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Michael Härtel: Eine Persönlichkeit wie Robert Barth

Von Ivo Schützbach
Michael Härtel wurde von den Usern von SPEEDWEEK.com zum «Fahrer des Jahres» gewählt. Der 18-jährige Bayer über seine Saison 2015 und was ihm diese Auszeichnung bedeutet.

Es war eine knappe Entscheidung, doch letztlich setzte sich Michael Härtel in Ihrer Gunst gegen Jörg Tebbe und Kai Huckenbeck durch. SPEEDWEEK.com sprach mit Ihrem «Fahrer des Jahres».

Du hast mehr als doppelt so viele Stimmen wie der Speedway-Weltmeister geholt. Das ist nicht schlecht?

Wenn man sich das so auf der Zunge zergehen lässt, ist das eine Ehre. Speedway-Weltmeister ist das Oberste.

Die ersten drei, Tebbe, Huckenbeck und ich, sind dem Anschein nach beliebt bei den Fans mit unserer Art und unserem Auftreten. Es war sicher von Vorteil für uns, dass wir uns auch in Deutschland präsentieren. Wir sind nicht so weit weg wie ein Tai Woffinden, es ist ja auffällig, dass drei Deutsche vorne dran sind.

Während du 15,6 Prozent aller Stimmen bekamst, kommt Martin Smolinski nur auf 6,2, Greg Hancock auf 4,9 und Erik Riss als Langbahn-Vizeweltmeister auf 4,1 Prozent. Die Fans schätzen deine Erfolge und den ersten DM-Titel von Jörg Tebbe anders ein als die Erfolge der drei Genannten?

Das muss so sein. Ich kann mir auch vorstellen, dass die Fans Wert auf Persönlichkeit legen, sonst lässt sich das fast nicht erklären.

Deutscher Speedway- oder Deutscher Langbahn-Meister ist vom Erfolgsgrad her nicht recht viel anders. Da kann man nicht sagen, dass der Titel von Tebbe angesehener ist als der von Smolinski. Auf der Seite von Tebbe standen die Fans also wegen anderen Sachen.

Betrachtest du deine Saison selbst auch als überragend oder ist das für dich alles normal?

Nein, es hat schon alles sehr gut gepasst, ich bin überaus zufrieden. Ich habe die ganze Saison ohne Verletzung rumgebracht, das ist extrem wichtig.

Es gibt auch nicht viele Rennen auf die ich zurückblicke und sage, dass dort gar nichts gepasst hat. Ich fuhr letztes Jahr 43 Rennen, da fuhren einige andere weniger. Klar sind da auch welche dabei, die nicht so gut waren. Aber insbesondere bei den wichtigen Rennen hat es immer gut gepasst. Die greifbaren Ziele habe ich erreicht, ich denke da etwa an den U21-Titel.

Dass ich meinen ersten Langbahn-GP gewinne, mit Regenabsage, daran habe ich Anfang der Saison nicht gedacht.

Schon beim ersten Grand Prix in Herxheim habe ich Lauf für Lauf betrachtet. Ich machte gute Starts und es lief. Danach hatte ich ein gewisses Selbstbewusstsein und wusste für Vechta, dass ich ein gutes Ergebnis einfahren kann. Deswegen gehe ich aber nicht dahin und sage, dass ich den Grand Prix mal eben schnell gewinne. Mein Ziel war ins Finale zu kommen – aber selbst wenn ich das nicht geschafft hätte, wäre ich nicht unzufrieden gewesen. In einem Langbahn-GP ist keiner dabei, der dominiert. Vechta ist Speedway-ähnlich. Ich wusste, dass ich gut Speedway fahren kann und deswegen auch nicht schlecht zurechtkomme.

Wobei ich sagen muss, dass ich im Training kämpfen musste, das war nicht leicht. Die Umstellung vom Speedway war groß für mich. Wenn du nach zehn Speedway- ein Langbahnrennen fährst, dann verkrampfst du dich am Anfang und dir geht gleich die Kraft aus. Nach dem Training war ich ziemlich fertig, ich bin auch alle Trainings gefahren und wollte jede Runde ausnützen.

Der Sieg war dann ein brutaler Erfolg. Deshalb möchte ich sagen, dass meine Saison fast perfekt war.

Gab es etwas, das du hättest besser machen können?

Nicht viele Situationen. Zum Beispiel das zweite Bundesliga-Finale in Stralsund hat mich geärgert, weil ich nicht mehr Punkte geschrieben habe. Aber es passiert ja öfters, dass man sich vertut oder etwas nicht passt.

Das ist bei allen so. Tai Woffinden gewinnt auch nicht alle der zwölf Grands Prix. Manchmal ist auch er nicht vorne dabei. Wenn es nicht passt, wenn man keine Starts hat, dann ist es schwierig.

Bei vielen Rennen kann man nicht immer einen guten Tag haben, so einen Fahrer gibt es nicht.

Wer ist für dich der Fahrer des Jahres?

Das ist schwierig zu sagen. Jeder hat seine Art und Weise, jeder betreibt den Sport anders. Der eine ist mehr der schüchterne Typ... Vergleich nur mal den Martin Smolinski mit dem Jörg Tebbe. Smolinski betreibt den Sport anders – ob das besser oder schlechter ist, weiß man nicht. Das will ich gar nicht beurteilen.

Mich freut es, dass ich von den Fans gut aufgenommen werde.

Mit 18 Jahren hast du doch sicher noch Vorbilder in dem Sport? Gibt es keinen Fahrer, der dich beeindruckt hat?

Da gibt es mehrere. Wenn ich mir im Speedway-GP ein dominierendes Rennen von Woffinden oder Hancock anschaue... ich war live in Melbourne, was der Hancock da abgezogen hat, war extrem. Der zauberte Starts hin, da dachte ich mir, das gibt es nicht, was machen die anderen am Start? So einer ist dann schon ein Vorbild für mich. Da sehe ich, wie weit es gehen kann.

Mit den Vorbildern ist es immer schwierig. Ich gebe immer Robert Barth an, er ist ein Vorbild, schon alleine von der menschlichen Seite. Ich kenne ihn gut und stehe immer auf seiner Seite. Ich sehe die Sachen meistens so, wie er sie sieht. Er hat immer bis aufs Letzte gekämpft, das ist auch meine Persönlichkeit, ich gebe nie auf.

Wahlergebnis «Fahrer des Jahres»:

1. Michael Härtel 15,64 Prozent
2. Jörg Tebbe 15,31
3. Kai Huckenbeck 14,81
4. Darcy Ward 8,97
5. Jannick de Jong 8,48
6. Tai Woffinden 7,16
7. Emil Sayfutdinov 6,75
8. Martin Smolinski 6,26
9. Greg Hancock 4,94
10. Erik Riss 4,12
11. Nicki Pedersen 3,95
12. Dimitri Bergé 3,21
13. Joonas Kylmäkorpi 0,41

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