Jawa-Werkspilot Martin Smolinski: «Batterie ist voll»
Martin Smolinski: Nicht nur auf einer Spur unterwegs
Der 30-Jährige erläuterte die Gründe für sein Fehlen in Dohren im Gespräch mit SPEEDWEEK.com und blickte auch auf die Saison 2015 zurück. Daneben äußerte er sich auch zu seiner Zukunft.
An diesem Sonnabend findet der Saison-Kehraus in Dohren statt. Du bist nicht dabei, obwohl du beim ausgefallenen Termin am 17. Oktober auf der Startliste aufgeführt warst.
Ich kann in Dohren leider nicht dabei sein, denn mein Bundesligateam vom AC Landshut feiert am Samstag Saisonabschluss. Da ich der Kapitän bin, wäre es sehr schlecht meinem Arbeitgeber und dem Team gegenüber, wenn ich dann nicht da wäre. In Dohren wäre ich sehr gerne dabei gewesen, denn das ist eine sehr gute Veranstaltung. Ich wünsche ihnen gutes Wetter, viele Zuschauer und interessante Rennen.
Wenn du die Saison im Rückblick betrachtest, welche positiven Erinnerungen hast du da für dich?
Das Positivste für mich ist, dass meine Batterie zu dieser Jahreszeit noch immer voll ist und das ich bei jeder Veranstaltung die ganze Saison über immer sehr happy war. Dieses Jahr habe ich alles etwas anders angefasst und bin auch jetzt noch sehr entspannt. Die Jahre zuvor stand ich unter extremem Leistungs- und Erfolgsdruck und auch finanziellem Druck.
Bei welchen Rennen warst du mit deiner Leistung besonders zufrieden?
Zu Anfang der Saison hatte ich mit dem Material Probleme, dann war ich aber mit dem Verlauf größtenteils zufrieden. Es gab, so glaube ich, keine Veranstaltung, bei der ich schlecht gefahren bin. Im Großen und Ganzen bin ich ganz zufrieden mit meiner Leistung. Ich konnte den Deutschen Meistertitel erringen, konnte diverse Hausnummern setzen. Ich habe dieses Jahr einen neuen Weg eingeschlagen mit den Jawa-Werksmotoren. Ich hatte anfangs ein paar Schwierigkeiten mit dem Material, mit dem ich nicht ganz zufrieden war, aber im Laufe des Jahres hat sich alles ganz gut entwickelt.
Du hast immer betont, dass die Zusammenarbeit zwischen dir und der Firma Großewächter Racing-Parts aus Spenge sehr gut ist, warum hast du diese Zusammenarbeit eigentlich beendet?
Ich weiß nicht, wo ich gesagt hätte, dass ich die Zusammenarbeit beendet hätte. Ich wüsste auch nicht, wann ich dazu eine Aussage getroffen hätte.
Also arbeitest du weiter mit Großewächter zusammen?
Ich bin immer noch in Kooperation in Verbindung mit Jawa. Es gibt ein paar Sachen, die sich anders entwickelt haben, wie es ganz genau abläuft ist unsere Angelegenheit.
Jaroslaw Rezler, der Generaldirektor von Jawa sagte in Bezug auf die Motoren, dass es besser wäre, keinen Tuner dazwischen zu schalten, da der Motor anschließend zwei- bis dreimal so teuer für den Fahrer sei.
Ja, es gab eine Aussage vom Jawa-Chef, dass sie es gut fänden, wenn die Fahrer direkt mit dem Werk zusammen arbeiten würden, anstatt den Weg über die teuren Tuner-Kosten zu gehen. Es ging darum, dass Jawa es unerhört findet, wenn der Motoren-Preise über die Tuner so stark erhöht seien. Dass heisst letztlich, das Werk will die Kosten für die Fahrer senken.
Geht es denn ohne Tuner?
Es geht darum, wie man es haben möchte. Jeder Fahrer ist ein Individualist, der für sich selbst entscheidet, welchen Weg er gehen will. Wir haben nicht mehrere Werke, sondern nur zwei Motorenhersteller und dann Tuner, die die Motoren komplementieren. Da steckt natürlich viel Arbeit drin und daher steht am Ende auch ein höherer Preis.
Hast du auch Negatives in dieser Saison erlebt?
Negativ war für mich das schlechte Abschneiden in der EM und auch in Landshut konnte ich mein Können nicht immer so abrufen, wie ich es gerne getan hätte. Das hat mich sehr, sehr stark geärgert. Auch im Challenge konnte ich mich nicht qualifizieren, da wir zu dem Zeitpunkt noch viel Arbeit mit dem Material hatten. Ich war noch nicht da, wo ich hin wollte und war noch sehr unzufrieden mit Vielem. Ich war noch nicht im Einklang mit meinem Material. Für mich ist das Ziel aber nicht nur über das Jahr gesehen, sondern ein Langzeitplan. Ich möchte ja den Bahnsport nach vorne bringen und da ist es gut, wenn ein weiterer Motorenhersteller wieder mit dabei ist.
Nervt es dich, dass du mit dem AC Landshut nicht Deutscher Meister geworden bist?
