Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Wunder von Auckland: Martin Smolinskis magische Nacht

Von Manuel Wüst
Bis Weihnachten blicken wir im SPEEDWEEK-Adventskalender auf die 100-jährige Geschichte des Speedwaysports zurück. Heute geht es um den 5. April 2014, als Martin Smolinski in Neuseeland eine Sensation gelang.

In unserem Blick auf die Geschichte des Speedwaysports darf ein großer Moment aus deutscher Sicht auf keinen Fall fehlen. Im August 2013 erfüllte sich Martin Smolinski mit dem vierten Platz im Challenge im britischen Poole seinen Traum von der Teilnahme am Speedway-Grand-Prix. Der Auftakt fand 2014 nach 2012 und 2013 zum dritten und bisher letzten Mal in Neuseeland statt. Nachdem das Equipment bereits den Weg nach Neuseeland gefunden hatte, reisten die Teams mit dem Flugzeug nach Auckland. Martin wurde von SPEEDWEEK-Redakteur Ivo Schützbach begleitet, der umfassend von dem Ereignis berichtete.

«Ich bin ganz zufrieden, wir haben gut angefangen», urteilte Martin Smolinski nach dem ersten GP-Training im Western Springs Stadium. «Kurz vor dem Training haben wir einen Zahn langsamer übersetzt, wir lagen mit unserer Einschätzung echt gut. Die Bahn war sehr griffig, aber meine Motoren ziehen gut rum.»

Die guten Trainingseindrücke sollte Martin, der sich als erster Deutscher für den Grand Prix qualifiziert hatte, im Rennen umsetzen können. Im dritten Lauf war «Smoli» erstmals an der Reihe und stand mit Greg Hancock, Niels-Kristian Iversen und Fredrik Lindgren am Band. Der Start war noch nicht das Gelbe vom Ei und Martin war zunächst nur Dritter, kämpfte sich aber in der dritten Runde innen an Lindgren auf den zweiten Platz vor.

Im siebten Lauf startete er vom inneren Platz und konnte sich diesmal von Beginn an vor Chris Holder an die Spitze setzen und auf der inneren Linie davonfahren.

Im dritten Durchgang war der Bayer vom äußeren Startplatz gefordert und holte von diesem vor Tai Woffinden und Matej Zagar seinen zweiten Laufsieg. War Smoli bei seinem Sieg im zweiten Durchgang in der ersten Kurve ganz innen geblieben, zog er diesmal außen herum in Front und suchte auch im Rennen immer wieder die weite Linie.

Vor dem vierten Durchgang hatte der damals 29-Jährige mit acht Punkten bereits seinen Platz in den Halbfinals in der Tasche und mühte sich gegen Nicki Pedersen, Krzysztof Kasprzak und Darcy Ward auf dem letzten Platz. In der vierten Runde attackierte Martin auf der inneren Linie Ward, der auf dem dritten Rang lag, erwischte bei der Attacke eine Rille und knallte in den Australier, für den der Abend nach diesem Sturz beendet war.

Im 20. Lauf war Smoli wieder mehr bei der Musik und holte zwei weitere Punkte, sodass er die Vorläufe mit zehn Zählern zweistellig abschloss.

Nachdem Kasprzak für das zweite Halbfinale den roten Startplatz gewählt hatte, entschied sich der Olchinger für den blauen, während Andreas Jonsson von weiß startete und Kenneth Bjerre von gelb. Den Start machte Kasprzak, doch ausgangs der Startkurve schnappte sich der Deutsche die Führung, verlor diese aber wieder an den Polen. Mit dem zweiten Platz zog Smoli ins Finale ein und Jason Crump, der für das Fernsehen kommentierte, zog verbal den Hut vor Smolinski und gab zu, solch eine Leistung nicht von ihm erwartet zu haben.

Das Finale sollte alle bisherigen Läufe toppen. Bei der Startplatzwahl blieb für Smoli nur der äußere übrig und er kam von diesem nicht gut los. Kasprzak übernahm die Führung und Martin blieb auf der inneren Linie, klebte aber zwei Runden lang auf dem letzten Platz. In der dritten Runde machte der Bayer dann in der Startkurve gewaltig Meter gut, war auf einmal mittendrin im Geschehen und zog am Schweden Lindgren vorbei. Eingangs der letzten Runde beharkten sich Kasprzak und Pedersen dermaßen, dass sich eine Lücke auftat, in die Smolinski hineinstach, sich vor Nicki Pedersen setzte, in der Zielkurve innen dicht machte und als Sieger die karierte Flagge sah.

Was sich im April 2014 in Auckland abspielte, ging als größter Erfolg eines deutschen Speedwayfahrers nach Egon Müllers Weltmeistertitel 1983 in die Geschichtsbücher ein und blieb bis zum heutigen Tage einmalig.

 

 


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