September in Kroatien terminiert. Auf dem Automotodrom Grobnik nahe Rijeka, der bis dahin mit einem neuen Belag ausgestattet sein soll, finden die letzten beiden Rennen statt.
Nachdem es im Vorjahr noch zwei Wertungen gegeben hatte, eine für die 1000er, die zweite für Seitenwagen mit 600 ccm, sind ab dieser Saison nur noch die hubraumschwächeren Aggregate zugelassen. Die Verantwortlichen erhoffen sich dadurch Fahrzeuge, die von Fahrern und Beifahrern sauberer beherrschbar sind.
«Die Reifen kommen bei den 600ern von 14 auf 13 Zoll herunter», sagt Chassis-Konstrukteur Louis Christen dazu, «das heißt, der Schwerpunkt des Gerätes sinkt um 50 bis 60 Millimeter und damit auch die Gefahr der Nichtbeherrschung. Das Fahrzeug ist dann nicht mehr so anfällig für Fehler, die im schlimmsten Fall einen Überschlag zur Folge haben. Es geht doch bei dem neuen Regelement nicht um die PS, sondern um ein Rennsportgerät, was sauber beherrschbar ist.»
Wie viele Teams in der neuen Saison die WM fahren werden, gab der zuständige FIM-Koordinator, Ralph Bohnhorst aus Braunschweig, bisher noch nicht bekannt. In gut unterrichteten Kreisen spricht man derzeit von 19 Fahrern.
Dazu gehören auf jeden Fall der Österreicher Michael Grabmüller und die Brüder Ben und Tom Birchall, die beide schon im Vorjahr mit 600er F1-Gespannen unterwegs waren. «Ich unterstütze die Birchalls», erklärt Louis Christen, «sie holen bei mir die Teile ab, die ich in der Schweiz vorbereitet habe und sie schweißen das dann in England zusammen. Das funktioniert sehr gut.»
Ben und Tom Birchall, die sich 2016 den WM-Titel in der 600er-Klasse holten, sollen mittlerweile schon acht Stück der neuen Renngeräte für die WM verkauft haben, darunter auch eines an den Briten John Holden, der immer schon mit LCR-Geräten unterwegs war. «John sagt, es wäre perfekt, genau wie eines von Christen«, freut sich der Schweizer Chassisbauer über das Lob, «das ist der Beweis, dass das stimmt und dass es funktioniert.»
Wer hat bisher noch umgerüstet? Da ist einmal der Österreicher Peter Kimeswenger, der einen 600er Kawasaki bei Christen hat einbauen lassen. Auch der Schweizer Jakob Rutz lässt umbauen, er vertraut aber weiter auf Yamaha. Dazu kommen der Niederländer Bennie Streuer und der Weltmeister von 2016, Pekka Päivärinta (FIN).
Rudi Schmied aus Wartenberg hat für den Österreicher Benni Pichler eine sogenannte Adolf RS für die WM vorbereitet. Auch der Slowene Janez Remše vertraut den Geräten des Bayern, der mit Rolf Steinhausen und der Firma Adolf Präzisionsteile (Wartenberg) kooperiert. Remše wird selbst eines der Geräte pilotieren, das andere bekommt Multi-Champion Tim Reeves (GB).
Kalender Seitenwagen-WM 2017:
Rennen 1: Le Mans (F), 15. April
Rennen 2: Oschersleben (D), 20. Mai
Rennen 3: Oschersleben (D), 21. Mai
Rennen 4: Pannonia Ring (H), 17. Juni
Rennen 5: Pannonia Ring (H), 18. Juni
Rennen 6: Assen (NL), 6. August
Rennen 7: Grobnik-Rijeka (CRO), 9. September
Rennen 8: Grobnik-Rijeka (CRO), 10. September