Jo mei, nerven ist übertrieben. Wir hatten mit dem AC Landshut eine super Saison, aber Nordstern Stralsund hatte zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute vor Ort. Der AC Landshut war die letzten sieben Jahre im Bundesligafinale, ich war die letzten neun Jahre im Finale, war dreimal Meister mit Olching und vier- oder fünfmal Meister mit Landshut. Also rein von der Konstanz her arbeiten wir hier sehr gut. Wir haben ein sehr gutes, bodenständiges Team, unsere Fans können sich mit unseren Fahrern sehr gut identifizieren. Wir haben das Team kaum geändert und haben kaum Gebrauch gemacht von der Ausleihregel. Wir sind das ganze Jahr mit einem rein Landshuter Team gefahren. Und man hat gesehen, das so etwas funktioniert.
Wenn man sich das Beispiel Norden Haie ansieht, die nach nur einer Saison wieder aufgeben, kann man sich da nicht fragen, ob das Bundesliga-Reglement vielleicht verbesserungswürdig ist?
Wenn ich einen Vertrag unterschreibe oder ich schreibe mich bei einer Meisterschaft ein, dann muss ich das Reglement kennen. Wenn ich mich im Nachhinein über das Reglement beschwere, dann habe ich meine Hausaufgaben nicht gemacht. Der AC Landshut arbeitet mit dem Reglement seit Jahren, es ändert sich ja auch zum Teil mehrmals jährlich, aber wir akzeptieren die momentane Situation und machen das Beste daraus. Ich fand es persönlich aber schade, dass das Reglement es zulässt, dass mehrere Fahrer bei mehreren Teams gefahren sind. Es ist insofern zwar gut, dass die Fahrer auf mehr Rennen kommen, auf der anderen Seite ist es wichtig, dass sich die Fans mit dem Team identifizieren können. Aber wenn immer wechselnde Fahrer da sind, ist die Identifikation mit dem Team gar nicht mehr möglich.
Man stelle sich vor, in der Fußball-Bundesliga spielt der FC Bayern mit Lewandowski gegen den VfL Wolfsburg und beim nächsten Spieltag spielt Wolfsburg gegen Bayer Leverkusen, bei denen Lewandowski für ein Spiel aushilft. Das wäre undenkbar, oder?
Natürlich. Das Wichtigste sind die Fans, die müssen sich mit dem Team identifizieren können. Wenn die Mannschaft sich dauernd ändert, können sie sich nicht identifizieren. Ich appelliere an die Speedway-Teams, mit den Fahrern zu arbeiten, die da sind und an die Fahrer, nur für ein Team zu fahren. Auf lange Sicht gesehen, ist das der Weg für die Liga, so bekommt man auch die Zuschauer in die Stadien. Wenn man sich einigermaßen gut aufstellt, kommt man auch gut durch die Saison.
Welche Ziele hast du für 2016?
Ich möchte mich wieder für den Speedway-GP qualifizieren, auf jeden Fall wieder in den Challenge kommen. Ich möchte auch wieder beim EM-Challenge vorne mitfahren. Auf jeden Fall will ich in Deutschland wieder viele Rennen fahren, auch auf der Langbahn. Für meine Sponsoren und Partner ist es wichtig, dass ich auf deutschem Boden vertreten bin, dass ich hier gesehen werde. Hoffentlich gibt es nicht wieder so viele Terminüberschneidungen zwischen Speedway und Langbahn, ich denke da auch an die Deutsche Langbahn-Meisterschaft.
2015 gab es eine Reihe dieser Terminkollisionen, oder?
Da müssen sich diverse Veranstalter an die eigene Nase fassen, denn mit solchen Terminen schneiden sie sich ins eigene Fleisch. Man muss gemeinsam arbeiten, denn nur so ist man stark.
Du engagierst dich schon seit einiger Zeit im Bahnsport über die eigene Fahreraktivität hinaus.
Ich bin einer der wenigen Fahrer, der auch im Hintergrund für die Fahrer aktiv arbeitet. Ich fahre nicht nur, ich habe auch im Hintergrund einige Fäden in der Hand. Ich kümmere mich um das Finanzielle für Fahrer, unterstütze kranke Kinder und schule den Nachwuchs. Seit drei Jahren biete ich mit dem Schorsch Hack Trainingscamps für Kinder an, mache derzeit fast wöchentlich ein Techniktraining auf der Bahn in Olching für die Kids und habe dort jetzt auch einer Reihe von Presseleuten den Bahnsport näher gebracht. Wir planen auch mit Landshut, Abensberg und Olching eine Dreierpartnerschaft für eine Jawa-250er-Akademie, wo Nachwuchsfahrer geschult werden können. Zeitlich bin ich also ziemlich ausgebucht.
Interessiert dich auch Eisspeedway?
Interessieren ja, ich bin ja schon einmal in Steingaden ein Rennen mitgefahren und das Motorrad steht auch immer noch da. Ich brauchte mich nur draufhocken und fahren, aber momentan habe ich keine Zeit dafür. Ich arbeite derzeit daran, meine Zukunft zu strukturieren, denn es gibt ja nicht nur den Bahnsport, sondern auch ein Leben nach dem Bahnsport.