Reizthema Teterow-GP: Hardcore-Fan spricht Klartext
Gänsehautstimmung in Teterow
Noch nie gab es im deutschen Speedwaysport so viele hochkarätige Veranstaltungen wie in diesem Jahr: Best-Pairs und SGP-Challenge in Landshut, SEC in Güstrow, das Nations und den Grand Prix in Teterow sowie weitere internationale Prädikate und top besetzte offene Rennen. Speedway ist in Deutschland im Aufwind – sollte man meinen.
Aber gerade die deutsche Fangemeinde ist gespalten. Viele Anhänger bemängeln vergangene Veranstaltungen oder kritisieren im Internet und den sozialen Medien Events bereits im Vorfeld, wie aktuell Deutschlands größtes Speedwayrennen, den «German FIM Grand Prix» in Teterow, welcher am 22. September 2018 in der Bergring-Arena Teterow stattfindet.
SPEEDWEEK.com sprach mit Insider René Eberhardt aus Neubrandenburg, welcher Admin des ersten deutschen Speedway-Forums INSPEED.de war und jetzt als Fan bei vielen Rennen im In- und Ausland anzutreffen ist.
René, du warst lange Zeit Admin und Gesicht von INSPEED.de. Was hat dich damals dazu bewegt, ein Diskussionsforum für deutsche Fans online zu stellen?
Ich habe es ja nicht online gestellt, das waren andere. Ich war nur als Admin tätig und habe mich natürlich nicht nur online hinter «Ebi» versteckt, sondern war beziehungsweise bin ja auch viel an den Rennbahnen unterwegs.
Es war toll, viel neue Leute in ganz Deutschland kennen zu lernen und sich auszutauschen. Ich war eher aktiver User und mit der Übernahme der Seite durch Peter Timm Sportreisen, mit dem ich auch oft zu Rennen unterwegs war, hat sich das so ergeben, dass ich Admin wurde. Ich denke, wir haben einen guten Job gemacht mit dem Liefern von Ergebnissen und Insiderinfos.
Das Internet war damals noch nicht so voll mit Infos wie heute. Da hieß es noch schnell nach Hause und Ergebnisse vom Programmheft abtippen. Live-Update war kaum möglich, da SMS ziemlich teuer waren, aber auch das haben wir manchmal bei besonderen Rennen gemacht, gerade wenn es um WM-Qualis oder Ähnliches ging.
Hattest du noch weitere Aktivitäten im Speedwaysport?
Naja, ich habe noch ab und an mal für die «Bahnsportkids» geschrieben, die es leider auch nicht mehr gibt. Ansonsten war ich leider nie in einem Verein tätig, da man uns in Neubrandenburg ja das Stadion genommen hat und alles andere zu weit weg ist, um sich aktiv einzubringen.
Nachfolger von INSPEED.de ist die Seite SPEEDWAY-FORUM.de, wo die Fans über die Veranstaltungen diskutieren. Gab es zu deiner Zeit als Admin auch so viel Kritik an Rennen?
Natürlich gab es auch Kritik, und die manchmal nicht zu knapp. Obwohl ich meine, dass man mehr über den Sport an sich diskutiert hat. Heißt, es ging eher um schlechte und gute Leistungen von Fahrern.
Auch gab es zum Beispiel Wildcard-Diskussionen, und das genauso intensiv wie heute. Ich kann mich gut an eine Riesendiskussion um Robert Barth und seine Wildcard in Prag 2004 erinnern.
In der Vergangenheit haben sich die Fans Rennen wie Best-Pairs, SEC, SON und SGP in Deutschland gewünscht. Jetzt sind sie Realität, doch es gibt viele negative Stimmen. Liegt das am Überangebot an Rennen?
Man sollte aufpassen, dass man die Fans und deren Geldbeutel nicht überfordert. Und ob es eine Serie wie das Best-Pairs wirklich braucht, wage ich zu bezweifeln.
Du bist aktuell nur noch als Fan bei Rennen vor Ort. Was ist für dich ausschlaggebend, welche Events du besuchst und was ist dir als Zuschauer wichtig?
Aktuell bin ich leider nicht mehr so viel unterwegs, da ich beruflich eingespannt bin. Von daher suche ich erst mal danach aus, was mein Terminplan zulässt.
Mittlerweile guckt man als Fan, ob das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.
Ich finde es zum Beispiel super, was in Cloppenburg, Landshut und Güstrow in den Stadien passiert ist. Diese Veranstaltungen mit Eventcharakter á la «Night of the Fights» in Cloppenburg oder Pfingsten in Güstrow liebe ich, das kann ein Weg sein, neue Fans zu gewinnen.
