World Cup: Weshalb Wölbert verzichtet
Kevin Wölbert mangelt es normal nicht an Einsatz
Alle reden von Ehre, wenn es darum geht, für die deutsche Nationalmannschaft zu fahren. Ein Grundsatz, den auch Kevin Wölbert hochhält. Um Deutschland international zu vertreten, fuhr der Heidhofer sogar bis ins russische Balakovo, weit hinter Moskau, und auch sonst überall hin, wohin man ihn nominierte.
Doch dass man in der Regel viel Geld mitbringen muss, um für das Nationalteam zu fahren, wissen die Wenigsten. Nicht einmal 500 Euro wird jeder Fahrer in Landshut erhalten – allerdings muss dafür schon der Sieg rausspringen. Zahlreiche kaputte Reifen und einen Motor, der schneller zum Service muss, hat man obendrein.
Da Wölbert seinen Lebensunterhalt mit dem Driftsport bestreitet, kann er nicht auf die drei Rennen verzichten, die er durch den WM-Lauf in Landshut verpassen würde.
Freitagabend hat der 22-Jährige ein Heimrennen in Edinburgh. Von der schottischen Hauptstadt aufs europäische Festland zu kommen, ist aber nicht so einfach. Flüge nach München, um rechtzeitig zum Training in Landshut zu sein, gibt es aus Schottland nicht. Die Alternative wäre, quer über die Insel die ganze Nacht durch nach London zu fahren. Wenn alles gut läuft, ist der Trip in 7,5 Stunden zu schaffen. Ein übermüdeter Wölbert beim Rennen in Landshut würde aber auch keinem etwas bringen. Christian Hefenbrock, der ebenfalls am Freitag ein Rennen in England hat, hat es leichter: Von Somerset nach London zu kommen, um eine frühe Maschine nach München zu besteigen, ist ein Kinderspiel.
Hinzu kommt, dass Wölbert am Sonntag bereits wieder in Newcastle fahren muss. Für die 500 Euro Startgage wären noch nicht mal die Reisekosten bezahlt, geschweige denn die Reifen und der Motorenverschleiss. Da das Fahren für die Nationalmannschaft ein reines Draufzahlgeschäft ist, sind die Gründe für Wölberts Fernbleiben nachvollziehbar. Für den Verdienstausfall kommt niemand auf.
Sicher ist Deutschland keine Speedway-Nation, und ein Vergleich mit beispielsweise dem dänischen Team, das sogar staatlich gefördert wird, ist, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen. Doch da es auch kleine Speedway-Länder wie Frankreich und Tschechien schaffen, ein gutes Budget zu bekommen, fragt man sich, was in Deutschland schief läuft.
So blöd es sich anhört: Am schlimmsten wäre es, wenn Deutschland sich bei der Senioren- und Junioren-Team-WM für das Finale qualifiziert, dazu bei der Paar-EM. Das Budget des deutschen Teamchefs René Schäfer ist nämlich immer gleich. Würde sich Deutschland für die Finals qualifizieren, müsste Schäfer von dem festgelegten Budget die zusätzlichen Rennen auch noch mitfinanzieren. Am Ende würde fast gar kein Geld mehr für Trainingslager des Nachwuchses übrigbleiben. Die Katze würde sich damit einmal mehr in den Schwanz beissen.