Rücktritt Greg Hancock: Smolinski im Speedway-GP?
Einer der Größten: Greg Hancock
Wie beginnt man einen Text über einen großartigen Sportler wie Greg Hancock? Man könnte seine zahlreichen Erfolge der Reihe nach aufzählen, doch auch die menschliche Komponente darf bei Greg Hancock auf keinen Fall unerwähnt bleiben. Der Kalifornier trat stets mit einem Grinsen im Gesicht auf, woher sein Spitzname «The Grin» rührt, und war auf wie neben der Strecke als herausragender Sportsmann bekannt und geschätzt.
Doch auch als seine Familie ihn brauchte, war der Sonnyboy für sie da: Als seine Frau die Diagnose Krebs erhielt, verzichtete Hancock auf die komplette Saison 2019 und war an ihrer Seite.
«In den vergangenen zwölf Montan hatte ich viel Zeit, um auf meine Karriere zurückzublicken», so der vierfache Weltmeister. «Auf höchstem Niveau Rennen zu fahren, vier Weltmeisterschaften zu gewinnen, Team- und Paarweltmeister zu werden und Ligatitel zu erringen, waren die anspruchsvollsten und erfolgreichsten Zeiten in meinem Leben.»
«Im vergangenen Jahr für meine Frau und meine Familie da zu sein, hat mein Leben verändert», erklärte der 49-Jährige. «Ich bin dankbar für die Erfolge in meiner Rennkarriere, doch es ist Zeit für ein neues Kapitel. So schwer mir die Entscheidung auch fiel, bin ich überzeugt, dass es die richtige ist.»
Hancock ist einer der erfolgreichsten Sportler aus den Vereinigten Staaten von Amerika und der letzte Aktive im Speedway-Sport auf Weltklasseniveau. Er entstammt der Generation von Weltmeister Billy Hamill (1996), an ihre Erfolge kommt seit Jahren kein US-Amerikaner heran.
Hancock fuhr in seiner Karriere noch in den Ein-Tages-Finals und war ab 1995, seit der Einführung des Speedway-Grand-Prix, in jedem Jahr dabei. Insgesamt startete er in 218 Grand Prix und holte aus 1248 Heats insgesamt 2655 Punkte. Das ist wohl ein Rekord für die Ewigkeit, ebenso wie seine 455 Laufsiege und 92 Finalteilnahmen. Es gab auch noch nie einen Fahrer, der mit fast 50 Jahren auf GP-Niveau fuhr.
1997 gewann Hancock seine erste Weltmeisterschaft und ließ 2011, 14 Jahre später (!), den zweiten Titel folgen. 2014 und 2016 gewann der Kalifornier seine dritte und vierte Weltmeisterschaft, ebenso viele wie der legendäre Däne Hans Nielsen und der Neuseeländer Barry Briggs. Nur Tony Rickardsson (6), Ivan Mauger (6) und Ove Fundin (5) waren erfolgreicher.
Hancock hat bereits angekündigt, dass er dem Sport verbunden bleiben möchte, nennt aber noch keine konkreten Pläne.
Seinen Platz im Speedway-GP 2020 bekommt voraussichtlich der Olchinger Martin Smolinski, der als erster Fahrer auf der Nachrücker-Liste geführt wird. Voraussichtlich deshalb, weil Hancock für dieses Jahr eine Dauer-Wildcard vom Motorrad-Weltverband FIM hatte. Da der Grand Prix erst am 16. Mai in Polen beginnt, könnte die FIM den Platz von Hancock theoretisch beliebig besetzen. Die offizielle Bestätigung von Smolinski steht noch aus.