Diese Vereine machen einiges richtig. Dem Zuschauer wird dort viel geboten und ich glaube, das ist es, was die Fans wollen heutzutage. Eine Mischung aus Event, gutem Sport und einem überschaubaren Zeitrahmen. Cloppenburg hatte mit der Kamera im Fahrerlager und Interviews direkt nach den Heats oder in den Pausen sowie nach strittigen Situationen, ist eine Megaidee. Am Ende muss heute alles passen, die Leute sind sehr anspruchsvoll geworden und haben viel Auswahl, wo sie ihr Geld hintragen können.
Wenn man dann aber die Zuschauerzahl beim U21-EM-Finale in Stralsund sieht, wo wirklich alles gepasst hat, vom Eintrittspreis über das Catering, es gab sogar ein Feuerwerk, zügiger Ablauf usw., und es sind geschätzt nur knapp 1000 Leute dort, da frage ich mich, was ein Vereine noch tun soll, um Leute an die Bahn zu locken?
Aktuell wird viel über den bevorstehenden deutschen SGP Teterow diskutiert. Kritisiert werden die Bahnverhältnisse, Eintrittspreise, Catering usw. Wie siehst du das?
Ich sehe und verfolge die Diskussionen natürlich und kann vieles nicht nachvollziehen. Dass Teterow nie die Bahn wird, wo wir die Megarennen sehen, ist wohl allen klar. Auch ist Teterow meiner Meinung nach am oberen Limit der Preise für das Catering angekommen, das sollte man wirklich überdenken. Egal ob SGP oder offenes Rennen. Dass aber immer und immer wieder schon vor dem Rennen zu diskutieren, nervt irgendwann.
Es wird kritisiert, dass man kein Essen und keine Getränke mit ins Stadion nehmen kann, das kann ich in Prag, Thorn, Cardiff oder bei anderen Veranstaltungen wie Fußball, Eishockey, Handball, Formel 1, Konzerten usw. verständlicherweise auch nicht. Nur in Teterow ist das komischerweise ein Thema.
Selbst eine Rabattaktion des ADAC wird kritisiert, weil man selber schon Karten gekauft hat und fordert den Rabatt nachträglich. Dann erlaubt Teterow nach langen Diskussionen mit den Ämtern Klappstühle, weil es ein riesen Kritikpunkt war, dass man es nicht durfte, und was ist das Erste, was passiert? Die Leute regen sich auf, dass sie Sitzplatzkarten gekauft haben und jetzt plötzlich die auf den «Stehplätzen» sitzen dürfen.
Den Kritikpunkt der Eintrittspreise verstehe ich auch nicht. Ich habe einen Stehplatz für 27,50 Euro und sehe dafür die 15 weltbesten Fahrer zirka 50 km vor meiner Haustür, das ist es mir allemal wert.
Der Bus-Shuttle funktioniert mittlerweile gut, ich habe das selber getestet 2017, da die Parkplätze durch das Wetter unbefahrbar waren. Die Wege zu den Parkplätzen waren im letzten Jahr beleuchtet, der Parkplatz ist stadionnah, gemäht und bewacht, dafür finde ich 2 € nicht zu viel.
Abgesehen von den Preisen funktioniert das Catering zumindest im Stehplatzbereich sehr gut.
Anstatt man sich freut, dass wir einen GP endlich in Deutschland etablieren können, wird das kleinste Haar in der Suppe gesucht. Kritik ist immer wichtig und richtig, nur so kann man lernen. Aber es muss konstruktiv bleiben, und das ist es leider, wenn es um den SGP in Teterow geht, lange nicht mehr.
Sollten die deutschen Fans nicht erfreut sein, dass die weltweit größte Speedway-Serie in Deutschland Station mach? Dadurch hat ein Deutscher wie Kai Huckenbeck als Wildcard-Fahrer die Möglichkeit, sich mit den Besten zu messen.
Das steht außer Frage. Es ist immer gut, das höchste Ereignis in seinem Sport im eigenen Land zu haben. Bessere Werbung gibt es nicht für den Sport. Man muss das nach außen tragen. Was waren das für geile Bilder mit den Deutschlandfähnchen beim ersten GP in Teterow. Ich denke, der GP ist in Teterow sehr gut aufgehoben, Mecklenburg ist eine Hochburg und das Stadion ist groß genug für noch mehr Zuschauer. Allerdings hätte ich persönlich auch nichts gegen das Ostseestadion in Rostock.
Nur die Wildcard sehe ich etwas anders. Klar ist Kai auf Grund diverser Umstände die richtige Wahl in diesem Jahr und ich drücke ihm alle Daumen. Aber sollte es den deutschen GP weiter geben, muss eine andere Regel über die Vergabe her. Ich bin ein Freund davon, die Wildcard dem Deutschen Meister zu geben. Alles andere als eine klare Regel lässt immer viel Raum für Spekulationen. Eine Idee wäre für mich:
Wildcard: Deutscher Meister
1. Reserve: Deutscher Meister U21
2. Reserve: Platz 2 der DM
Bist du beim Teterow-GP vor Ort?
Selbstverständlich, das lasse ich mir doch nicht entgehen.